Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Hörner stiegen wir ins Innere
unserer metallischen Insel. Doch die nächste Tür führe uns zurück zur Konsole
und zur Feier meines sechshundertsechsundsechzigsten Geburtstags…
Die Dunkelheit ist nie vollkommen.
Es war ein wenig enttäuschend, die zwanzig Milliarden
Menschen wieder zu sehen, denn ich habe mich beinahe an den Alltag eines
Geheimagenten gewöhnt. Ich vermisste jetzt schon die Sonnigen Tage, den Ozean,
die vermeintlichen Gefahren des Jobs, die Lizenz zum Töten … ich habe zwar
niemanden getötet, was schon untypisch für James Mond ist, aber vermutlich war
ich nicht bereit dafür … ist ja auch egal – es hat Spaß gemacht. Vor allem die
ständige Anwesenheit einer schönen Frau wird mir fehlen … womöglich ist es
sogar der einzige Grund, warum ich wieder zurück wollte. Mag sein, dass sie
nicht echt war - den Anschein machte sie nicht … und störend empfand ich es
auch nicht.
Ich schaute mir die Weiten und die Tiefen der Kugel durch
den Schleier einer leichten Frustration an: Das Rennen war bereits zu Ende, die
Lorbeeren verteilt, Menschengruppen tummelten sich wohin ich auch schaute,
feierten eine extravagante Party auf bizarrste Weise. Im Zentrum der Kugel,
quasi in der Luft hängend, passierte etwas, das meinen Verstand leicht
überforderte: es war ein riesiger, dreidimensionaler Labyrinth in dem sich
Menschen übertrieben schnell hin und her bewegten, als wenn jemand einen
Videoband ununterbrochen vor- und zurückspulen würde. Das bewegte Bild hatte
etwas Gruseliges an sich: ich hatte das Gefühl, als wären diese Menschen in
einem Zeitabschnitt stecken geblieben, als wären sie für die Dauer der Ewigkeit
dazu verdammt zu … zucken. Ich konnte mir das nicht lange ansehen - die Haare
standen mir bereits zu Berge; ich wollte eher Ausschau nach meiner Clique
halten, da ich mich langsam einsam fühlte, denn niemand in der Nähe war, den
ich kannte. Also drehte ich mich im Kreis, bis ich direkt hinter mit eine Frau
erspürte, die mich leicht höhnisch anlächelte. Diese Frau war …
.Violence!!!
_.James!!!
.Was zum…
Ich musste mich noch mal umschauen, ein Paar Mal blinzeln
und einen Schritt zurückgehen um zu begreifen, dass sie nicht weniger real ist,
als der Rest meiner Umgebung. Ich versuchte zu überlegen, was passiert ist,
aber ihr Grinsen stoppte jeden meiner Gedanken an der zweiten, dritten
Assoziation. Was mir geblieben ist, waren die zum Kontext passenden Synonyme
des Wortes „Teufel“: „Henker“, „Geier“, „Kuckuck“ … und wieder von Vorne…
.Violence!
_.Ja James?
.Was machst du hier?
_.Und du? Was machst du hier?
.Ja aber … ich dachte, du wärest eine Spielfigur.
_.Warst >du< ja auch.
.Ich meine … nein … ich dachte du wärest…
_.Ein Bot?
.Mm…
_.Ich hoffe, das ist nicht als Kompliment gemeint.
.Ich dachte, ich war die einzige reale Person im Spiel… wer
bist du? Kennen wir uns?
_.Ich kenne dich!
.Kenne >ich< dich? …
_.Noch nicht…
.Oh mein Gott!!! Du bist es! Du bist der Mann, der mich …
und du warst im Turm – du bist Cilli! Und du warst im Rennwagen damals…
_.Ich bin kein Mann! Ich bin eine Frau.
.Und du bist Celeia! Du bist >die< Frau!
_.Jetzt bin ich Violence, und du bist James. Ich beweise es
dir:
Sie machte einen Schritt zu mir, den einen, der uns
trennte und presste ihren rechten Daumen gegen mein linkes Schultergelenk
mitten in den Schmerzpunkt. Obwohl meine Schulter höllisch schmerzte, ließ ich
sie einige Sekunden lang gewähren. Die wenigen Sekunden schauten wir uns bloß
zähneknirschend in die Augen, bis ich begriff, dass, völlig egal, wer sie
früher mal alles war, jetzt Violence vor mir stand und Spaß daran hatte, mir
Schmerzen zu bereiten. Mit einer zackigen Bewegung schnappte ich ihren Arm am
Handgelenk und presste mit der anderen Hand ihren Körper gegen meinen. So als
steckten wir mitten in einem heißen Akt eines Romans, küssten wir uns
leidenschaftlich, und ich empfand mit meinem Nacken wieder das Rauschen des
Ozeans in der schauerlichen Gegend des Bermudadreiecks…
Die ersten Paar Sekunden küsste ich Violence. Dann
erinnerte ich mich an den Antlitz von Celeia und betrog Violence gedanklich mit
meiner Traumfrau, die zwar irgendwie dieselbe Frau war, sie andererseits recht
wenig gemeinsam hatten. Also küsste ich sie weitere Sekunden lang mehr
liebevoll als leidenschaftlich … bis ich mich an das Gesicht des Mannes
erinnerte, mich von ihren Lippen
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