Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
kommt
überraschend … sogar Heruge senkt sein Schwert und erstarrt in Beklommenheit
Angesichts des neuen Mysteriums. Dabei würdigt Ryudiga weder mich noch Heruge
eines erklärenden oder beschwichtigenden Blickes und starrt unentwegt durch die
Augen von Erizabesu hindurch, als stünde hinter ihr eine Tafel, auf der er telepatisch
eine Rechnung vollführt. Nach einer Weile scheint er die Rechnung aufgegeben zu
haben, zappelt mit seinen Augen kurz durch die Gegend und nickt die Frau an –
erlaubt ihr zu sprechen.
E…Ich arbeite seit drei Jahren an Kawarimono…
.Kawarimono? Was soll das sein??
R…Die Zombietechnologie.
.Was…???
Allein durch das Hören des Wortes, das in mir
normalerweise Heiterkeit hervorruft, verliere ich die Konzentration und
vergesse mich… Ich vergesse meine Rolle im Spiel und empfinde mich
ausschließlich als Zuschauer, dem die Kinoleinwand gerade einen Witz erzelte –
ich muss lachen … ich lache mich halbtot, ich lache hysterisch … ich bin nicht
da, ich bin >nicht< in dem Raum, er umgibt mich zwar und er beobachtet
mich verstört, aber auf meine Anwesenheit muss er eine Zeit lang verzichten…
Ich bin anscheinend zu oft von einem Extrem zum anderen gesprungen, mein Geist
weiß wohl nicht mehr, wo er hingehört und muss sich nun entladen und neu
starten… Als ich wieder aus meiner Hysterie aufwache, stehe ich gebeugt über
Ryudiga und halte mich an dem Tisch fest. Der verwunderte, ja fast beleidigte
Ryudiga steht auf, geht um den Tisch herum und hält mich ernüchternd an den
Schultern fest.
.Zombies?? Wirklich?
R…Eure Mehrheit ist ein Freund von Huángdì Pankofu und ich
schulde Euch dieselbe Hochachtung und denselben Respekt, aber Eurer
Freundschaft mit Pankofu zugunsten, solltet Ihr diese Erkenntnis behandeln, als
würde sie nicht existieren. Wenn Ihr das Leben dieser Frau verschonen wollt,
stellt ihr bitte keine Fragen über ihre Forschung … es geht um die imperiale
Sicherheit und somit um die Sicherheit von Chīsana – dem Protektorat des
Imperiums. Selbst ich bin nur bedingt bevollmächtigt, Euch den Gegenstand der
Forschung in den Laboren von Frau Rangu zu erläutern. Ich möchte Ihnen
anempfehlen, eine Audienz bei Huángdì Pankofu zu erstreben, um Eure Wissbegier
zu befriedigen.
.Gut, das werde ich machen… Nein! Du machst das für mich, du
erstrebst für mich eine Audienz bei Pankofu, und übermittele ihm: es wäre
schön, wenn ich ihn heute noch sehen könnte … es ist höchste Zeit, ihn zu
besuchen… Ich fliege während dessen mit Heruge und Chāruzu …
Ich kann den Satz nicht zu Ende sprechen, weil Erizabesu,
die anscheinend schon sowieso zuviel weiß, immer noch in der Mitte des Saals
hinkniet. Die Arme, muss doch mittlerweile starke Schmerzen in den Beinen …
simulieren … wie auch immer. Plötzlich ist mir die Frage nach „Sein oder nicht
Sein“ völlig gleichgültig, und nur die Ästhetik des Moments interessiert und
begeistert mich, wie eine kunstvolle Fotografie... Es ist nicht bloß ein Spiel
und nicht bloß eine gute Simulation der Realität, es ist die am besten
inszenierte interaktive Serie, die ich je erlebt hatte… Sicher es gibt hier und
da kleine Fehler und Übertreibungen, aber Momente, wie dieser nehmen mir den
Atem: das diffuse Tageslicht, das die beiden Gestalten in der Mitte des geschmackvoll
entworfenen und verzierten Raums ausleuchtet, das ausdrucksvolle Gesicht des
Mannes mit einem atemberaubend imposanten und unheimlichen Schwert, die
zerknirschte Frau mit niedergesunkenen Augen, alles schreit nach dem Auslöser
einer Kamera, um ein großformatiges Plakat an der Wand eines
Science-Fiction-Schwärmers zu werden… Eigentlich bin >ich< ein Schwärmer
und >ich< bin derjenige, der dieses Plakat braucht… Ich muss mich
zurückhalten, um nicht vor den Augen meiner Untergeben, mit meinen Fingern den
besten Ausschnitt für die Fotografie auszusuchen … ich nehme an, ich würde mich
für den Hochformat entscheiden und möglichst viel von dem Raum auf das Bild
mitnehmen.
Vor dem Hintergrund meiner Begeisterung kommt mir die
wahrscheinlich dümmlichste Idee, die ich in diesem Spiel je gehabt hatte, und
ich unterbreite der Frau auf den Knien den Vorschlag, den Kopf und den Körper
ihres Mannes zu behalten, den sie ohne zu zögern annimmt. In ihren Augen
leuchtet eine Hoffnung, so stark, dass ich für einen Moment bezweifle, dass sie
von dem Tod ihres Mannes überhaupt weiß… Diese verrückten Forscher!
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