Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Wahrheit! Der Mob findet immer einen Grund zum
Pöbeln. Der Unmut der ärmeren Bevölkerungsschicht wächst seit Jahrzehnten
stetig, er ist seit der Besiedelung des Planeten ein fester Bestandteil
chīsanischer Kultur. Huángdì Pankofu wusste die Missstimmung durch eiserne
Hand im Schach zu halten… Es wäre meiner bescheidenen Ansicht nach ein Fehler,
die Angelegenheit so zu behandeln, als wäre sie eine Ausnahme.
R…Eure Mehrheit müsst bedenken, dass wir unter Pankofu ein
reiner Förderplanet waren – die Sicherheit des Erzertrags war unsere höchste
Priorität. Seit Eurer Übernahme haben wir zwar alle Perspektiven eines
eigenständigen Reichs, aber auch alle damit verbundenen Belastungen. Wir
arbeiten täglich hart daran, unsere Ressourcen vernünftig einzuteilen, doch es
wird immer irgendwo etwas fehlen.
H…Nichtsdestotrotz solltet Ihr hart durchgreifen, einen
Exempel statuieren, wenn Ihr so mögt…
.Hat schon jemand versucht, einen Dialog mit der Bevölkerung
zu führen?
Dieses Spiel ist unglaublich: Drei Computerprogramme
imitieren um mich herum drei unterschiedliche Mienen, die eigentlich eine und
dieselbe Empfindung ausstrahlen sollen – die Verblüffung. Ryudiga drehte seinen
Kopf leicht nach rechts, ohne den Scheitel zu bewegen und verengte seine sowieso
schon überdurchschnittlich engen Augen. Ich denke, er glaubt mir nicht und
versucht stattdessen Anzeichen von Ironie in meinen Gesichtszügen zu erkennen.
Heruge zuckte mit seinem Kopf nach hinten. Seine Verblüffung vermischte sich
mit einer leichten Empörung über meine Worte, die ihm fehl am Platz scheinen;
und wenn sie doch richtig platziert waren, so wundert er sich darüber, dass ich
mit keinem Muskel meines Körpers verrate, dass es ein Scherz war … für den Fall
der Fälle lächeln seine Augen kaum merkbar. Chāruzu bewegte seinen Kopf
nicht, dafür wurden seine Augen fast rund und sein Kinn fiel ihm herunter, ohne
dass sich sein Mund öffnete. Er scheint, leicht verängstigt, die Konsequenzen
meines Vorschlags im Kopf auszurechnen… Alle drei wagen es nicht nachzuhacken –
zu grauenhaft erscheint ihnen die Perspektive… Nach einer halben Minute
gegenseitigen Anguckens traut sich Heruge, die Frage zu stellen, die womöglich
jeden von ihnen beschäftigt.
H…Wie meint Eure Mehrheit das konkret? Wollt Ihr Demokratie
einführen?
R…Seit hundert Jahren gibt es im ganzen Universum keine
Demokratie … ich hörte, ganze Imperien sind wegen ihr in nur zehn Jahren
untergegangen.
.Wartet mal! Ich habe nichts von Demokratie gesagt. Ich will
nur wissen, ob ein Chīsaner die Möglichkeit hat, seine Beschwerden zu
äußern … so dass wir reagieren können, bevor Unruhen entstehen…
C…Das hört sich an, als müssten wir sie nicht mehr
ausspionieren – sie würden uns selbst sagen, was in ihren Köpfen vorgeht…
.Ihr verdreht den Gedanken völlig… Ich will auf jeden Fall,
dass ihr es euch überlegt, ob man
mit einer einfachen, kostengünstigen Anlaufstelle für
Beschwerden und Vorschläge seitens der Bevölkerung nicht doch noch die eine
oder andere Unruhe oder Katastrophe vermeiden könnte… Und jetzt ist Schluss!
Ich will den Gefangenen sehen – diesen Karu.. wie heißt er noch mal?
C…Kurausu.
.Genau… Aber vorher wollte ich noch etwas klären: Toku
Furittsu – der hingerichtete Kapitän des Flagschiffs …
H…Was ist mit ihm?
.Hatte er eine Familie?
H…Eine Frau und einen zwölfjährigen Sohn.
.Sie sollen hergebracht werden… Freundlich!
Heruge tippt einen Befehl auf seiner Tastatur, und durch
eine aufgegangene Tür erscheinen zwei mit Hanashinos bewaffnete, staatlich
uniformierte „Schränke“. „Erizabesu und Maikeru Rangu werden unverzüglich in
den Kronsaal gebeten!“, lautet Heruges Befehl, und die beiden Männer
verschwinden wieder, ohne auch nur einen Augenblick lang nachzudenken… Durch
MEINE Erfahrung weiß ich, dass dieser Befehl unmissverständlich formuliert
wurde. Die einzigen fragwürdigen Worte: „unverzüglich“ und „gebeten“ sind durch
Vorschriften fest definiert und dürfen von Beamten nicht hinterfragt werden.
ICH hatte mir nach einem unangenehmen Missverständnis einige von diesen festen
Begriffen von Heruge erläutern lassen: „Unverzüglich“ bedeutet die minimale,
für die Ausführung des Befehls zur Verfügung stehende Zeitspanne. Dieses Wort
benutzt man entweder wenn eine ernstzunehmende Gefahr der Krone beziehungsweise
dem Reich droht, oder wenn es
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