Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
bekannt ist, dass die unverzügliche Ausführung
des Befehls keine Gefahr für die Krone und für das Reich darstellt (zum
Beispiel wenn man einen bereits Gefangenen vorladen will). Sollte ein Beamter
bei der Ausführung des Befehls wider Erwarten feststellen, dass die Ausführung
des Befehls die Krone oder das Reich in Gefahr bringen kann, tritt automatisch
die mildere Stufe der zu benötigenden Zeitspanne in Kraft. Das bedeutet, dass
etwa ein über der Stadt manövrierender Pilot seine Maschine durchaus landen
darf, bevor er abgeführt wird. Das Wort „gebeten“ bedeutet demgegenüber den
minimal erlaubten Gewalteinsatz bei der Ausführung des Befehls, was im Klartext
heißt, dass eine Person getragen werden darf, sollte sie sich weigern, jedoch
sind sowohl das Schlagen, als auch das Schleifen der Person strickt untersagt…
Ich weiß, wie ICH mich eine Stunde lang prächtig amüsierte, als ich Heruges
Ausführungen zuhörte. Aber, ich muss zugeben, praktisch sind die Vorschriften
durchaus … zumindest zeitsparend…
„Was habt Eure Mehrheit vor, wenn Ihr mir die Frage
erlaubt?“, flüstert Heruge mir ins Ohr… Tja … was habe ich vor? Das frage ich
mich auch… Ursprünglich war das Spiel „Universus“ so konzipiert, dass zehn
Stunden die Woche vollkommen ausreichten, um vernünftige Ergebnisse zu
erzielen. Sicher, wer viel Freizeit hatte, konnte auch achtzig und hundert
Stunden im Spiel verbringen, aber viel mehr erreichte man dadurch nicht. Das
neue „Universus“ bietet „Unterhaltung“ für jede Minute, die man im Spiel
bleibt. ICH habe bereits die Erfahrung gemacht, dass wenn man Nichts tut,
Probleme aus „heiterem Himmel“ kommen – Nichts bedeutende, unpersönliche
Probleme. Wenn man dagegen ständig agiert, unterwegs ist, Leute ärgert, Neues
erforscht, freut man sich über neue Schwierigkeiten, Rätsel und Geheimnisse,
denen man einen Namen vergeben kann, weil man damit bereits in Berührung kam.
Das kennt man vielleicht aus Fernsehserien: Man freut sich über ein Gesicht,
das wieder auftaucht mehr, als über ein neues Gesicht … deswegen waren wohl die
Fortsetzungen von Geschichten immer beliebter, als neue, unbekannte
Geschichten… Ich denke nur deswegen will ich die Hinterbliebenen von Furittsu
vorladen, um mir die Chance auf eine Fortsetzung nicht entgehen zu lassen.
.Halte deine Freunde nahe, aber deine Feinde noch näher. Den
alten Spruch kennst du bestimmt.
H…Ich verstehe. Eure Mehrheit ist weise… Soll ich den Beiden
vorweg ein Bisschen Furcht einflößen?
.Den Umständen entsprechend… Daijin Chāruzu bereite den
Transport zum Furīdorando vor … du kommst auch mit.
Chāruzu verbeugt sich und verlässt den Saal. Die
ganzen Möbel, außer unserem Tisch und unseren Sesseln werden in den Boden
eingezogen, so dass einer Audienz nichts mehr im Wege steht. Heruge verlässt
seinen Sitz, holt seinen Hanashinoken aus der Halterung und geht zu der Mitte
des leeren, runden Platzes bis knapp vor die Stelle, wo >noch< niemand
niederkniend vor Angst zittert. Es schaut kurz auf den Boden genau in der Mitte
des Saals, dann macht die Augen zu, um sich zu konzentrieren; er verharrt in
dieser Position, bis die „Gebetenen“ hineingeführt, genau vor Heruge
hingestellt und in die Knie gezwungen werden… Ryudiga hingegen bleibt auf
seinem Platz. Er versucht jegliche Regung seines Gesicht zu verhindern,
trotzdem … oder vielleicht doch deswegen scheint er mir besorgt zu sein –
unglücklich über die Situation.
.Shushō Hidarite Ryudiga! Einige Worte über die Beiden!
R…Ranguerizabesu: vor fünfzehn Jahren nach Chīsana
gekommen … zeitgleich mit der Entstehung der ersten Forschungseinrichtung. Sie
leitet eine kleine Abteilung mit fünf Angestellten. Ihr Sohn, Rangumaikeru,
geht zu einer Eliteschule. Seine Noten: durchschnittlich, sportliche
Leistungen: durchschnittlich, sein Benehmen … auffällig…
E…Eure Mehrheit, bitte…
Fängt die Frau an, mich anzuflehen, doch Heruge drückt auf
einen Knopf seines Hanashinos und eine Furcht erregende, tiefes Schwarz
leuchtende, leisen Bass summende Klinge erscheint direkt vor ihren Augen. Die
Frau verstummt sofort und senkt ihre Augen zu Boden. Während dessen versuche
ich mich vergeblich zu erinnern, was ich mit den Beiden vorhatte, ob ich etwas
Bestimmtes vorhatte, ob ich überhaupt bei Sinnen war, dieses Theater zu
veranstalten. Diese ganze Gewalttätigkeit eines abscheulichen, widerwärtigen
Regimes…
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