Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
auf den Stuhl, hole ein Tuch aus der
Innentasche und wische ihm die Wassertropfen von der Stirn, die ihm anhaltend
in die Augen laufen und ihn blenden. Seine Haare schiebe ich zur Seite, breite
das Tuch auf seinen Haaren aus, damit das Wasser nicht nachkommt und drücke
seinen Kopf gegen die Wand. Er sagt nichts, lässt die Prozedur stillschweigend
über sich ergehen, nur seine Augen äußern mir Verachtung entgegen, die, wie ich
vermute, nicht mal echt ist.
Ich mache mir nichts vor, erwarte nicht ein einziges Wort
aus ihm herauszulocken – ich bin kein Profi und nicht einmal ein Amateur – das
wird mein erstes Verhör. Aber ich bin wissbegierig und will mir diese Chance
nicht entgehen lassen. Mit seinen Augen will ich reden, und deswegen sollen sie
klar und trocken sein, während sein Kopf still und unbeweglich. Ich setze mich
auf den Stuhl und mache die Akte auf. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen
soll, ich weiß nur, dass meine Worte ihn unvorbereitet treffen sollen, damit
seine Augen eine unverfälschte Reaktion zeigen.
Ich lese die Abschnitte langsam vor und oder kommentiere
sie, gebe ihm jedes Mal Zeit zum Reagieren… „Fīrudokurausu …
Achtundvierzig … seit sechs Jahren Informationsoffizier, seit zwei auf
Furīdorando.“, keine Reaktion. „Drei bezaubernde Töchter … dreizehn,
sechzehn und siebzehn Jahre alt.“, sein Unterkiefer bewegt sich leicht. „Frau
Fīrudokāsutin … starb vor zwei Jahren bei einem Unfall.“, er presst
leicht die Lippen zusammen. „Leiblicher Bruder Fīrudokāru vor acht
Monaten vermisst gemeldet…“, er senkt seine Augen kurz zu Boden, blinzelt
nachdenklich und schaut wieder mich an. „Hmm, fangen alle Namen in deiner
Familie mit „K“ an?“, ich blättere zurück und lese die Namen der Töchter:
„Kācha, Kāra und Kurea Fīrudo … hmm … hat das einen tiefen
Grund?“, er schaut wieder ernst und verachtend. „Okey, Kāru Fīrudo …
vermisst gemeldet … drei Wochen später tot, nackt, verstümmelt im Wald … Fall
abgeschlossen … was ist das für ein abstruser Fall?“, er hat seinen Kopf nach
links gedreht und schaut sich Dreck und Rost in der Ecke der Zelle an. „Das
verstehe ich nicht … hier steht, er war ein Kriminalbeamte … starb bei der
Ausübung seiner Pflichten … in Hingai.“, Kurausu scheint nicht reagieren zu
wollen, aber seine Nasenlöcher sind angespannt, und er atmet tiefer. „Was ist
da passiert?“, urplötzlich dreht er sich zu mir und schaut mich verdutzt an;
seine Lippen bewegen sich, ohne dass sein Mund auch nur für einen Millimeter
aufgeht. „Was? Was willst du mir sagen?“, Kurausu presst seine Lippen zusammen
und schüttelt leicht seinen Kopf. „Gegen wen hat er ermittelt?“, er presst
seinen Kopf gegen die Wand, seine Augen suchen nach der Antwort irgendwo links
über mir. „Oder gegen was?“, Kurausu explodiert:
K…Ich habe gestern tausend gute Soldaten getötet, wieso
kümmert dich mein Bruder!? Er war >nur ein Mann .Gute Soldaten sagst du? Das klingt fast, als würdest du
deren Tod bedauern… Waren auch Freunde dabei? Kanntest du eigentlich
Kasupā, dem du den Kopf abgetrennt hast? Ja? Nein? Kanntest du vielleicht
einen gewissen Toku Furittsu und seine Alphamannschaft? Der oberste Toku wurde
hingerichtet, und seine Mannschaft beging Gruppenseppuku… Kinkerusebasuchan
starb vor wenigen Minuten in seiner Zelle – den kanntest du bestimmt. Und ich
werde das Gefühl nicht los, dass im Zusammenhang mit der gestrigen Vernichtung
des Hanōbā noch mehr Leichen auftauchen werden.
Kurausu schaut sich den Boden an. Seine Augen sind
schwermütig, er scheint sich an etwas Bedauernswertes zu erinnern – das Ableben
von irgendeinem der Aufgezählten oder nicht Aufgezählten belastet sein Gewissen
… womöglich von Vielen oder gar Allen… Sein Kummer überträgt sich auf seinen
gesamten Körper und sogar auf die Ketten, die ihn vom Selbstmord abhalten
sollen – sie klirren trostlos und verdichten die bittere Atmosphäre in der
Zelle.
.Mein Daijin für Geheimnisse versucht mir weiszumachen, dass
dieser Sabotageakt eine direkte Konsequenz meiner Machtübername wäre, aber das
ergibt für mich keinen Sinn. Unruhen in der Stadt, Rebellionen, Revolutionen –
das könnte ich glauben … aber einen Kreuzer in die Luft zu sprengen?! Das
erscheint mir höchst unlogisch…
Kurausu hebt seinen müden Blick. Seine Augenbrauen drückt
er zusammen, sodass die Haut über seiner Nase
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