Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
Vom Netzwerk:
die
Beschleunigung lässt nach. Haut und Knochen, die mich auf dem Glas getragen
haben, taten weh. Ich spürte einen Drang nach Bewegung, den ich vorerst auf die
Warteschleife delegierte.
     
      Da wo für meine Augen oben war, war Norden, dort kam der
Horizont zum Vorschein. Vom Süden sah ich ziemlich wenig. Das nicht, weil ich
eine entsprechende Position auf dem Fenster hatte, sondern weil unsere Maschine
in einer Schieflage war. Wir bewegten uns nicht parallel zur Erdoberfläche. …
Toll. Von hier aus, ist die Erde längst nicht mehr flach. Wir waren ganz sicher
parallel zu irgendeinem Punkt auf der Erdoberfläche. Ich meinte allerdings die
eine Stelle, die von uns am Wenigsten entfernt war. Auf jeden Fall … ich könnte
wetten, dass wenn ich aufstehe, ich senkrecht zum Boden fußen würde, trotz der
Schieflage unseres Flugobjekts.
     
      Ich erzähle das eigentlich nur, weil ich mich des Dranges
nach Bewegung auf der Warteschleife wieder entsinnt habe. So wollte ich die
Wette gewinnen, indem ich mich aufrichte und mir beweise, dass ich Recht hatte.
     
      Erster Schritt: Nackenmuskulatur anspannen, Kopf anheben.
Lage beurteilen. Zweiter Schritt: Hände auf der Brusthöhe platzieren,
Oberkörper anheben. Dritter Schritt: Bauchmuskulatur anspannen, Gesäß in die
Höhe schnellen lassen und einen Halbkreis um die Kniegelenke beschreibend auf
den Beinen oberhalb der Füße ablegen. Hände anziehen, sich auf Elenbogen
stützen. Vierter Schritt: sich überlegen, warum ich das schrittweise tue.
Fünfter Schritt: aufstehen.
     
      Anscheinend tat ich dies sehr leise, weil sich Mome
während der Aktion kein bisschen gerührt hat. Im Allgemeinen mag ich es, nicht
bemerkt zu werden, beziehungsweise unbemerkbar bleiben zu können. Wie auch oft,
überlegte ich mir auch diesmal, ob ich Vorteile daraus ziehen kann. Meistens
geht es damit aus, dass ich jemand erschreckt habe.
     
      Da lag meine Praktikantin mit dem Gesicht nach unten, auf einem
überdimensionalen Fenster, ihren Kopf auf beide Hände abgelegt, beobachtend,
wie wir uns von der Erde weg entfernten. Vielleicht schlief sie auch, das
konnte ich von hier aus schlecht erkennen, glaubte aber auch nicht sonderlich
daran. Dieses Bild wird mir noch einige Jahrzehnte im Gedächtnis bleiben,
dachte ich. Ich prägte es mir sorgfältig ein. Die Lichtverhältnisse. Die
Geometrien. Die Beziehungen. Das Bild hinter dem Fenster. Ihre Bekleidung. Ihr
Haar. … Ja, ihre Figur. Die ganze Erotik dieses zauberhaften Moments.
     
      Ich zog mich auf den weichen Boden zurück. Mir ist
aufgefallen, wir hatten in etwa wieder die Beschleunigung, die der
Fallbeschleunigung auf der Erdoberfläche gleich war. Natürlich konnte ich dies
nur schwer einschätzen, weil sich der Mensch bekanntlich so gut wie an alles
gewöhnt, wie etwa an doppelte Anziehungskraft. Ich war mir also nicht sicher,
ob ich mich so schwer fühlte, wie wenn ich gerade zuhause stehen würde. Meine
Muskeln allerdings müssten es genauer wissen. Diese gewöhnen sich viel
langsamer, als das Gehirn. Ich hob beide Arme, mich zu einem Kreuz
vervollständigend und blieb so eine Zeit lang stehen.
     
      In dem Moment fielen mir zwei Sachen ein. Zum einen, tat
mir so Einiges weh, was am zu langen Liegen auf dem harten Glas lag. Zum
anderen, hatte ich eine Wette mit mir laufen. Mir kam, als wäre dies der beste
Augenblick, um mit der Beweisführung anzufangen. Schau, sagte ich mir, ich
stehe vollkommen senkrecht zum Boden. Ja, hast Recht, du bist halt sehr schlau.
Und schau, wie lange ich die Hände halten kann, ohne zu ermüden. Wir sind
sicher bereits bei vierfünftel der Erdanziehung angelangt. Toll, du bist der
Größte. Zieh lieber deine Schuhe aus, die jucken dir überall. Und hör auf, mit
dir selbst zu reden. Warum? Einfach aufhören!
     
      Ich setzte mich hin, zog mir die Schuhe aus, und tat sie
zu meiner Jacke, die bereits auf dem Boden lag. Meine Brille! Mein Computer!
Ich zögerte ein Moment, doch holte direkt danach die Unibrille aus der
Innentasche. Ich setzte sie auf, schaltete den Bildschirm ein, machte die
Kamera an und startete die Aufnahme. Es funktionierte noch alles wunderbar. Ich
legte die Brille so auf der Jacke ab, dass ich davon ausgehen konnte, die
Kamera würde einen Teil der Erde und einen Teil der Kabine gleichzeitig
aufnehmen. Danach richtete ich mich auf und überlegte, wie ich die Praktikantin
erschrecken kann.
     
      Sie hat sich immer noch nicht gerührt. Ich ging
vorsichtig, leise,

Weitere Kostenlose Bücher