Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Fasern,
Gefäßen und Gebeinen, beherrscht Meere, Länder und Lüfte, macht gar vor dem
unliebsamen Kosmos nicht halt. Wenn jemand so etwas Spezielles, wie ein Gehirn
vorausgesagt, erlaubt oder geplant hat, warst du es, die diese Idee umzusetzen
schaffte, und tatest es nach eigenen Wunsch und Wille. Du bist so kreativ, wie
alle fliegenden und kriechenden Getiere, alle reibenden Züge und Flüsse und
alle wundersamen Naturereignisse zusammen. Du bist spontan, grausam, taktlos,
rücksichtslos, ohne jegliches Mitgefühl, du bist direkt und aufrichtig,
berücksichtigst keine Wünsche und äußerst deine nur durch Taten und Kreationen,
dennoch, eigentlich aber deswegen, bin ich hier… Und … ich weiß, das Universum
ist groß, es könnte viele ähnliche, womöglich bessere Planeten geben, doch du
bist meine Heimat, meine Mutter, meine Ernährerin, du bist mir am nächsten, du
bist die einzige, die ich kenne, die einzige, die mir wertvoll ist, du bist
diejenige, die ich jetzt betrachte, zu der ich jetzt spreche; ich will dich
bewundern, ich bewundere dich.
..Dann muss ich mich geirrt haben.
Von Anziehung und Anziehungslosigkeit.
Ich wunderte mich je mehr, je höher wir aufstiegen, über
die Wolke. Sie glänzte weiße Farbe nur so von sich. Schwer zu glauben, dass sie
auch nur von einer Seite auch nur irgend andersfarbig war, ganz zu schweigen
von schwarz. Es wunderte mich, sie hatte in etwa die Größe und die Form meiner
Stadt. Verwunderlich, wie sie ganz einsam über dem Land hinweg zog, von der
Sonne hinfort. Majestätisch - sie beeilte sich nicht. Ich glaubte, ihre nasse
Spur zu erkennen. Habe ich nur geträumt? Träume ich? War sie für mich bestimmt?
… Ich überblicke bereits eine große Region um die Stadt, bald große Räume um
die Region, bald noch mehr, und für das kleine Stück Watte sah ich immer noch
keine Seinesgleichen. Wir flogen über einem weiträumigen Hochdruckgebiet. Es
gab keine Erklärung für dieses Phänomen. Es gibt immer eine Erklärung. Diese
Wolke hatte keine Daseinsberechtigung. Sie hatte niemanden darum gefragt.
Unter meiner Stirn versammelten sich meine beiden Hände.
Es wäre äußerst unbequem und schmerzvoll, meinen Kopf auf die Nase zu stützen.
Ich entbehrte eine Hand und streckte sie in die Richtung, wo meiner Erinnerung
nach, der Kopf und die Hände von Mome befindlich waren. Ich erreichte eine
ihrer Hände und kniff fest darein. Sehr fest.
..Au.
Es kam ziemlich neutral, fast pflichtbewusst, etwas
verträumt und faul. Ich war dennoch zufrieden. Ich zog meine Hand zurück zu der
ursprünglichen Position. Ich lächelte, nur für mich. Sie hat es nicht anders
verdient, dachte ich. Und spürte daraufhin einen stechenden Schmerz in meiner
Hand.
.Auuaa.
Das tat ziemlich weh. Sie benutzte Fingernägel für ihre
Rache. Wer hat sich diesen Test überhaupt ausgedacht? Und … wer kann mir jetzt
garantieren, dass ich nicht träume?
Ich machte mir die Mühe, und erhob meinen Kopf. Ich traf
auf ihren Blick. Das sah wunderschön aus, weil die Lampen in der Polsterkabine
nicht wirklich gegen das Licht von der Erde ankamen, und somit ich ein von
unten beleuchtetes Mome Gesicht bewundern konnte. Mein Gesicht sah bestimmt
genauso beeindruckend aus… Ich versuchte mir die Situation von der Seite
vorzustellen. Am besten auf einer Kinoleinwand. Filmreif. Das ganze. Bloß die
Handlung ist etwas diffus. Worauf soll das ganze überhaupt hinaus? Wir schauten
uns scheinbar emotionslos an, als wären wir auf einem Bild gemalt, das man sich
mindestens eine Stunde lang anschauen kann, weil unsere Blicke nichts sagend
und alles sagend zugleich waren.
Wir kannten uns so gut, wir senkten unsere Häupter in
demselben Moment, ohne den Gesichtsausdruck zu wechseln. Die Erde. Welch ein Anblick.
Keine Aktionen mehr. Entspann dich. Lass dich treiben.
Dich verzaubern. Träume es. Frage nicht. Reagiere nicht. Interessiere dich
nicht. Verarbeite es. Speichere es. Verewige einzelne Details. Momente. Bilder.
Lass dir Geschichten erzählen. Entmachte deinen Verstand deiner Gliedmaßen.
Stell die Kritik ein. Lausche. Werde Eins mit dem formreichen Licht. Bewundere
deine Heimat, deine Mutter, deine Ernährerin. Will es. Möge es. Mehr.
Aus dem Trancezustand erwachte ich erst, als sich der
Horizont in meinen Blickwinkel hineingeschlichen hat. Meine erste Frage
lautete: werden wir langsamer? Und die Antwort darauf: nein, bloß
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