Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
schwungvoll aufrichtete.
Das kam sogar überraschend. Ich wahrnahm noch im Anflug,
wie die Miene von Mome ihre Aussage innerhalb einer halben Sekunde von neckend
grinsend gegen panisch lähmend ersetzte. Die restliche Zeit bis zur Kollision
verwandte sie für den Versuch, einen Ausweichmanöver zu starten. Sie rutschte
nur aufgrund von Gewichtsmangel aus, ohne nennenswerte, positive Wirkung. Ganz
in Gegenteil stellte sie jetzt ein perfektes, aussichtsloses, ohnmächtiges
Opfer dar.
Ich habe ausdrücklich neben Mome gezielt, damit ich sie
nicht mit dem Kopf treffe, sondern sie mit einer ausgestreckten Hand mitnehmen
kann. Dass ich keine Zeit hatte, über die Konsequenzen nachzudenken, ist Ihnen
sicher klar. Nun ja, den physikalischen Naturgesetzen zufolge klappte ich Mome
in der Mitte zusammen, drehte uns beide um den Mittelpunkt unserer beiden
Massen, flog mit Füßen nach vorne von der Lichtung weg, Mome wohlgemerkt immer
noch in der Hand haltend und ließ sie erst kurz vor der Landung los, damit sie
und ich eigenständig den Boden erreichen. Gut, der Boden musste es nicht
unbedingt sein und … der Boden ist es nicht unbedingt geworden. Denn, ich
verstehe nicht ganz, wie es passiert ist, ich bin schon wieder auf einem Sitz
gelandet, Knie und Kopf, wie vorhin, vertauscht, bloß erblickte ich diesmal die
Decke statt des Bodens.
Den Kopf gedreht, hielt ich nach Mome Ausschau. Zuvor
hörte ich sie lachen und wollte unbedingt wissen, warum sie wieder auf diese
höhnische Weise lustig ist, obwohl ich es ihr eigentlich heimzahlen wollte.
Dagegen wo ich es gesehen habe, kam mir ihr Lachen noch viel zu barmherzig vor.
Sie saß tadellos, ordnungsgemäß und völlig entspannt in ihrem Sessel und
bezeigte mich mit ihrem Zeigefinger. Ich schaute geradeaus zur Decke, weil ich
mir irgendetwas überlegen wollte. Ich war etwa bei „…das gibt es nicht…“, als
sie plötzlich vor mir auftauchte, mich mit beiden Händen anpackte, mich hochhob
und mit einer tiefen, scheinbedrohlichen Stimme mich scheinbedrohlich tadelte.
..Du Schuft, du wagst es, mich dermaßen anzufallen! So ochse
den Groll der furiosen Praktikantin.
Und schmiss mich über ihrem Kopf erneut gegen die Wand.
Ich dachte noch beim Fliegen, etwa während meine visuelle Wahrnehmung den Boden
von der Decke auseinander zu halten versuchte: „wenn ich schon wieder auf
gewohnte Weise auf dem Sitz lande, werde ich bloß aufstehen und mich kühl und
stilvoll des imaginären Staubs entledigen“. Diesmal sah ich den Aufprall
kommen, ich schaffte es noch rechtzeitig, das Gesicht wegzudrehen. Und obwohl
ich diesmal nicht in einem Sitz gelandet bin, wollte ich mich dennoch des
Staubs entledigen, drehte mich dafür um und merkte, dass es bereits zu späht
war. Da war wieder dieses Bild … Moment, ich nehme am besten einen neuen
Anlauf…
Da war wieder dieses Bild, das ich schon etwa hundert bis
hundertsieben Mal geklaut gesehen habe und nur ein Mal original. Das war das
Bild einer in der Luft hockend schwebenden Dame bekannt aus einem
Kino-Dreiteiler um die Jahrtausendwende und aus ein Paar Dutzend Parodien des
Originals. Ich hätte nie im Leben gedacht, … nein, ich wäre nicht einmal auf
die Idee gekommen, dieses Bild in echt vor mir zu sehen, dabei auch noch
beteiligt zu sein … als Opfer. Ich war mir ganz sicher, sie wird es tun. Und
dann dachte ich, warum es bloß so lange dauert? Läuft die Zeit langsamer? Wenn
es der Fall wäre, dann könnte ich mir ja überlegen, wie ich mich wehren könnte.
Und in dem Moment, wo ich mich entschloss, mich zu wehren, tat sie es.
Wir flogen ordnungslos durch den Raum, jeweils in eigene
Richtung. Irgendwann beim Gedanken, dass es diesmal wehtun wird, musste ich
mich berichtigen: ich flog ordnungslos durch den Raum, sie allerdings … ich
merkte diesmal den Unterschied zwischen ihr und mir, sie hatte es drauf. Sie
konnte es. Sie wusste, wie. Sie hatte scheinbar Erfahrung. Sie drehte sich in
der Luft, wie eine Katze, eigentlich wie eine Leichtathletin und landete wieder
auf die Füße.
Ich lag irgend nur wie da, diagonal gestreckt von irgendwo
nach irgendwohin, etwa zwischen einem Sitz und dem Raum zwischen den Sitzen,
mit einem verrenkten Nacken, hielt mich an der Schulter, auf die ich gelandet
bin, und das Einzige woran ich dachte, war … „wie knapp sie doch neben meiner
Jacke gelandet ist“.
.Vorsicht bitte, da liegt meine Unibrille auf der Jacke
nebst deinem
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