Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
„Pff“,
dachte ich, „schon gut“, und schuf ein symmetrisches Bild … so gut ich nur
konnte. Sein nächster Blick verfolgte Momes Weg von der Bar bis zu unserer
Ruhestätte und das Tablett in ihren Händen. Symmetrisch abgestellt genau
zwischen uns beiden bereits sitzenden. Ich erblickte ein Schachbrett mit
zweiunddreißig Schachfiguren aus … Sushi, drei Paar Stäbchen, ein Krug und drei
lehre Tassen. Mome spielte weiterhin die Bedienung , verteilte die Stäbchen und
füllte die Tassen. Wir hoben die Tassen stießen an und tranken. Ich weiß nicht,
was ich da trank, ich war sicher, es war nicht Sake.
….Wie g-g-g-geht’s dir?
Hm, habe ich schon erzählt, dass mein Chef wie ein
Wahnsinniger stottert? Das tut er … meines Wissens seid seine Tochter,
vielleicht sogar seine Frau starb.
….H-h-h-hast du gut gesch-sch-sch-lafen?
Völlig automatisch drehte ich meinen Kopf zu Mome. Sie
hatte ein Lächeln an, das in meinen Augen leicht zur Obszönität tendierte. Frei
übersetzt hieß es nicht mehr und nicht minder, als: „ha-ha-ha“. Ich blickte zurück
auf meinen Gegenüber und nickte bejahend.
.Wie geht’s >dir Wie kommst du hierhin? Und … was
wird das alles? Wollen wir Schach spielen?
Mome schnappte sich als Erste die Stäbchen und verspeiste
einen meiner Bauer. Daraufhin verspeiste Chef meine Königin. Drei Paar Augen
machten den Raum unsicher, sprangen hin und her, bildeten imaginäre Winkel und
Dreiecke. Wenn das Lächeln ein Wesen wäre, könnte man behaupten, es wäre ein
Virus. Es nistet sich meist gleich bei der Geburt im Gehirn ein und wohnt dort
im Gewühl der Nervenzellen. Bricht jedes Mal aus, wenn das Lächelabwehrsystem
versagt. Zunächst erreichen die Symptome die Augen des Betroffenen. Das Glas
der Augen fängt an zu glänzen, einige der Muskeln spannen sich an, die Pupille
vergrößert sich und wird unruhig. Ist die Abwehr unfähig, den Ausbruch zu
verhindern, verbreitet sich das Lächeln über die Nase und über die Backen
Richtung Mund. Die Muskeln um die Lippen herum ziehen sich zusammen und
verzehren äußerst das Ruhige Bild des Mundschlitzes. Die Mundöffnung wird
entsetzlich groß, die Zähne kommen zum Vorschein, der Rachen wird sichtbar. Die
Backen runden sich, überall im Gesicht entstehen entstellende Falten, Tränen
kommen hervor… In besonders schlimmen fällen wird die Atmung an ihrer regelrechten
Betriebsamkeit gestört, wird zaghaft bebend, meist begleitet von einem lauten
bis dröhnenden Geräusch, das jede Aufmerksamkeit auf sich zieht. Besonders
gefährlich an einem Lächeln ist die akute Ansteckungsgefahr. Hat so ein Lächeln
die Aufmerksamkeit anderer Wirte auf sich gezogen, schwächt und zerstört es
jegliche Lächelabwehrkräfte im Umkreis von mehreren Metern, was in einzelnen
Fällen bis hin zu einer Masseneuphorie führen kann.
In unserem konkreten Beispiel schienen unsere Abwehrkräfte
zwar geschwächt, jedoch nicht komplett versagt zu haben. Unsere sechs Augen
waren bereits befallen, glänzten und strahlten, verbreiteten das Geschwür. Die
Munde blieben hingegen unbefallen, wehrten sich gegen den Virus mit Händen und
Füssen … nein, mit Zähnen und Lippen.
.Dies ist unfair. Zwei gegen einen. Wir machen es sportlich.
Ich schnappte das letzte Paar Stäbchen und verspeiste
meinen eigenen Turm.
Wir tranken weiter von unserem leckeren Getränk, kauten
weiter an dem Leibgericht der Japaner, schmatzten und schlürften genüsslich.
Und niemand sagte ein Wort, bis meine sämtlichen Figuren vom Brett
verschwanden.
….M-m-m-mein Freund, wir wollen n-n-nicht Schach spielen,
w-wir wollen dich auf d-den Rest deines Lebens vorbereiten. Du hast es nämlich
geschafft … als Erster und als Letzter.
Mich wunderte es nicht im Geringsten, dass mein Chef
meiner Praktikantin nachfolgend Rätsel sprach, das was mich wirklich wunderte,
ja schockierte, sprach ich sofort an.
.Sag mal, mein lieber Patron, du stotterst ja nicht mehr,
woran liegt das?
….Das liegt daran…
Aaaaaaahh. Schwarz und Düster. Summende Luft, pfeifender
Wind. Verstummende Farben und Geräusche. Schimmerndes Restlicht. Flecken und
Schatten. Nebel und Rauch. Materie wird zum Schein. Körper werden zu Geistern.
Geraden werden zu Wellen. Kontraste werden zu Flächen. Alles konzentriert sich
in die Mitte des Bildes. Gravitation verliert an Bedeutung. Gefühle verlieren
an Aussagekraft. Entfernungen sind nicht mehr
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