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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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Wetter, ich
tadelte nicht das kalte Wasser. Dann fragte sie mich nicht, wie ich geschlafen
hätte, und ich im Gegenzug macht keine Bemerkungen über die heutige Nacht. Ich
könnte Ihnen sicherlich noch mehr Beispiele bringen, was wir einander nicht gesagt
haben … aber ich glaube, Sie haben es auch so verstanden.
     
      Sie schaute mir penetrant in die Augen, dann zeigte mir
den kalten Rücken und schwamm weg, dann kam wieder zurück und bohrte mich
wieder mit ihrem Blick. Ich verstand gar nichts. Was soll’s, ich verstand es
nicht. Und es hat mich kaum gestört. Ich sage immer: „es gibt für alles eine
logische Erklärung“, doch heute fügte ich zum ersten Mal hinzu: „und wenn es
keine gibt, so juckt es mir auch nirgends“. Und so ging es immer weiter: sie
drehte ihre Runden, und mir juckte es nirgends. Nach etwa genau zwölf Runden
drehte sie um Richtung Ozeanausgang und verließ das kalte Wasser. Ich natürlich
hinterher. Natürlich.
     
      Mmm ... nee ... das las ich jetzt mal … dafür sah ich im
Kimono recht schnuckelig aus. Sie dagegen war von einer waschechten Japanerin
kaum zu unterscheiden. Sie drehte sich Angesicht meiner  und setzte ein
entsetzlich sympathisches Lächeln auf. So entsetzlich sympathisch – ich bin dem
unbewusst gewichen, mit dem Körper nach hinten gezuckt.
     
      Jedes Lächeln kann man bekanntlich nach Lust und Laune
interpretieren. Man irrt sich meist, öfter, als man Recht behält, gleichwohl
lässt man es nicht sein. So versuche ich auch jedes Mal mein Glück, so wie
jetzt.
     
      Ihr Lächeln sollte mir womöglich folgendes sagen: „Und
nun, Genosse, zu etwas völlig Anderem. Ich heiße dich herzlich willkommen an
diesem wunderschönen Morgen, an diesem wunderprächtigen Haus zu einem
einmaligen, unverwechselbaren Ereignis, den du so schnell nicht wieder
vergisst“. Anschließend presste sie mich an ihren Körper so fest und so
reichlich, als hätte sie mich Jahrzehnte nicht gesehen, oder als würde sie sich
für Jahrzehnte von mir verabschieden … wenn nicht sogar für immer.
     
      Sie war indessen nicht traurig, obwohl ihre Augen mit
Ärmeln trocknen musste, denn strahlte aufrichtiges Glück. Einige Sekunden lang
blieben wir gegen einander stehen. Ihr Blick durchbohrte in etwa meinen Hals
und streifte den Horizont. Für einen Moment dachte ich, sie hätte sich
tatsächlich verabschiedet, und auf mysteriöse Weise ihren Körper verlassen.
Noch einen Moment länger, und ich bekäme Angst … so ganz allein auf einer
einsamen Insel. Glücklicherweise wachte sie wieder auf und peilte mit ihrem
Blick nun wieder abwechselnd meine beiden Augen an.
     
    ..Komm mit rein.
     
    Sagte sie und betrat das Hausinnere.

Ein neues Kapitel.
     
      Sogar ihr Auftritt stand im Nichts dem einer gebürtigen
Japanerin nach … zumindest dem aus diversen Filmen und Reportagen. Ich achtete
besonders auf die Taille und die Füße, die nach jedem Schritt für ganz kurz von
unter dem Kimono auftauchten. Da fühlt man sich, wie eine Katze, die so gerne
eine sich immer wiederholende Bewegung beobachtet, jedoch zu faul oder eben zu
weise ist, um einen Angriff zu starten.
     
      Mome machte einen Bogen um die Mitte des Raums und gab die
Sicht auf einen hockenden Mann frei. Dieser war mein Chef, ich erkannte ihn
sofort. Er hockte auf typisch japanisch mitten im Zimmer vor einer Essstelle
mit noch zwei freien Sitzstellen. Mome schaffte es in einer geschwungenen
Bewegung bis zu der Bar und blieb erst dort stehen. Mein Chef bot mir mit einer
geschmeidigen Handbewegung den Platz ihm gegenüber an. Ich ließ nicht auf mich
warten.
     
    .Das ist aber eine große Überraschung!
     
      Mome, hinter der Bar, machte ein Kichergeräusch, unsere
Blicke kreuzten sich und … ja. Ich interpretierte direkt diese ihre Aktion
gemäß meinen Erfahrungen, was in meinem Inneren nicht grade für Entspannung
sorgte. Frei übersetzt hieß ihr Kichern: „Jungchen, wenn du nur wüsstest“.
     
      Ungeachtet dessen, was meine Interpretation aussagte,
schmiss ich mich auf den Boden meinem Chef gegenüber. Der seinerseits schmiss
einen kritischen Blick auf meine Sitzordnung. Seine Augen sprachen ein
Missgefallen aus. Ich blickte auf seine ordentlich und ordnungsgemäß
zusammengeklappten Beine, fragend, ob es nun wirklich sein muss. Sein nächster
Blick sprach: „so schwer wird es ja wohl nicht sein .. richte dich auf, dann
kann es schließlich losgehen .. bezeuge deinen Respekt .. mir zuliebe“.

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