Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
eine Kanone. Vielleicht muss ich mich gegen
wilde Tiere verteidigen. Ab zum Polizeirevier. Zu einer Kaserne? Nein. Zu früh.
Zu früh? Waffen. Waffen. Waffen. Wovor habe ich Angst? Ich will doch niemanden
töten, ich will nur zerstören. Hier, in dieser Welt gibt es nur noch große und
kleine Spielzeuge. Ich lenke ein großes Spielzeug und lade kleine Spielzeuge.
Wenn ich mal an einer Kaserne vorbeifahre, schaue ich mich da um.
So schaute ich mich um.
Das Penthaus, das in der Zeitung angegeben wurde, das, wo
Sani wohnen sollte, ist menschenleer. Entschuldigung, nicht nur menschenleer,
hier kann unmöglich jemand wohnen, denn wer wohnt schon gerne zwischen leeren
Wänden. Es gibt mindestens zwei Erklärungen dafür, entweder sieht es hier nicht
so aus, wie am echten zwölften Juli zweitausendzweiundsiebzig, oder die Zeitung
hat Mist erzählt. Vielleicht hat Sani alle aufs Kreuz gelegt.
.Hej, warum ist die Wohnung leer? Ist das ein Spiel?
Ich habe mich selbst mit dem letzten Satz verblüfft und
belustigt. „Ist das ein Spiel?“ … Wahrscheinlich war das das Zeichen, das ich
von Sani verlangt habe.
.Ja, ja, lacht nur. Des ist echt komisch.
Die Aussicht ist dafür überwältigend. Wenn ich erst jemand
töten müsste, um hier wohnen zu dürfen, würde ich … würde ich nicht, sonst
hätte ich ja…
Die Stadt ist tot, ohne Bewegung, wie eingefroren, wie ein
Gemälde. Hm, ich sehe auch keine Vögel. Und höre keine. Sind wohl auch nicht
da. Heißt das, ich brauche mich vor wilden Tieren nicht zu fürchten?
Was passiert, wenn ich eine Granate hier herunter
schmeiße? Auf das Haus drüben. Soll ich machen? Was? Wenn frage ich? Die Welt
ist nur für mich und nur für einen Monat gebaut. Ich könnte die ganze Welt
zerbomben, und alle fänden es lustig. Aber was viel wichtiger ist, ich bin
hier, um zu lernen. Ich soll die Ewigkeit zu spüren bekommen. Muss lernen, wie
man damit umgeht. Soll Erfahrungen sammeln, damit ich mir immer etwas Neues
ausdenken kann. Für mich und für die anderen. Wenn das so ist, dann lass ich
gleich zwei Granaten hochgehen.
Diese Anziehungskraft der Zerstörung gegenüber – woher
kommt sie, welchen Sinn hat sie? Evolutionstechnisch gesehen. Es hat sicher
etwas mit Kriegen zu tun, mit dem Durchsetzungsvermögen des Aggressivitätsgens.
Dem Kampf um Reviere und Ressourcen. Um Fortpflanzungspartner. Aber warum
Zerstörung? Damit man nicht stehen bleibt, damit man Platz für Neuentwicklung
bekommt? Ich lass die Frage jetzt offen. Keine Lust.
Eines der gesprengten Dächer hat Feuer gefangen. Das
erregt mich. Das sorgt für Bewegung in meinem Körper. Für Bewegung auf dem
Gemälde. Die Zeitachse ist unentbehrlich für Glück und Genügsamkeit….
…..
Etwa fünf Stunden des Monats sind vorüber.
Die restliche Zeit – nur noch eine Kleinigkeit. Nicht der
Rede wert. Schaff ich mit Links. In Relation zu der Ewigkeit – nur ein Moment.
Ein Zeitpunkt. Wenn ich versuche, mir vorzustellen, was ich in der Zeit des
Rests meines Lebens, machen werde, verzweifle ich jetzt schon. Es ist
unmöglich, Pläne für die Ewigkeit zu machen. Und gar wenn es ginge, würde ich
es unterlassen, weil es mich deprimieren würde, nach einem Plan zu leben.
Keinen Schritt abseits des Weges, immer geradeaus, wie ein Soldat, wie ein
Roboter. Das ganze Leben wäre vorprogrammiert. Die einzige Spannung, die
bliebe, wäre zu erfahren, ob ich den Plan auch tatsächlich durchziehen kann.
Richtlinien sind noch okay, damit man sich nicht komplett verloren vorkommt,
orientierungslos, damit man stets ein Ziel vor Augen hat, eine Tendenz, einen
aktuellen Trieb. Es sei denn, man findet Gefallen an dem Dasein der Wolken und
Flusse, die sich völlig den äußerlichen Mächten unterordnen, die jede Zeit den
Weg nehmen, der als Einziger in Frage kommt. Ohne Illusion von Freiheit und
freien Entscheidung. Warum auch nicht. Das Leben wäre dann, wie ein
vierdimensionales Bild – Raum und Zeit, Form und Bewegung. Die
Sinneswahrnehmungen liefern permanent Daten zur Verarbeitung. Man denkt sich
etwas zum Geschehen, trifft aber keine Entscheidungen. Man lässt sich treiben.
Vom Wind, vom Wasser, von Schönheit, von Weisheit. Von Zeit.
Allein das Bild einer großen, stillen Stadt vermag einem
viel zu erzählen und Zeit zu rauben. Ein Dach, zwei Türen, vier Wände, acht
Fenster. Ein Dach, zwei Türen, vier Wände, acht Fenster. Was ist das für
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