Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
vorsichtshalber alles festgeklebt und festgeschraubt ist,
damit niemand was klaut, damit sich niemand verletzt. Es bedarf einer
beachtlichen, kreativen Anstrengung, einen Fensterbruch zu meistern.
Ich lief zum Forschungsinstitut. Allein schon wegen dem
Gedanken, lange nicht mehr dort gewesen zu sein. Mit einem Roller führ ich durch
die breiten Flure, brach in Räume ein, in denen noch nie gewesen bin und fragte
mich, wie viel des Sichtbaren der damaligen Wirklichkeit nahe kommt.
Meinen Scanner fand ich im Archiv vor, im tiefsten Keller.
Was will mir das sagen? Hat man den versteckt, eingeschlossen, aus den Augen
geschafft, auf Eis gelegt? Ich kenne Chefs Plan immer noch nicht. Und ich
glaube nicht, dass ich den hier, in dieser Simulation herausfinde. Obwohl,
warum nicht.
Ich muss lernen zu fliegen. Die meisten neuesten Autos lassen
sich nicht von Fremden fahren. Ich müsste zu einer Werkstatt, mir
Universalschlüssel holen. Nein, ich brauche eigentlich nur einen Geländewagen …
und einen Hubschrauber. Die neuesten wären einfach zu bedienen. Ich war in
einem drin, die haben halb so viele Knöpfe und Instrumente.
Wo wohnt eigentlich Sani. Müsste in einem der Penthäuser
gewohnt haben. Ich würde seine Wohnung gern besichtigen.
.San, ich habe vor, dein Penthaus zu besichtigen. Wenn du
was dagegen hast, gib mir ein Zeichen.
Ein seltsames Gefühl das, mit Wänden zu sprechen. Wenn man
sich keiner verfügbaren Ohren bewusst ist, scheint es, als würden die Worte von
den Gegenständen um mich herum aufgenommen werden.
.Hallo Wände, ich habe euch lieb.
Das Institut ist gut ausgestattet. Der Firmenhummer ist
zwar nicht mehr der Neueste, aber ich wollte den sowieso schon immer in den
Extremsituationen ausprobieren… Auf der Ladefläche liegen nun Vorrichtungen zum
Aufbrechen von Türen und Wänden, zum Navigieren und zum sichten im Dunkeln.
Wo bekomme ich einen Hubschrauber her? Bei der Polizei?
Bei der Presse? Am Flughafen? Vielleicht hat Sani einen? Wozu, der darf seine
Wohnung gar nicht verlassen. Vielleicht für Gäste, um Stil zu bewahren?
Vielleicht zum Umziehen? Womöglich würden sie mir einen hinstellen, weil ich
einen suche?
.Mmm, ein Hubschrauber wäre nicht schlecht. Ob Sani einen
hat? … Ich meine San.
Muss feststellen, dass das Geradeausfahren auf absolut
lehren Strassen auf die Dauer langweilig ist. Einige Dutzend der abgestellten
Autos haben zwar keine Spiegel mehr, dafür kleinere, mittlere und große
Schrammen und Dellen. Ich glaube, der Hummer ist nichts für mich – ist zu
langsam und geht zu schnell kaputt. Da, eine Werkstatt.
Ein Geländewagen der Firma Porsche. Warum nicht. Oder doch
lieber Burano? Schwierige Entscheidung. Warum kann ich nicht beide haben? Einen
in der Tasche und einen unter dem Hintern. Welcher ist seltener? Den nehme ich.
Logik hilft immer.
Beim Verlassen der Werkstatt ein ungutes Gefühl. Das erste
Mal seit dem Aufwachen. Kommt mir vor, als hätten sich alle hier in der Stadt
versteckt, als beobachten mich alle aus ihren Schlupflöchern heraus. Das Gefühl
ließ auf sich warten. Paranoia. Wahn. Ich weiß, wie man dagegen vorgeht.
Gegenparanoia und Ignoranz. Stell dir etwas Gutes, Schönes vor und oder
ignorier die Gedanken einfach. Ich sage mir immer, ist gut jetzt, du hast dir
ein Mal was Böses vorgestellt, zwei Mal – ist ein Mal zuviel. Ignorier die
Vorsorgen, bis wirklich etwas passiert. Dein Unterbewusstsein warnt dich vor
unbekannten, ungewöhnlichen Situationen, deine Vernunft ist jedoch stärker,
bedanke dich beim Unterbewusstsein und übernimm die Kontrolle. Wenn alles
nichts hilft,
Genieße die Angst. Trotze ihr.
Nun habe ich keine Angst mehr vor imaginären Bösewichten,
nun fürchte ich die Leistung unter meinem Hintern. Sollte ich mich lieber
anschnallen? Sollte ich den Displenator - die Lenkhilfe wieder aktivieren?
Überleg schnell. Wenn ich sterbe, wache ich woanders wieder auf. Wo, weiß ich
nicht. Womöglich mitten im Dschungel. Und wenn ich nicht sterbe, sondern mir
nur alle Knochen breche? Was passiert dann? Vielleicht sollte ich mir eine
Selbsttötungsvorrichtung besorgen? Ein Messer, eine Kanone, Gift, Sprengstoff.
Ob ich es schaffen würde, gegen den Willen meines Körpers so lange nicht zu
atmen, bis ich tot bin? Obwohl ich nun so was, wie unsterblich bin, habe ich
immer noch große Angst vor Schmerzen und vor dem Sterben.
Ich besorg mir
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