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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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gemacht, schließlich wollte er seinen Onkel wieder ein wenig besänftigen. Ihm war ohnehin klar, dass er auf der Liste der Verdächtigen ganz oben stand. Er hatte auch ganz genau bemerkt, wie der Burgdirektor, dieser aufgeblasene Zwerg, ihn die ganze Zeit mit Argusaugen beobachtete. Schließlich hatte er es aber nicht mehr ausgehalten. Das salbungsvolle Geschwafel von Botsch, die wichtigtuerischen Einwürfe der Schmied-Schmiedhausen und die Rossi, die wie eine Glucke um sie herumgeflattert war, gingen ihm tierisch auf die Nerven. Ob die Rossi was mit dem Botsch hatte? War anzunehmen, so wie die beiden sich gebärdeten. Glaubten doch wohl selbst nicht, dass keiner etwas bemerkte. Und dann Tina und Lukas. Hatten sich dauernd Blicke zugeworfen, wenn sie meinten, dass er nicht hinsah. Langsam konnte er diesen ganzen Kindergarten wirklich nicht mehr ertragen. Er war ja nur mitgekommen, weil er sich Chancen bei Tina ausgerechnet hatte. Und weil er seinen Onkel ein bisschen ärgern wollte. Er wusste ja, dass der ihn am liebsten auf eine andere Uni geschickt hätte, damit ja nicht der Verdacht entstünde, er würde seinen Neffen bevorzugen. So ein Schwachsinn. Um von Arthur einigermaßen gute Zensuren zu bekommen, musste er härter arbeiten als alle anderen. Dazu gehörte aber nicht, dass er sich an dieser sinnlosen Suche beteiligte und brav in jede Mauernische und in jede Truhe schaute, die es auf der Burg gab. Am frühen Nachmittag hatte er endgültig genug gehabt. Außerdem hätte er zu gerne gewusst, was hinter dem Abgang von Lenz und der Sommer tatsächlich steckte. Ein fingierter Anruf von seinem Arbeitgeber, einem Politiker, für den er als persönlicher Assistent arbeitete – und schon hatte er eine Ausrede parat. Nur blöd, dass er den ganzen Weg hatte zu Fuß gehen müssen. Er hätte zwar liebend gern den Hausmeister der Villa angerufen, damit der ihn mit dem Van abholen kam, aber der strenge Blick seines Onkels hatte ihn von seiner Absicht abgebracht. Also war er den Fußmarsch angetreten. Ob er die beiden Deserteure, wie er sie im Geiste nannte, bei einem Schäferstündchen überraschen würde? Das lag nach seinen Beobachtungen durchaus im Bereich des Möglichen und würde ihm vielleicht irgendwann nützlich sein. Wissen ist Macht, so hatte schon immer seine Devise gelautet. Als er den Assistenten dann ganz alleine im Garten antraf, war er zunächst enttäuscht. Aus dem Ertappen der beiden auf frischer Tat würde wohl nichts werden. Das eigenartige Verhalten von Lenz hatte ihn dann aber rasch stutzig gemacht. Irgendetwas führte der andere im Schilde.
    Mordred verengte seine Augen wieder zu Schlitzen und sah sich in seinem Zimmer um. War außer Lenz noch jemand hier gewesen? Die Haushälterin auf jeden Fall, denn sein Bett war gemacht, und er selbst hatte es nicht getan. Die Vorhänge bewegten sich leicht im Wind, die Balkontür musste also etwas aufgeschoben worden sein. Er wusste sicher, dass er sie vor dem Weggehen zugemacht hatte.
    Sein Blick wanderte zum Laptop. Das blinkende Licht zeigte ihm, dass er eingeschaltet war. Er erinnerte sich, dass er, bevor sie aufgebrochen waren, im Internet etwas nachgesehen hatte. Möglich, dass er danach vergessen hatte, das Gerät herunterzufahren, was aber nicht schlimm war. Das, was nur für seine Augen bestimmt war, hatte er so gut verschlüsselt, dass so schnell keiner daran kam.
    Sicher nicht die Sommer. Wie eine Hackerin sah sie ihm nicht aus. Wie eine Schnüfflerin schon eher. Als sie sich in Bozen begegnet waren, hatte sie ihn gleich gefragt, wie er hierhergekommen sei. Die steckte unter Garantie ihre Nase überall rein. Sie sollte sich lieber in Acht nehmen. Ohne den Hofer, ihren Ritter ohne Rüstung, würde sie ziemlich aufgeschmissen sein. Mit den Fingerspitzen fuhr Mordred am Rand seines Laptops entlang. Seltsam. Er war sich sicher, dass er es hierher gelegt hatte. Vorsichtshalber hob er das Gerät hoch. Da war nichts. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Jetzt wusste er, was zu tun war. Er riss die Vorhänge auf, versetzte der Schiebetür einen kräftigen Stoß und trat auf den Balkon hinaus.

Fünf
     
    Zwei dunkle Augen beobachteten den strohblonden jungen Mann, der sich über das Geländer seines im ersten Stock der Villa Wasserschloss befindlichen Balkons beugte. Mordred! Jenny zog den Kopf ein und duckte sich noch tiefer in ihr Versteck. Nach dem Sprung und der anschließenden Kletterpartie hörte sie immer noch ihr Herz hämmern. Nach wie

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