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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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gewesen sein musste. Es war ihm gelungen, Mordred dazu zu bringen, dass dieser ihn in sein Zimmer bat. Gerne hatte der Neffe des Professors es nicht getan, das war ihm anzumerken, aber Lenz hatte so lange verlegen herumgedruckst, bis Mordred offenbar den Eindruck gewann, es gehe um eine Sache von Mann zu Mann, die nicht am Flur besprochen werden konnte.
    Kaum hatten sie das Zimmer betreten, wandte Mordred sich noch mal zur Tür, um abzuschließen. Lenz nutzte die Gelegenheit, sich blitzschnell so mit dem Rücken vor den Laptop zu stellen, dass er den Bildschirm mit seinem Oberkörper verdeckte. Er hoffte bloß, dass das Display erlosch, bevor er gezwungen war, seine Position zu ändern. Ewig konnte er nicht wie angewurzelt stehenbleiben, ohne dass Mordred Verdacht schöpfte. Und keine Jenny in Sicht. Sie konnte sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.
    »So, jetzt sind wir unter uns. Also raus mit der Sprache. Womit kann ein armer kleiner Werkstudent dem Herrn Assistenten dienen?« Nun ließ ihm Mordred keine Gelegenheit mehr, sich aus der Sache rauszuwinden. Lenz’ Blick fiel auf den großen Wandschrank. War Jenny da drin? Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorn anzutreten.
    »Sag ich’s dir offen heraus. Ist hier nichts los mit den Frauen. Hat ein Mann schließlich so seine Bedürfnisse.« Lenz hoffte, Mordred damit den richtigen Köder hingeworfen zu haben. Schließlich war ihm schon einiges über das angeblich recht ausschweifende Leben des Studenten zu Ohren gekommen.
    Lenz schien richtig getippt zu haben, denn der andere grinste ihn jetzt verschwörerisch an:
    »Kannst wohl bei der Sommer nicht landen. Schlag sie dir aus dem Kopf. Die gehört auch zu denen, die dir zuerst den Mund wässrig machen, und dann ist nichts. Hier, ich habe etwas für dich, worauf Verlass ist.« Mit einladender Geste hatte Mordred den Schrank geöffnet. Dieser gab den Blick frei auf teuer aussehende Designerklamotten. Markenjeans, Sportblousons und edel wirkende T-Shirts waren dort fein säuberlich über Bügel gehängt. Lenz’ Blick wanderte zu den Seitenfächern, wo Mordred sich zu schaffen machte. Unter ein paar sorgfältig gestapelten Hemden zog er jetzt ein Magazin heraus und reichte es Lenz. Der betrachtete scheinbar interessiert die Titelseite, die zwei äußerst spärlich bekleidete Frau in verführerischer Pose zeigte.
    »Das ist natürlich nur ein kleiner Appetithappen.« Mordred zog verächtlich die Mundwinkel nach unten, während seine Augen verschwörerisch blitzten. »Wenn du’s ein bisschen härter möchtest, gebe ich dir ein paar Internet-Adressen. Aber«, Mordred legte den hochgestreckten Zeigefinger auf die geschlossenen Lippen »ist natürlich top secret. Wie verstehen uns.«
    Lenz gingen ganz andere Überlegungen durch den Kopf. Jenny ist nicht im Schrank war alles, was er in dem Moment dachte. Und dass sie sich auf den Balkon geflüchtet hatte, war äußerst unwahrscheinlich. Auf die Idee konnte nicht einmal sie kommen. Er würde anderswo nach ihr suchen, hier verschwendete er bloß seine Zeit. Mit so viel Enthusiasmus, wie er aufbringen konnte, bedankte er sich bei Mordred und machte, dass er aus dem Zimmer kam.
     
    *
     
    Sorgfältig schloss Mordred die Tür hinter Lenz und drehte erneut den Schlüssel im Schloss. Was war das für eine seltsame Nummer gewesen? Inzwischen glaubte er keinen Augenblick mehr daran, dass der Assistent tatsächlich wegen eines Trostpflasters gekommen war. Das war Mordred klar geworden, als er Lenz rein probehalber eine Zeitschrift untergejubelt hatte, die man an jedem Kiosk bekam. Wäre es ihm wirklich um eine Vorlage zur Ersatzbefriedigung gegangen, hätte er sich nie im Leben mit einem so harmlosen Heftchen abspeisen lassen. So naiv konnte nicht einmal der sein.
    Dass er bei dem Hinweis auf einschlägige Websites die Flucht ergriffen hatte, machte die Sache eindeutig: Dem ging es nicht um Sex, der suchte nach etwas ganz anderem. Und wenn ihn seine Sinne nicht ganz täuschten, dann war dieses Etwas Jenny Sommer. Die liebe Frau Doktor, die sich immer einen so verbindlichen Anstrich gab. Sehr wirkungsvoll war sie heute auf der Treppe ausgeglitten und in Lenz` Arme gesunken, der wie zufällig bereitstand, um sie aufzufangen. Mordred hatte die Sache von Anfang an für einen Schwindel gehalten. Die beiden hatten offensichtlich nach einem Vorwand gesucht, nicht an der Suche auf der Burg teilnehmen zu müssen. Er selbst hatte zu Beginn noch gute Miene zum bösen Spiel

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