Burke 2 - Strega
Ich sah Lichtschimmer auf den triefenden Wänden des Tunnels tanzen, doch von keiner Seite kam einer von ihnen näher. Dann hörte ich ein »Ach du Scheiße!«, und ich wußte, sie hatten sie gefunden.
»Ihr wißt, was das ist?« rief ich ihnen zu.
»Yeah«, klang die leidgeprüfte Stimme des Infanteristen zurück, »ich hab genug von den scheiß Dingern gesehen.«
»Willste mehr sehn, mußte bloß rüberkommen«, lud ich ihn ein.
»Ich hab hier ’ne ganze Kiste rumstehn.«
Wieder Stille.
»Was willst du?« rief er rüber.
»Ich will, daß ihr Jungs aus dem Tunnel verschwindet, okay?
Und ich will ein Auto voll Benzin am Rand der Canal Street. Und freies Geleit zum J. F. K. Und ich will ’nen Flieger nach Kuba. Habt ihr kapiert? Sonst macht die Linie Nummer sechs die nächsten zehn Jahre einen größeren scheiß Umweg.«
Ein anderer Cop brüllte zu mir rüber. »Ich möchte mit Ihnen reden, okay? Ich möchte drüber reden, was Sie wollen. Lassen Sie mich auf Sie zugehen. Langsam ... okay? Meine Hände sind erhoben. Ich kann mit Ihnen nicht über dies hier reden und diesen Tunnel runterbrüllen. Okay?«
»Laß mich drüber nachdenken«, beschied ich ihn, »aber keine scheiß Tricks!«
»Keine Tricks. Bleiben Sie ganz ruhig, okay?«
Ich antwortete ihm nicht, sondern fragte mich, wo der Prof inzwischen war.
Ich zog es hinaus, solange ich konnte. Dann rief ich dem Cop zu, zittriger als ich wollte: »Bloß ein Mann, okay? Ich will den Soldat. Sag ihm, er soll allein kommen, verstanden – und langsam!«
Ich hörte die Schritte des Soldaten, bevor ich ihn sah. Er bog von Osten um die Kurve im Tunnel, Hemd aufgeknöpft, Hände über dem Kopf. Er war klein, stämmig und dicht am Boden. Im schwachen Licht konnte ich seine Umrisse nicht ausmachen.
»Stopp!« bellte ich ihn an.
»Okay, mein Freund. Bleib ruhig, okay? Keine Probleme, kein Grund zur Sorge. Alles, was wir tun, ist reden.«
»Ich will dir erst was zeigen«, sagte ich ihm. Ich hielt eine andere Granate in der rechten Hand hoch, wo er sie sehen konnte. Dann ergriff ich einen der Reservestifte, die ich in der Linken bei mir hatte. Ich langte zu der Granate und zog fest; meine linke Hand löste sich wieder mit dem Zusatzstift. Ich schnipste ihn dem Cop mit der Rückhand zu und lauschte, als er den Tunnel entlanghüpfte wie ein Stein, den ein Kind auf dem Wasser springen läßt. »Heb ihn auf«, sagte ich ihm.
Ich sah ihn sich bücken und rumtasten, bis er ihn hatte.
»Scheiße!« sagte er – nicht laut, aber deutlich genug.
»Jetzt weißt du, wie’s ausschaut«, sagte ich ihm. »Ich sitz auf ’nem paar Dutzend von den Mistdingern, und ich hab den Stift von dem einen, das ich halte, abgezogen, okay? Hol einen von deinen scheiß Scharfschützen und laß mich mit ’nem Nachtsichtgerät umlegen, und der ganze Tunnel fliegt in den Orbit. Und jetzt, was ist mit meinem Flieger?«
»So was braucht Zeit, mein Freund. Wir können nicht einfach bloß anrufen und Sachen arrangieren.«
»Alles, was ihr gebraucht habt, um das hier zu arrangieren, war ein Anruf, richtig?«
»Schau, mein Freund, ich tu bloß meine Pflicht. Wie in Übersee auch. Wie du auch, richtig? Ich verstehe, wie du dich fühlst ...«
»Nein, tust du nicht«, beschied ich ihn. »Wo hast du gekämpft?«
fragte ich ihn.
»Bruder, ich weiß bloß, daß ich in scheiß Kambodscha war. Sie haben uns in den Dschungel geschickt, und ein paar von uns sind zurückgekommen. Du weißt ja, wie’s ist.«
»Yeah, ich weiß, wie’s ist. Aber ich hab meine Tour im Gefängnis abgerissen, nicht in ’Nam. Viel zu oft. Und ich geh nicht wieder rein. Ich geh entweder nach Kuba, oder wir gehn alle zum Deibel.«
»Hör auf.« bellte er mich an. »Gib uns ’ne Chance, das hier hinzubiegen. Ich hab nicht gesagt, wir könnten nichts tun ... bloß daß es ein bißchen Zeit braucht, in Ordnung? Ich muß zurücklaufen und mit dem Captain reden, laß ihn den Funk benützen, rausrufen, du weißt schon ...?«
»Nimm dir soviel Zeit du willst«, sagte ich zu ihm, die aufrichtigsten Worte, die ich je an einen Cop richtete. Ich sah ihn sich in den Tunnel zurückziehen.
Ein paar weitere Minuten verstrichen. Ich schaute herum und checkte den Tunnel, um sicherzugehen, daß da nichts mehr war, was meine Strafe hochtreiben konnte, als ich seine Stimme wieder hörte.
»Kann ich wieder kommen?« rief er.
»Nur zu!« brüllte ich zurück.
Als er wieder zu der Stelle kam, wo er vorher gestanden hatte, redete er mit
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