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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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sich über etwas eine Meinung zu bilden.
    »Ich weiß Ihre Besorgtheit zu schätzen, Mr. ...?«
    »Burke«, sagte ich ihr.
    »Oh, ja. Ich habe von Ihnen gehört ...«
    »War es eine gute Referenz?«
    »Ganz gut – Toby Ringer sagte, Sie kämpfen in einer Klasse für sich. Und daß Sie ihm in manchen Fällen halfen.«
    »Vielleicht könnte ich Ihnen helfen.«
    »Das glaube ich nicht, Mr. Burke. Toby sagte ferner, sie arbeiten zu oft auf der anderen Seite der Straße.«
    »Nicht wenn es um Freaks geht«, sagte ich ihr.
    »Ich weiß«, sagte Wolfe und schenkte mir dabei nur den Hauch dessen, was meines Wissens nach ein wunderhübsches Lächeln sein konnte – für jemand anderen.
    »Ich war es, der den Drecksack gefunden hat, den Sie grad reingeschickt haben, richtig? Denken Sie, die Fahndungsjungs haben ihn aufgetan?«
    »Nein«, gestand sie ein, »doch dieser Fall ist erledigt.«
    Wir gingen langsam zu ihrem Auto – eine matte, blaßblaue Audi-Limousine. Der Parkplatz war mit Sonnenlicht überflutet, doch die Späher waren da. Ein Profi würde niemanden auf dem Parkplatz der Staatsanwaltschaft anzufallen versuchen, aber ein Junkie schon.
    »Da ist mein Auto«, sagte Wolfe und langte in ihre Handtasche nach den Schlüsseln. Ich trat vor sie, als wollte ich ihr die Tür aufhalten – und ein massiges, dunkles Gebilde schoß vom Rücksitz hoch. Sein mächtiger Kopf war ein schwarzer Kloben, gespickt mit schimmernden Haifischzähnen. Ein Rottweiler – ein guter Schoßhund, wenn man King Kong war. Sie sehen aus, als ob ein verrückter Wissenschaftler einen Dobermann genommen, ihm Anabolika gespritzt und sein Gesicht mit einem Vorschlaghammer eingedellt hat. Ich erstarrte, wo ich war – diese Lady hier brauchte kein Geleit.
    Wolfe öffnete die Tür, und der Rottweiler warf sich vorwärts.
    »Bruiser! Sitz!« schnauzte sie, und das Biest zog sich widerwillig zurück und ließ sie rein. Sie wandte sich mir über die Schulter zu.
    »Mr. Burke, falls Sie je einen Fall bekommen, der mich interessieren könnte, rufen Sie mich an, okay?«
    Ich war entlassen. Ich verbeugte mich vor ihr und dem Rottweiler, berührte meine Hutkrempe und zog mich zurück, wo ich hingehörte. Das mächtige Vieh heftete seinen Killerblick durch das Rückfenster auf mich, als der Audi davonzog.
    Ich machte mich auf die Socken, zurück durch die Marmorflure der Strafkammer, und dachte meine Gedanken. Wolfe erinnerte mich an Flood – der Rottweiler ebenso.
    Es war Ende März, doch die Sonne hämmerte bereits auf die Eingangstreppe des Gerichts runter. Vielleicht ein richtiger Sommer dieses Jahr, nicht die leere Versprechung, die wir die letzten Wochen kriegten – die Sonne schien zwar, doch die Kälte war genauso da. Nur Stadtmenschen hassen die Kälte wirklich. In der Stadt kriecht sie einem in die Knochen und läßt das Mark gefrieren. Auf dem Land sitzen die Leute um ihre Kamine und blicken auf das weiße Zeug draußen – sagen, wie schön es ist und wie sauber es aussieht. In der Stadt ist der Schnee nie sauber. Hier sterben die Leute, wenn sich die Frostkralle senkt – wenn sie die Kälte nicht kriegt, tun es die Feuer, die sie zum Warmhalten anzünden.
    Ich langte in die Tasche nach einer Kippe und blickte über den Parkplatz zur anderen Straßenseite, wo ich meinen Plymouth abgestellt hatte. Ein schwarzer Kerl mit rasiertem Kopf, prächtig aufgemacht mit einem neonorangen Muscle-Shirt mit passendem Schweißband, fing meinen Blick auf. »Haste ’ne Zigarette, Kumpel?« fragte er.
    Wenigstens nannte er mich nicht ›Bruder‹. Als ich in den späten Sechzigern aus dem Gefängnis kam, war dieser Bockmist an der Tagesordnung. Ein Ex-Knacki zu sein war nie die beste aller Referenzen, doch damals war es wenigstens ein garantierter Freibrief bei den Mädchen. Und das Village war voll davon – wahllos sogen sie jeden Fetzen revolutionärer Rhetorik auf wie ein marihuanabetriebener Staubsauger.
    Ich hatte damals ein gutes Auskommen. Alles, was du brauchtest, waren einige echte Drittwelt-Leute an der Hand, und du konntest die Kohle schneller ziehen als Bruder Billy – indem du Hippiewichsern erklärtest, daß du dabei wärst, eine revolutionäre Tat zu finanzieren, einen Bankraub etwa. Im Village war Hochsaison. Besser als an der Lower East Side. Die Hippies, die da drüben lebten, glaubten, sie leisteten mit ihrer Paktiererei und Planerei und ihren halbärschigen Bomben und Briefen an die Redaktionen einen Beitrag. Sie waren zu beschäftigt, die

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