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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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sehen und den in der Sonne funkelnden Diamanten daneben. »Sie kennen mich«, sagte sie.
    Ich blickte ihr ins Gesicht und zog eine Niete. Sie mußte gesehen haben, was ich dachte – eine Hand wanderte zu ihrem Gesicht, und die Sonnenbrille verschwand. Ihr Gesicht verriet mir nichts.
    Ihr Mund wurde hart, und sie zog den Schal weg – ihr flammendrotes Haar loderte in der Sonne.
    »Kennen Sie mich jetzt?« fragte sie bitter.
    Es war die Joggerin vom Forest Park.
    Mein Gesicht zeigte keine Regung – ich bin an Orten aufgewachsen, wo es nicht unbedingt ratsam ist, die Leute wissen zu lassen, was man denkt –, doch sie suchte kein Wiedererkennen.
    »Ich kenne Sie nicht, Gnädigste«, sagte ich ihr, »und ich will Sie auch nicht kennenlernen.«
    »Mögen Sie mein Gesicht nicht?« forderte sie mich. Eine echte Mafiaprinzessin – sie war daran gewöhnt.
    »Ich mag Ihren Geruch nicht, Gnädigste. Sie stinken nach Ärger, und davon hab ich selber genug.«
    Ich drängte an ihr vorbei, als müßte ich irgendwo anders hin.
    Ihre Hand langte aus und packte meinen Unterarm – ich verpaßte ihr den gleichen Blick, den ich Julio in der Werkstatt verpaßt hatte, doch sie hatte nicht genug Verstand, um zu wissen, was das bedeutete. Ihre Hand war aristokratisch – dunkelroter Lack auf manikürten Nägeln.
    »Wenn Sie nicht hier mit mir reden, komme ich einfach zur Murray Street, Mr. Burke – zu Ihrem Hotel.«
    Es war ein guter, harter Schlag – dachte sie. Julio mußte sich aufgetan haben wie das Rote Meer. Nur ein paar Leute wußten, daß ich im Deacon Hotel wohnte. Natürlich lagen diese Leute sämtlich falsch. Am Schalter würden sie aus Macht der Gewohnheit – die einzige Macht, die jeder Junkie akzeptiert – eine Nachricht für mich nehmen, doch ich hatte seit Jahren nicht da gewohnt, schon seit ich von der Bewährung loskam. Es war jetzt egal – diese Braut ließ Worte aus ihrem Mund raus, aber alles, was ich hörte, war »tick, tick, tick ...«
    Auf ihrem Gesicht lag der süffisante Ausdruck einer Frau, die noch eine Masse mehr Karten aufzudecken hat. Onkel Julios halbärschige Omertà war die moderne Variante – grundsolide, bis ein besseres Angebot kam.
    »Steig ins Auto«, sagte ich ihr und hielt die Tür des Plymouth auf, damit sie an mir vorbeischlüpfte.
    »Mein Auto steht gleich da drüben«, erkälte sie mir und gestikulierte hin zu der unvermeidlichen BMW-Limousine. »Es ist bequemer – hat ’ne Klimaanlage.«
    »Von mir aus kann’s ein Wasserbett haben, Gnädigste. Steigen Sie hier ein, oder schießen Sie in den Wind.«
    Sie zögerte bloß eine Sekunde lang – das Drehbuch lief nicht so, wie sie’s geplant hatte. Dann erschien derselbe harte Ausdruck, den sie im Gesicht hatte, als sie anfing, um den Forest Park rumzujoggen – sie hatte einen Entschluß gefaßt.
    Ihre nachgebesserte Nase rümpfte sich angesichts des Inneren des Plymouth, doch sie schlüpfte ohne ein weiteres Wort über die Vinylsitzbank. Ich stieß aus dem Parkplatz und steuerte in Richtung West Side Highway. Ich mußte rausfinden, was sie wußte, doch sagte ich kein Wort, bis ich sicher war, daß sie der einzige Zuhörer war.
    Ich klemmte mich an der Chambers Street auf den Highway und wandte mich nach Uptown. Die Umweltschützer hatten die erste Runde verloren – die alten, hochliegenden Konstruktionen waren weg, und mit ihnen der Schatten, der den arbeitenden Huren Deckung gab. Michelle würde zu dieser Tageszeit nicht bei den Piers sein, und ich brauchte ihre Hilfe. Die neue Baustelle an der Eleventh Avenue, ein paar Straßen südlich des Times Square, war mein bester Tip.
    Der Rotschopf öffnete seine Handtasche und fing an rumzukramen. »Darf ich hier rauchen?« fragte sie, noch immer mit dieser ekligscharfen Stimme.
    »So lang’s Zigaretten sind«, beschied ich sie.
    »Haben Sie aus irgendwelchen religiösen Gründen etwas gegen Marihuana, Mr. Burke?«
    »Marihuana ist gegen das Gesetz, Gnädigste«, sagte ich ihr, die Stimme tonlos, damit das Publikum den Sarkasmus mitkriegte, ohne einen greifbaren Beweis dafür zu haben. »Falls Sie irgendwel
    che illegalen Substanzen oder Gegenstände bei sich führen, bestehe ich darauf, daß Sie sie aus diesem Fahrzeug entfernen.«
    »Wen wollen Sie veräppeln? Nach dem, was Sie in dem ...«
    »Halt dein scheiß Maul!« schnauzte ich sie an. »Wenn Sie wirklich reden wollen, kriegen Sie Ihre Chance, okay? Wenn Sie ein paar Bänder für die federales machen wollen, machen Sie sie irgendwo

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