Burke 2 - Strega
klar.
Jetzt, hatte sie den Richter. Hilfesuchend blickte er im Saal herum. Ich gedachte, ihm welche zu geben – ich zückte einen Berichterstatterblock und fing an, drauflos zu kritzeln. Er blickte genauer hin und versuchte rauszukriegen, wer ich war, oder für welches Blatt ich arbeitete – und dann entschied er, kein Risiko eingehen zu können.
»Der Angeklagte wird bis zur Überstellung an die Familienkammer verwahrt. Falls von diesem Gericht kein Urteil gefällt wird, wird er zur Beibringung zusätzlicher Argumente für eine Kaution wieder mir vorgeführt werden.«
Die Kröte wirkte erledigt. Zur Rückversicherung blickte er zu seinem Anwalt, hörte zu, während ihm der Anwalt erklärte, er ginge schnurstracks zur Familienkammer, und kam dann zittrig auf die Beine. Die Gerichtsbediensteten hüben an, ihn in Verwahrung zu nehmen, und kamen genau am Platz des Gerichtsschreibers vorbei. Der Gerichtsschreiber blickte von seiner Maschine hoch. Sein im Kampf erstorbener Blick schnappte den des Freaks auf. Ohne den Versuch zu unternehmen, seine Stimme zu senken, gab der Gerichtsschreiber den Bediensteten einen Rat.
»Nehmt ihm den Gürtel nicht weg«, sagte er, stand vom Stuhl auf und lief nach hinten, bevor der Verteidiger die Chance hatte zu protestieren.
Sie führten die Kröte weg. Der Verteidiger ging rüber zum Tisch der Staatsanwältin und bereitete sich auf das Machenwir-’nenDeal-Spielchen vor.
»Miss Wolfe?«
»Ja?«
»Äh ... ich nehme an, Sie gehen deswegen persönlich vor die Familienkammer?«
»Ja – und zwar sofort.«
»Nun, ich auch. Kann ich Sie mitnehmen?«
»Nein, vielen Dank«, beschied sie ihn mit derselben ruhigen Stimme und stopfte Papiere in ihre Aktentasche.
»Sie haben hierbei nichts zu gewinnen, wissen Sie«, erklärte er ihr. Wolfe stand auf, Hände in den Hüften, und starrte ihn nieder. Sie machte das nicht zum ersten Mal. »Sie meinen, ich kann hier nicht verlieren, oder, Herr Rechtsanwalt? Dies ist ein Kampf über fünfzehn Runden, und ihr Mann muß jede Runde gewinnen.
Gewinnen Sie diese Verteidigung – wird er’s wieder tun, und ich bekomme eine weitere Chance. Früher oder später schicke ich ihn zum Auszählen nieder. Und wenn er zu Boden geht, geht er schwer zu Boden.«
Der Verteidiger öffnete den Mund, doch nichts kam raus. Sie lief an ihm vorbei zur Pforte, die den Vorraum des Gerichtssaals von den Zuhörern trennt, nickte den Bediensteten zu, die die Tür für sie aufdrückten, und lief Richtung Ausgang. Ihr Körper wiegte sanft in dem Seidenkleid, und ihre Absätze klackten auf dem Boden. Ich konnte ihr Parfüm in der Luft riechen. Ein seltenes Juwel, das war sie – niemals schöner, als wenn sie ihre Arbeit tat. Wie Flood.
Ich kam vor Wolfe unten an. Ich wußte, wo sie geparkt hatte, und wartete. Das Klacken ihrer Absätze hallte den Korridor runter, just bevor sie an der Baxter Street, hinter dem Gerichtsgebäude, ins Sonnenlicht trat. Ich wollte sie nicht erschrecken, also ging ich sicher, daß sie mich in Sichtweite hatte, bevor ich irgend etwas sagte.
»Miss Wolfe?«
»Ja«, erwiderte sie in genau demselben neutralen Ton, den sie bei dem Verteidiger benützt hatte.
Nun, da ich ihre Aufmerksamkeit hatte, wußte ich nicht, was ich sagen sollte. »Ich ... wollte Ihnen bloß mitteilen, daß ich die Art bewundere, wie Sie sich im Gerichtssaal gehalten haben.«
»Vielen Dank«, sagte sie, entließ mich damit und wandte sich zum Gehen.
Ich wollte wieder mit ihr reden, irgendwie Kontakt zu ihr herstellen – sie wissen lassen, daß wir auf derselben Seite waren –, doch nichts kam raus. Ich habe nicht viele Freunde bei der Strafverfolgung.
»Darf ich Sie zu Ihrem Auto begleiten?« fragte ich sie.
Sie schenkte mir ein kurzes Aufblitzen ihres Lächelns. »Das ist nicht nötig – es sind nur ein paar Schritte.«
»Tja«, zuckte ich die Achseln, »in der Gegend ...«
»Das ist kein Problem«, sagte sie, und ich schnappte den matten Glanz des breiten Silberreifs an ihrer linken Hand auf.
Ich wußte, was es war – ein Zwirnschneidering, die Sorte mit einem gekrümmten Rasierer auf der anderen Seite. Die Jungs in den Zwirnfabriken lassen den Faden durch die Hand laufen und pressen den Ring bloß gegen die Schnur, wenn sie sie abschneiden wollen. Drückt man eines dieser Dinger einem Typen ins Gesicht, hat man danach seine Nase in der Hand.
»Sie denken, dieser Ring hält die Banditen fern?« fragte ich sie.
Sie sah mich zum ersten Mal näher an, schien
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