Burke 3 - Bluebelle
Eisbrecher. »Meine Firma hat ein Problem, Mr. Burke, und man sagte mir, Sie könnten die ideale Person sein, um uns beizustehen.« Ich zuckte leicht mit den Schultern, bedeutete ihm weiterzumachen. Er hatte es nicht eilig – das ist immer das Problem, wenn man den Jungs Stundenlohn zahlt.
»Gibt es einen besonderen Grund, weshalb wir uns hier draußen treffen mußten?« wollte er wissen, während er mit einer ungeduldig wischenden Handbewegung zum Hudson River gestikulierte.
Er hatte eine hübsche Uhr. Nette Manschettenknöpfe.
»Wer hat Ihnen meine Nummer gegeben?« fuhr ich ihm in die Parade.
Der Anwalt schluckte seine Verärgerung, rief sich in Erinnerung, daß er nicht mit seinesgleichen sprach. Zeit, mich auf meinen Platz zu verweisen. »Muß ich noch mehr sagen als ›Mr. C.‹?«
fragte er lächelnd.
»Ja«, sagte ich.
Er wirkte ehrlich verwirrt. Doch da er Anwalt war, konnte das nur zum Teil stimmen. »Ich dachte, das würde reichen. Man hat mir zu verstehen gegeben, daß eine Empfehlung durch Mr. C. alles wäre, was Sie verlangten.«
»Gib das Verstehen zurück, Junge. Und sag mir, wer dir meine Nummer gegeben hat.«
»Ich sagte es schon.«
»Wollen Sie sagen, Mr. C. hat mit Ihnen gesprochen?« fragte ich ihn, sein Gesicht im Auge behaltend.
»Von ihm kam die Nummer«, beantwortete er die Frage auf eine Art, wie es nur ein Anwalt kann.
»Schönen Tag noch«, sagte ich und langte nach dem Türgriff.
»Warten Sie!« blaffte er und legte mir die Hand auf den Ärmel.
»Das lassen Sie besser«, sagte ich ihm.
Seine Hand zuckte weg, und er suhlte sich wieder in seiner Ansprache. »Ich kann alles Notwendige erklären, Mr. Burke. Seien Sie bitte nicht ungeduldig.« Er änderte seine Stellung auf dem weichen, grauen Ledersitz, drückte auf einen Knopf und sah stolz zu, wie die getäfelte Wand zwischen uns und dem Fahrer aufging und eine gut bestückte Bar freilegte. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«
»Nein«, sagte ich und zog eine einzelne Zigarette aus meiner Jacke. Ich steckte sie mir in den Mund, langte mit derselben Hand nach einem Streichholz. Die andere Hand ließ ich in der Tasche, wo sie sich befand, seit ich in die Limousine gestiegen war. Auf ihn war die Geste verschwendet.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Fenster zu öffnen, wenn Sie rauchen? ... Ich bin allergisch dagegen.«
Ich drückte auf einen Knopf, das Fenster säuselte runter, und der Verkehrslärm vom West Side Highway drang rein. Wir parkten in der Lücke zwischen der Vestry Street und der Stelle, wo sich der Highway bei der 14th Street gabelt. Autos kamen vorbei, aber keine Menschen. Die Limousine hatte mich an der Wall Street aufgelesen; ich sagte dem Anwalt, wo ich hin wollte, und er sagte es dem Fahrer.
Ich zündete die Zigarette an, inhalierte tief und beobachtete den Anwalt.
»Das wird Sie noch umbringen«, sagte er. Ein besorgter Bürger.
»Nein, wird’s nicht«, versicherte ich ihm.
Er zuckte die Achseln, wollte mit der Geste ausdrücken, daß manche Leute eben jenseits aller Erziehung stünden. Er hatte recht, aber nicht in meinem Fall. Er versuchte es noch einmal: »Mr. C. ist ein Klient unserer Firma. Im Verlaufe des Gesprächs über ... äh ...
unsere Belange deutete er an, daß Sie für unsere augenblicklichen Zwecke besser geeignet sein könnten als einer der ... eher traditionellen privaten Ermittler.« Er strahlte mir ins Gesicht, wartete auf eine Reaktion. Als er begriff, daß er lange drauf warten konnte, schaltete er um und legte los: »Mr. C. gab uns gewisse ... äh ... Ihren Sinn für Diskretion betreffende Versicherungen, Mr. Burke.«
Er ließ es wie eine Frage klingen.
Ich zog an meiner Zigarette. Die Brise durch das offene Fenster in meinem Rücken drückte den Rauch zu seinem allergischen Gesicht.
Der Anwalt zauberte eine lederne Aktenmappe auf seinen Schoß, klappte sie flink zu einem Minischreibpult auf, klopfte, damit ich ihm Aufmerksamkeit schenkte, mit der Spitze eines goldenen Kugelschreibers auf einen gelben Notizblock. »Ich schreibe am besten einfach eine Zahl nieder, Mr. Burke. Sie werfen einen kurzen Blick darauf, sagen mir, ob Sie interessiert sind.« Ohne auf eine Antwort zu warten, schrieb er langsam »10 000« in großen Ziffern.
Ehrfurchtsvoll, als graviere er eine Steinplatte. Wieder hob er fragend die Augenbrauen.
»Für was?« fragte ich ihn.
»Unsere Firma hat ein ... äh ... Vertrauensproblem, Mr. Burke.
Wir haben eine ziemlich einzigartige Position inne,
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