Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
meiner Brust und erfasste fast augenblicklich jede Faser meines Körpers. In diesem Moment begann ich zu schreien. Aus Angst und vor Schmerz. Irgendwie schaffte ich es, für einen Sekundenbruchteil klar zu denken und erinnerte mich. Nicht einmal einen Tag war es her, dass ich so etwas schon einmal erlebt hatte. Doch dieses Mal war das Gefühl viel intensiver. Ich glaubte, die verzehrenden Flammen auf meinen Händen zu sehen, und ich schrie aus Leibeskräften. Schmerz! Unsägliche Pein durchzuckte meine Seele. Selbst die Luft, die ich einsog, fühlte sich in meinem Mund, im Rachen und in der Lunge an, als würde ich siedenden Dampf einatmen. Am Rand meines Bewusstseins erkannte ich Eljakims schockiertes Gesicht, und mir wurde schwarz vor Augen. Ich fiel, danach existierte nichts mehr um mich herum.
Vorsichtig blinzelte ich. Über mir erstreckte sich der blaue Himmel. Neben mir erkannte ich Eljakims Profil und sein Schlangentattoo am Hals. Angenehm kühler Wind streichelte mein Gesicht. In meinen Ohren rauschte es, und ganz aus der Nähe hörte ich ein seltsames, rhythmisches Geräusch. Es hörte sich an wie ein Flügelschlagen. Auf der Stelle kehrten all meine fünf Sinne zurück, und mir entfuhr ein flüchtiger Schrei.
Eljakim hielt mich in seinen Armen , und wir flogen durch die Luft. Ein flüchtiger Blick nach unten bestätigte meinen Verdacht. Die grünen Baumwipfel waren nicht größer als ein Zeigefinger, und der Nebel, der die Bergspitzen umgab, war bedrohlich näher an mein Gesichtsfeld herangerückt. Hinter Eljakims Rücken lugten ganz deutlich zwei weiße Flügel hervor. Einer maß mindestens drei Meter.
Er ist ein Engel , sagte ich mir und wiederholte im Stillen den Satz mehrmals. Es war, als müsste ich mich selbst davon überzeugen. Engel besitzen Flügel und können fliegen. Aber mir waren bisher keine gewachsen, was bedeutete, ich konnte nicht fliegen.
»Hilfe! Was machst du da?« Leicht panisch drückte ich mich fest an Eljakims athletischen Körper. Die Finger meiner rechten Hand gruben sich in seinen Hemdkragen, die anderen um seinen Oberarm. Er trug mich wie ein kleines Kind in seinen Armen. Nur war ich kein Kind und wollte auch nicht getragen werden, und schon gar nicht so weit oberhalb des sicheren Bodens.
» Ganz ruhig, Damian“, antwortete er und schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Nur leider löste sein freches Grinsen bei mir den gegenteiligen Effekt aus. Ich begann mich zu verkrampfen und keuchte mehr, als dass ich normal atmete.
» Was machen wir hier? Also hier oben. Wir müssen runter. Wir stürzen ab . «
»Keine Sorge. Wir stürzen nicht ab. Ich bin ein sehr guter Flieger. Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Du hast mir vorhin einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
»Es ist ja nicht so, dass ich dir nicht vertraue«, setzte ich zu einem zweiten Versuch an, ihn zu einer Landung zu bewegen. »Aber mir geht es schon viel besser. Was da auch passiert ist, es soll gefälligst nicht noch einmal geschehen, sonst drehe ich durch. Was war das überhaupt? Und könnten wir nicht einfach landen? Ich glaube, ich will lieber noch ein Stück laufen.«
Mein Versuch scheiterte.
» Nein .« Sein bestimmender Tonfall war unumstößlich.
Ich seufzte ergeben. Vielleicht lag es weniger an der Tatsache, dass ich durch die Luft getragen wurde, als vielmehr daran, wie fest und sicher mich Eljakim in seinen starken Armen hielt. Es fühlte sich ein wenig befremdlich an. Auf der Erde hätte ich mich in dieser Situation in Grund und Boden geschämt und ihm einen Faustschlag in sein atemberaubend schönes Gesicht verpasst. So ein attraktiver Mann trug keinen anderen Mann in den Armen – und flog mit ihm schon mal gar nicht hundert Meter über festem Boden. Außer, man war schwul. Und wenn ich mir einer Sache hundertprozentig sicher war, dann das: Ich war nicht schwul!
» Leider kann ich dir auch nicht sagen, was mit dir geschehen is t« , riss mich Eljakim aus meinen abstrusen Gedankengängen,und ich fühlte mich ertappt. Die Röte schoss mir in die Wangen. Doch er schien nichts zu merken oder tat zumindest so, als er mich anschaute .» Wir sind gleich in Ephis, und ich werde einen Freund fragen, was passiert ist. Du hast plötzlich unkontrolliert gezittert, geschrien, und dann um dich geschlagen. Ich hatte noch versucht, dich zu beruhigen, aber du hast gar nicht mehr auf mich reagiert. Es ist wirklich merkwürdig. So etwas habe ich bisher immer nur bei der Reinigung einer
Weitere Kostenlose Bücher