Burnout
hatte, zwangen ihn mehrere Male, Doktor Langhals zu Rate zu ziehen. … Er hatte begonnen, am Morgen sehr lange zu schlafen, obgleich er jeden Abend den zornigen Entschluß faßte, sich früh zu erheben … Die beständige Anspannung des Willens ohne Erfolg und Genugtuung zehrte an seiner Selbstachtung und stimmte ihn verzweifelt. Er war weit entfernt, sich den betäubenden Genuß der kleinen, scharfen, russischen Cigaretten zu versagen, die er, seit seiner Jugend schon, täglich in Massen rauchte. (S. 650 f.)
(An seinen Sohn gewandt spricht Thomas Buddenbrook) ›Ich kann früher dahingehen, als wir denken, mein Sohn. … Wenn Du leben willst, und sogar gut leben, so wirst Du arbeiten müssen, schwer, hart, härter noch als ich …‹« (S. 651 f.)
Wir sehen hier exemplarisch eine Entwicklung von Burnout, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes im Buche steht. Zahlreiche Facetten von Burnout (z. B. körperliche Symptome, Depression, Verzweiflung) werden genauso sichtbar wie das Bestreben, lange Zeit den Schein zu wahren, obwohl dem Betroffenen im tiefsten Inneren längst bewusst ist, dass es so nicht mehr weitergeht, ja sogar schon eine Todessehnsucht entstanden ist. Trotzdem besteht keine Bereitschaft, von den erlernten Strategien abzulassen, vielmehr wird der Stab wider besseres Wissen an die nächste Generation unverändert weitergereicht.
Äußere Faktoren, die ein Burnout begünstigen
Bei den psychosozialen Faktoren unterscheiden wir äußere von inneren Ursachen. Die äußeren Ursachen können wir direkt kaum beeinflussen, es sind die sogenannten Sachzwänge, denen wir mehr oder minder hilflos ausgeliefert sind. Die inneren Faktoren – das sind wir selbst. Sie beschreiben unsere Haltungen, unsere Einstellungen, all das, was wir vielleicht geerbt oder später erlernt haben. Zunächst Beispiele für ungünstige äußere Bedingungen:
quantitativ hohe Arbeitsbelastung (Man muss zu viel in zu kurzer Zeit machen.)
qualitativ hohe Arbeitsbelastung
Unterforderung oder langweilige Routinearbeiten
keine Aufstiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten
übermäßige Kontrolle oder ungenügende Führung durch Vorgesetzte oder Angehörige
fehlende Zielvereinbarungen
wenig Anerkennung für gute Leistungen
ungenügende Unterstützung durch Kollegen oder Angehörige (nicht »am gleichen Strang ziehen« oder sogar gegeneinander arbeiten)
schlechtes Klima in Betrieb oder Familie, eventuell sogar Mobbing in der Abteilung (Mobbing zehrt nicht nur an der Energie des Gemobbten)
Probleme in der Beziehung, die nicht ausgleichend zum Stress in Beruf oder Haushalt wirkt, sondern diesen noch verstärkt
schwere oder chronische Krankheit (eigene oder in der Familie)
wenig soziale Kontakte und Freunde
fehlende Entspannungsmöglichkeiten
Persönlichkeitsmerkmale, die für Burnout prädestinieren
Die inneren Faktoren, unsere Einstellungen und Verhaltensweisen anderen Menschen und dem Leben gegenüber, können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Einige der folgenden Merkmale weist vermutlich jeder auf, ohne deshalb zwangsläufig burnoutgefährdet zu sein. Möglicherweise finden Sie in der Liste aber auch einige Merkmale wieder, die bei Ihrem Burnout maßgeblich beteiligt sein könnten.
Doppel- und Dreifachbelastungen (z. B. Arbeit plus Vereine oder Karrierefrau plus Hausfrau und Mutter)
Perfektionisten, die immer 100 % vonsich fordern
rigide Menschen, die wenig flexibel auf unterschiedliche Anforderungen reagieren können
soziale Menschen, die nicht »Nein« sagen können, es allen anderen Recht machen wollen und an sich selbst zuletzt denken
Menschen mit hohen Ansprüchen ansich selbst
idealistische Menschen, die viel Energie für »ihre Sache« opfern
dogmatische Menschen, die sich eng an Regeln halten und davon nicht abweichen können, auch wenn es sinnvoll wäre
Menschen, die nicht delegieren können, sondern alles selber machen wollen
Menschen, die ihre eigenen Bedürfnisse nicht wahrnehmen oder nicht berücksichtigen
Menschen, deren höchste Erfüllung ihr Erfolg bei der Arbeit ist und die sich über ihre Arbeit definieren
Menschen, die viel Anerkennung und Bestätigung brauchen und sehr rasch frustriert sind, wenn sie diese nicht bekommen
Menschen mit unerfüllten Wünschen/ Zielen, z. B. der nächste Schritt auf der Karriereleiter, die erhoff te Gehaltserhöhung oder eine nicht erwiderte Liebe
Menschen mit geringer Frustrationstoleranz, die vermeintliche oder tatsächliche Fehlschläge schlecht wegstecken können
Menschen, die nicht
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