Burnout
nervliche Beanspruchung, da auch der kleinste Fehler zu einer Katastrophe führen kann, und wenig oder keine Anerkennung für die geleistete Arbeit.
Arbeitslose mit Burnout?
Aber Arbeitslose sollten nun wirklich vor Burnout gefeit sein. Die können doch ausschlafen, tun den ganzen Tag nichts und kassieren auch noch ein üppiges Arbeitslosengeld. So lauten die Vorurteile von einigen Menschen, denen dieses Schicksalbisher erspart blieb.Sicher gibt es auch den Arbeitslosen, der sich in der »sozialen Hängematte« ausruht. Die Regel dürfte aber der Arbeitslose sein, der von Existenzängsten geplagt ist, der unter Versagensgefühlen gegenüber seinen Angehörigen und seinen arbeitenden Freunden und Bekannten leidet und den nach der fünfzigsten erfolglosen Bewerbung langsam der Mut verlässt.
Nicht die Arbeitsmenge zählt, sondern die Gefühlslage, mit der man seine Arbeit tut bzw. seine Zeit verbringt. Wenn Einsatz und Ertrag, Anstrengung und Belohnung, Negatives und Positives in keinem allzu krassen Missverhältnis stehen, dann kann ein hoher Grad von Engagement jahrelang aufrechterhalten werden.
Im Mittelalter gab es vermutlich kein Burnout
Im Mittelalter beispielsweise gab es Knechte in Leibeigenschaft mit Sechstagewoche und bis zu 16 Arbeitsstunden pro Tag – aber vermutlich dennoch kein Burnout. Heute erleichtern uns Haushaltsgeräte und Maschinen die Arbeit. Wir brauchen kaum noch körperlich hart zu arbeiten. Aber es gibt Burnout. Woran liegt das? Es ist davon auszugehen, dass mittelalterliche Knechte nach ihrer Arbeitwirklich sehr erschöpft waren. Aber es gab immer wieder auch Regenerationsphasen (z. B. in den Wintermonaten), in denen die Knechte mangels Geld und technischer Möglichkeiten eben nicht auf zusätzlich zehrenden Erlebnisurlaub um die halbe Welt jetten konnten, sondern im Winter wirklich vom Sonnenuntergang bis zum -aufgang ruhten. Sie waren vielleicht in keine beneidenswerte, aber in eine stabile Welt hineingeboren (wenn man von Kriegszeiten einmal absieht). Praktisch alle waren in die gleichen Verhältnisse hineingeboren. Die wenigen, die es besser hatten (z. B. Adel, Kaufleute), hatte ihre Position oder ihren Wohlstand gottgewollt erhalten. Man haderte nicht mit dem Schicksal, sondern ertrug es und fand Trost im Warten auf die »Erlösung aus dem Jammertal«. Nicht, dass ich diese Verhältnisse wiederhaben möchte, aber unsere heutigen »instabilen« Verhältnisse und die Haltung, dass jeder seines Glückes Schmied ist, für seinen Erfolg, aber auch für seinen Misserfolg allein selbstverantwortlich oder sogar »schuld« ist, wirkt psychisch nicht gerade entlastend.
Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.
(Chr. F. Oetinger, 1702–1782)
Im Fokus: Frauen und Burnout
Warum sind Frauen mitunter besonders gefährdet? Frauen haben heute – von kleinen Ausnahmen abgesehen – weitgehende Gleichberechtigung erreicht. Es gibt praktisch keine Profession und keine Stellung, die nicht auch Frauen ergreifen können (wer hätte vor 20 Jahren zu träumen gewagt, dass wir heute eine Bundeskanzlerin haben). Allein die Position des Papstes ist den Frauen (noch) verwehrt.
Von den Frauen wird dabei genauso viel erwartet wie von den Männern – mitunter sogar mehr. Gerade in gehobenen Positionen bringen Frauen dabei nicht unbedingt »weibliche Werte« (z. B. Geduld, Sensibilität) mit, sondern versuchen teilweise, ihre männlichen Kollegen rechts zu überholen und agieren nicht selten männlicher (z. B. Aggressivität, Dominanzstreben) als diese selbst. Die »gleichberechtigten« Frauen sind dabei leider kaum vor den Fehlern der Männer gefeit. Ein Indiz dafür sind beispielsweise die steigenden Zahlen von Lungenkrebs. Es gibt heute in der Jugend keinen Unterschied im Rauchverhalten zwischen Jungen und Mädchen. Daher werden Frauen in wenigen Jahren beim Lungenkrebs auch die völlige Gleichberechtigung erlangt haben.
Von Frauen wird aber meist noch mehr erwartet als von ihren männlichen Pendants. Sie haben oft eine Doppelrolle – nämlich beruflich und privat. Selbstverständlich wird erwartet (und schließlich tun sie das vor allem schon selbst), dass sie in beiden Bereichen »ihren Mann stehen«. Beruflich erfolgreich und noch eine gute Mutter, perfekte Hausfrau und liebevolle Partnerin – all das erhöht die Gefahr enorm, vom Burnout ereilt zu
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