Burnout
werden.
Powerfrauen heute: »Look like a lady, act like a man, work like a dog.«
Die »Pflegefalle«
Eine weitere »Erschöpfungsfalle«, in die vor allem Frauen geraten, ist die aufopfernde Pflege eines chronisch kranken Angehörigen. Denn meist sind es Frauen, oft die Töchter oder Schwiegertöchter, die im Pflegefall für einen älteren Familienangehörigen sorgen. Zur Burnoutgefahr wird diese Tätigkeit immer dann, wenn die Hauptlast auf den Schultern einer Person ruht, und diese damit zeitlich, körperlich, aber vor allem auch emotional und psychisch überfordert wird. Lassen Sie uns dazu ein Beispiel anschauen (siehe → S. 68 ).
Wenn Sie einen demenzkranken Angehörigen zu Hause betreuen wollen, ist es unter anderem wichtig, sich zunächst ausführlich über die Erkrankung selbst und über die zahlreichen finanziellen und auch personellen Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Binden Sie frühzeitig andere (familiäre) Pflegepersonen mit ein. Es muss auf jeden Fall sichergestellt sein, dass die Hauptpflegeperson regelmäßige Regenerationszeiten hat – denken Sie an dasWaagemodell von → S. 15 : auf Belastung muss auch immer wieder Entlastung folgen –, um gesund bleiben zu können.
Eine weitere wichtige Komponente ist die schon mehrfach erwähnte Anerkennung der Leistung, die auch hier zum Tragen kommt. Wenn die Familie (oder auch Freunde und professionelle Berater) die Pflegeperson unterstützt, anerkennt und für entlastende, mitfühlende Gespräche zur Verfügung steht, wirkt das als Burnoutschutz. Fehlender Rückhalt beschleunigt dagegen die Erschöpfungsspirale, wie im unten aufgeführten Beispiel deutlich wird.
Petra
Pflege der demenzkranken Schwiegermutter
Petra hat mit ihrem Mann zwei Kinder großgezogen. Nun ist sie 52 Jahre alt, die Kinder sind aus dem Haus und sie ist froh, dass sie eine Halbtagesstelle als Arzthelferin in einer Allgemeinpraxis gefunden hat. Dann wurde aber ihre Schwiegermutter, mit der sie sich immer gut verstand, zunehmend dement. Als sie beinahe ihre Wohnung abgefackelt hätte, weil sie brennende Kerzen vergaß, war klar, dass es so nicht weitergehen konnte: »Wir mussten sie entweder ins Heim bringen oder uns selbst um sie kümmern. Da ich sie gern mochte und ich als Arzthelferin auch etwas von Pflege verstand, war die Entscheidung für uns klar: Wir wollten sie bei uns haben, zumal die Kinder aus dem Haus waren und wir genügend Platz hatten.«
Doch die Schwiegermutter verfiel geistig und körperlich sehr rasch. Sie schlief tagsüber, stand nachts auf und wuselte herum. Sie begann inkontinent zu werden. »Das alles hätte ich noch ertragen. Aber auch ihr Wesen veränderte sich. Sie wurde sehr misstrauisch und zum Teil aggressiv. Aus der charmanten älteren Dame wurde ein böser Drachen. Ich ärgerte mich oft über ihr Verhalten, obwohl ich eigentlich wusste, dass sie nichts dafür konnte. Manchmal machte sie mir Angst, oft tat sie mir leid.«
Ich ärgerte mich oft über ihr Verhalten, obwohl ich eigentlich wusste, dass sie nichts dafür konnte. Manchmal machte sie mir Angst, oft tat sie mir leid.
Petras Mann bekam davon nicht so viel mit, da er den ganzen Tag an der Arbeit war. Abends wollte er von den Problemen seiner Frau mit seiner Mutter nichts hören, sondern seine Ruhe haben. »Ich fühlte mich von ihm im Stich gelassen. Wir hatten alle Krisen immer gut gemeistert und nun drohte seine Mutter auch noch unsere Ehe zu gefährden«, beklagte sich Petra.
Obwohl Petra ihren Job als Arzthelferin bald wieder aufgab, um die Schwiegermutter rund um die Uhr betreuen zu können, setzten ihr die Erschöpfung und Überforderung mehr und mehr zu. Nachts schlief sie kaum noch, entweder geisterte die Schwiegermutter durchs Haus und musste beruhigt und wieder zu Bett gebracht werden oder die Sorgen ließen Petra nicht zur Ruhe kommen. Tagsüber versuchte sie, die Pflege so gut es ging zu bewältigen, wobei sie immer wieder rasende Kopfschmerzen und Schwindelattacken hatte. »So kann es nicht mehr weitergehen. Ich halte das nicht mehr aus. Mein Mann und ich müssen eine andere Lösung finden, sonst klappe ich endgültig zusammen.«
Burnout bei Lehrern
Auch wenn hier explizit die Lehrer angesprochen und lehrerspezifische Aspekte berücksichtigt werden, so bedeutet das nicht, dass der eine oder andere Punkt in ähnlicher Form nicht auch für Nicht-Lehrer zutreffen könnte. Je nach Studie leiten 10–30 % der Lehrer unter Burnout. Über 90 % gehen krankheitsbedingt,
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