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Burnout

Burnout

Titel: Burnout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schmiedel
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Kurve. Außerdem ist mein Blutdruck dann noch niedriger.« Saskia argumentiert vehement und präsentiert mir dann noch einen Trumpf: »Manchmal verschwinden gerade beginnende Kopfschmerzen sogar, wenn ich einen starken Kaffee trinke.« Doch ich ließ nicht locker, weil ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war. Aufgrund ihres wirklich starken Leidensdrucks ließ sie sich schließlich doch darauf ein, an einem langen Wochenende auf Kaffee und alle anderen koffeinhaltigen Getränke zu verzichten. Wie erwartet ging es ihr richtig dreckig.
    »Ich kam vor Müdigkeit und Kreislaufproblemen kaum aus dem Bett und der Kopf wollte fast zerspringen. Ich brauchte drei Tage lang täglich ein Triptan und wollte schon mit dem Entzug aufhören. Am vierten Tag ließ der Kopfschmerz allerdings nach. Nach einer Woche hatte ich überhaupt keine Kopfschmerzen mehr. Jetzt mache ich morgens Wechselduschen, um den Kreislauf anzuregen und trinke im Büro vor allem Mineralwasser oder Kräutertee. Meine Arbeitskollegen – die armenKaffeejunkies – spotten, aber das ficht mich nicht an. Ich trinke nun höchstens jeden zweiten Tag etwas Koffeinhaltiges. Und ich habe tatsächlich – wie vorhergesagt – nur noch selten Kopfschmerzen, maximal einmal in der Woche und dann hilft auch die Aspirin meistens. Ein Triptan brauche ich ungefähr nur noch alle drei Monate. Was mich am meisten erstaunt ist, dass meine Kreislaufbeschwerden weniger geworden sind und ich wesentlich mehr Energie als vorher habe. Ich war offenbar doch schon ziemlich ausgepowert, aber mit dem vielen Kaffee habe ich das gar nicht richtig bemerkt. Wenn ich jetzt einen Latte macchiato trinke, dann ist das wieder ein echter Genuss und kein mechanisches Reinschütten.«
    Bei ihrem letzten Kontrollbesuch – sie hatte (wie viele andere Kopfschmerzpatienten auch) einen Magnesium- und einen Zinkmangel, der behandelt und nach einigen Monaten kontrolliert wurde – fragte sie mich fast vorwurfsvoll: »Warum haben andere Ärzte mir das denn nicht schon früher gesagt?«
    Es ist schon merkwürdig: Bei kaum einer anderen therapeutischen Maßnahme stoße ich so häufig auf Widerstand wie beim Koffeinentzug. Ich bringe Bewegungsmuff el dazu, Sport auszuüben, ich verschreibe Kranken (manchmal) hoch wirksame Medikamente, die nicht immer frei von Nebenwirkungen sind und die von den Patienten (hoff e ich jedenfalls) sogar geschluckt werden, und ich schaff e es manchmal sogar, dass Menschen eine Woche gar nichts essen (Heilfasten). Aber beim Kaffee beiße ich mir manchmal die Zähne aus. Je größer aber der Widerstand des Patienten ist, desto größer ist die Abhängigkeit und desto größer sind aber auch die Chancen, dass durch den Entzug eine entscheidende Besserung eintreten wird. Probieren Sie es doch einmal im Urlaub oder an einem langen Wochenende aus! Oder sind Sie schon so abhängig, dass Sie es gar nicht schaffen?
    INFO
    Achtung: Hier ist überall Koffein drin
Kaffee (auch alle Varianten wie Capuccino, Espresso oder Latte macchiato)
koffeinfreier Kaffee (bis zu 25 % des Koffeingehalts von Bohnenkaffee!)
Cola (auch Light-Cola, koffeinfreie Cola enthält tatsächlich kein Koffein)
Schwarztee (etwa halb so viel wie Kaffee)
Grüntee (genau so viel wie Schwarztee)
Mate-Tee
Cola-Getränke
Kakao (also auch Schokolade)
»Energy-Drinks«
Lebensmittel oder Getränke mir Guarana (eine koffeinhaltige Pflanze)
Alkohol sollten Sie nur selten genießen
    Alkohol ist eine aus unserem Kulturkreis nicht mehr wegzudenkende legale Droge. In manchen Teilen der Welt ist Alkohol verboten, weil er für sehr schädlich gehalten wird. Als Genussmittel maßvoll eingesetzt kann Alkohol etwas sehr Angenehmes sein. Ein schönes kühles Bier an einem heißen Sommertag im Biergarten, ein Glas Rotwein an einem Abend in sinnlicher Zweisamkeit oder ein herber Likör nach einem schmackhaften Essen.
    Es gibt natürlich auch mal Gelegenheiten, da bleibt es nicht bei einem Gläschen. Alkohol löst unsere Anspannung und unsere Zunge, was nicht immer nur vorteilhaft ist. Nach einem harten, stressigen Tag führt Alkohol aber zu einer wohligen Entspannung. In geselliger Runde verlieren wir unsere Hemmungen und werden kontaktfreudiger.
    Problematisch wird es spätestens dann, wenn wir auf Alkohol als Krücke angewiesen sind, ohne den wir gar nicht entspannen oder uns gut unterhalten können. Dann beginnen wir die Grenze vom Genussmittel zum Suchtmittel zu überschreiten. Eine Abhängigkeit kann nämlich schon dann bestehen,

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