Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
erreichten ihn, als er angewidert das Handy schüttelte. Benommen und nicht ganz bei sich, ließ er sich am Pfosten auf die Bodendielen gleiten. » Das Handy funktioniert nicht. Das alte– die anderen haben sie zertrümmert. «
Sie zückte das Handy, verwünschte die Zeit, die es dauerte, bis es an war, und bemühte sich zugleich, seine Kopfverletzung zu untersuchen und seine Reaktionen zu testen.
Gil ging ohne zu zögern ins Haus, rief nach Megan, Deb und Liam. Kris hörte keine Antwort.
» Was war los, Mark? Wo sind die anderen? «
» Autos. Mindestens acht Männer, bewaffnet. Gesichtsmasken– ich konnte keinen erkennen. Dann landete der Hubschrauber. Sie haben die Frauen mitgenommen. Ich wollte sie aufhalten, aber…« Er deutete auf seinen Kopf. » Gewehrkolben. Mit voller Wucht. Liam hat’s erwischt– eine Kugel, glaube ich. «
Ein Piepton zeigte an, dass das Handy jetzt– endlich– einsatzbereit war, und sie wählte den Notruf, nahm die Taschenlampe, befahl Mark, sich nicht von der Stelle zu rühren, und rannte auf der Suche nach Liam ins Haus.
» Ich brauche Polizei und Notarzt « , erklärte sie der Telefonistin. » Zwei Frauen wurden aus dem Haus des Parlamentsabgeordneten Mark Strelitz entführt, zwanzig Kilometer westlich von Dungirri im Norden von New South Wales. « Kurz angebunden nannte sie die Adresse und fügte, als die Telefonistin weitere Details verlangte, hinzu: » Die Polizei von Birraga weiß, wo das ist. Ich bin dort Sergeant. Sagen Sie denen, die Entführer haben einen Hubschrauber, der vor zirka zehn Minuten in Richtung West oder Südwest weggeflogen ist. Es gibt zwei Verletzte am Boden, also stellen Sie mich schnellstens zur Notarztzentrale durch. «
Da die Wohnräume der Villa leer waren, trat sie auf die Terrasse hinaus, schwenkte die Taschenlampe und sah Gil neben Liam auf der Weide knien.
» Zwei verletzte Männer « , teilte sie der Notarztzentrale mit, als sie über die Wiese rannte. » Einer mit Kopfverletzung vom Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, bei Bewusstsein und ansprechbar, aber verwirrt. «
Blut. Blut auf Liams Brust und Schenkel. Ströme von Blut an Gils Händen, die er auf die beiden Wunden presste. Ihr Verstand registrierte es, wies die Erkenntnis von sich, und zugleich setzte die antrainierte Routine ein, und sie informierte weiter in klaren Worten die Notarztzentrale.
» Zweite Person mit mehreren Schussverletzungen an Rumpf und Oberschenkel, schwerer Blutverlust. « Sie stellte auf Lauthören, kniete sich neben Liam, ließ Handy und Lampe fallen, zog Jacke und T-Shirt aus und drückte beides zusammengeknüllt auf die seitliche Wunde in seiner Brust. Gil presste seine große Hand darauf, und sie tastete nach Liams Handgelenk. » Schwacher Puls « , erklärte sie, laut genug, damit es vom Handy übertragen wurde. » Patient ohne Bewusstsein. Wir brauchen den Rettungshubschrauber. «
In höflichem, beruhigendem Ton stellte der Telefonist weitere Fragen, doch sie schnitt ihm entnervt das Wort ab. » Ich bin Polizeisergeantin. Ich kann beurteilen, was eine lebensgefährliche Verletzung ist. Und jetzt bringen Sie den Heli in die Luft und die Rettung auf die Straße, alles andere kann erst mal warten. «
Liams Lippen bewegten sich kaum merklich, und seine Hand rührte sich eine Winzigkeit unter der ihren. Sie sah hinab, und er zeigte ihr den gereckten Daumen. Vor Erleichterung verschwamm ihr der Blick, die Besorgnis aber schwand kaum.
Mit grimmigem Gesicht forderte Gil Liam auf: » Halt durch, Alter. Wir sind bei dir. «
Kris setzte den Telefonisten weiter ins Bild, beantwortete seine Fragen und untersuchte Liams Schenkelwunde. Eine Schussverletzung, Blutverlust, aber soweit sie es beurteilen konnte, war keine Hauptschlagader betroffen. Ihr war verdammt bewusst, dass Liam andernfalls hier draußen, so weit entfernt von jeder medizinischen Versorgung, kaum eine Chance gehabt hätte.
Sie hörte Motorengeräusche, sah Scheinwerferstrahlen über den Garten streichen. In der Angst, die Entführer könnten zurückgekehrt sein, knipste sie rasch die Taschenlampe aus, zog die Pistole, bedeutete Gil, bei Liam zu bleiben, und lief geduckt zur Hausflanke, um sich Gewissheit zu verschaffen, wobei sie im Laufen die Jacke wieder überzog.
Zwei Streifenwagen fuhren die Auffahrt hinauf. Die Strahlen der Taschenlampen der Polizisten fielen auf Mark, der zusammengesunken am Pfosten lehnte, dann schwenkte eine auf Kris, die sich näherte, und blendete sie.
» Kris! « ,
Weitere Kostenlose Bücher