Bushido
kommt ihr zuerst zu mir. Ist das klar?«
Er nickte und wir gingen in die Halle.
Egal, wohin man schaute, überall schwirrten irgendwelche Promis herum. Es war schon komisch. Noch vor zwei Jahren war ich für diese Menschen praktisch gar nicht existent, und jetzt starrten sie mich alle an. Die Mädchen tuschelten untereinander: »Guck mal, da drüben steht Bushido!« Es war interessant zu beobachten, wie manche gern mit mir ins Gespräch gekommen wären, aber es einfach nicht konnten. Sie schafften es nicht, den ersten Schritt zu machen und mich anzusprechen. Als ich an der Bar auf meine Cola wartete, stand auf einmal Blümchen neben mir und bestellte sich ein Wasser. Unsere Blicke kreuzten sich, ich lächelte, doch sie schaute gleich wieder weg. Ich spürte richtig, wie sie innerlich die Sekunden zählte, bis der Kellner ihr das verdammte Wasser brachte. So einfach konnte ich sie aber nicht davonkommen lassen.
»Na, Blümchen?«, meinte ich freundlich.
Blümchen drehte sich nicht um.
»Ich hab gehört, du machst jetzt ernsthafte Musik.«
Nervös tippte sie mit ihren Fingern auf dem Tresen herum.
»Wie läuft’s denn so?«
Sie setzte ein gequältes Lächeln auf, und als endlich ihr Wasser kam, machte sie, dass sie wegkam.
»Bis später, Jasmin«, rief ich ihr noch hinterher, aber sie tat so, als hätte sie es nicht gehört.
Wieso konnten diese Leute nicht auch mal cool sein? Hätte ich in zwei Jahren keinen Erfolg mehr, würde ich, ganz ehrlich, einfach dazu stehen. Es wäre mir auf keinen Fall peinlich oder unangenehm, wieso auch? Wäre ja keine Schande. Der liebe Gott hat nun mal nicht immer für jeden von uns Zeit.
Trotzdem glaube ich, dass Frauen damit ein größeres Problem haben als wir Männer. Ich kannte mal ein Mädchen, das übertrieben reiche Eltern hatte. Ihr Vater hatte einen echten Picasso im Wohnzimmer der Villa hängen, sie besaßen mehrere Häuser auf der ganzen Welt, in der Garage standen Ferraris, Maseratis und Porsches – man hatte jeden Tag die Qual der Wahl. Als ich sie kennenlernte, fragte ich sie, was sie den ganzen Tag so machen würde, weil sie nie zur Arbeit oder an die Uni ging. Anstatt dazu zu stehen, dass Geld von Papi auszugeben und von Beruf Tochter zu sein, versuchte sie ständig, mir irgendeinen Blödsinn zu verklickern. Zuerst wollte sie einen Club in Berlin eröffnen – wofür ich sie krass auslachte. Dann wollte sie Mediendesign studieren und einen Monat später Medizin. Was für ein Abtörn! Wieso konnte sie nicht einfach sagen: »Ich gehe alle drei Tage für 500 Euro zum Friseur, kaufe mir ohne Ende Designer-Klamotten und genieße das Leben.« Das wäre wenigstens ehrlich gewesen und sie hätte dafür auch meinen Respekt bekommen. Da sie es nicht war, musste ich sie leider abservieren. Ohne Ehrlichkeit läuft nun mal nichts im Leben.
Zurück zur Party. Beim Essen saß ich zusammen mit Yvonne Catterfeld und ihrem Management an einem Tisch. Cool, dachte ich, endlich konnte ich mich mal mit ihr unterhalten. Ich wusste ja, dass sie, genau wie ich, jeden Tag World of Warcraft zockte und freute mich schon, mit ihr darüber zu quatschen. Ich wartete aber erst mal ab. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie mich anstarrte und etwas zu sagen versuchte, aber es kamen einfach keine Worte aus ihrem Mund.
Das erinnerte mich an die alten Erzählungen der Wikinger, in denen es hieß: Geh über den Regenbogen und du findest den Weg zu Odin. Die Wikinger liefen daraufhin auf den höchsten Berg und warteten, bis der Regenbogen am Himmel erschien. Sie warteten und warteten, aber der verfluchte Regenbogen kam einfach nicht. Erst als sie den Mut aufbrachten, den ersten Schritt über den Abgrund zu machen und so-
mit das Risiko eingingen, abzustürzen, tauchte der Regenbogen auf, auf dem sie gehen konnten, und alles wurde gut. Mit den Promis ist es im Prinzip ähnlich. Sie wagen den entscheidenden Schritt einfach nicht. Aber egal, drauf geschissen. Es gab ja auch coole Atzen auf der Party.
DJ Ötzi war so eine Ausnahme. Als ich mit dem Essen fertig war, lief ich direkt an ihm vorbei, schaute kurz, aber er unterhielt sich gerade mit einem Kumpel. Ich ging also weiter, als er plötzlich meinen Namen durch die ganze Halle rief: »Buuushiiiiiido!!!«
Ich drehte mich um und da kam Ötzi auch schon angerannt, reichte mir seine Hand und meinte in seinem lustigen Tiroler Dialekt: »Ey, Bushido, was ich dir schon immer sagen wollte: Du bist echt stark, Mann. Mach dein Ding genauso weiter. Bau
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