Bushido
zu mir und fragte höflich, ob er ein Foto von uns beiden machen dürfe.
»Für meinen Sohn, wissen Sie«, sagte er freundlich.
Das konnte ich mir schon fast denken.
Wir machten die Fotos.
»Entschuldigen Sie, Bushido«, fragte er erneut. »Wäre es zu unhöflich von mir, wenn ich noch um eine Unterschrift bitten würde. Ohne Autogramm von Ihnen darf ich heute Nacht nämlich nicht nach Hause kommen.«
Hehe.
Natürlich bekam er das Autogramm für seinen Sohn. Ich mag solche Leute, die aus ganz anderen Kreisen kommen, aber trotzdem keine Hemmungen haben, auf mich zuzugehen. Die anderen pissten sich alle ausnahmslos ein. Rüttgers, damals Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, war dagegen etwas steif und so uncool, dass es mir selbst schon ganz unangenehm war.
Die Show ging los und ich hatte so gut wie keine Probleme. In den Werbepausen fragten sich die anderen gegenseitig nach den Antworten, weil sie Schiss hatten, sich vor der Kamera zu blamieren. Mir war es egal, ich wusste auch so genug. Am Ende belegte ich sogar den vierten Platz, was mir natürlich vorher niemand zugetraut hätte. In der letzten Werbepause kam Hape zu mir.
»Bushido, wenn du es nicht magst, dann sage ich nicht, dass du einen guten vierten Platz gemacht hast. Ist vielleicht schlecht für dein Image.«
Ich lachte nur und sagte: »Mir egal, Atze.«
Später chillten Hape und ich noch im Backstage. Er war positiv überrascht von mir – so wie alle, die mich persönlich kennenlernen. Wir hauten rein, machten noch ein paar Fotos zusammen und ich verpisste mich wieder nach Berlin. Auf das gegenseitige Geschleime der anderen Gäste konnte ich gern verzichten. Gegen eine Weintrauben-Wasserpfeife im Café wäre das ja sowieso keine echte Alternative gewesen.
50 Jahre Bravo
Die Bravo feierte ihren 50. Geburtstag und hatte in der Hamburger Color-Line-Arena eine Riesenparty organisiert. Natürlich war auch ich eingeladen, aber ich hatte, wie immer, keine Lust auf die ganzen Nasen, die ich dort treffen würde. Dieses ewige Gepose vor den Kameras, schlechtes Essen, keine Wasserpfeife – nee, keinen Bock drauf. Hamoudi und Arafat nervten mich dann aber so lange, bis ich schließlich nachgab. Außerdem traten Roxette auf – ihre erste Show seit vielen Jahren –, und die wollte ich dann doch nicht verpassen. Marie und Per waren das Traum-Duo meiner Kindheit. Also gut, auf nach Hamburg! Die anderen guten Jungs kamen schließlich auch alle.
Als wir vor der Halle anstanden, um unsere VIP-Bändchen zu holen, gab es schon den ersten Stress. Ein paar Securities bauten sich vor uns auf und erklärten uns die »Spielregeln des Abends«.
»So, meine Freunde«, fing einer von ihnen an. »Um eine Sache von vornherein klarzustellen, ich möchte keinen Ärger auf meiner Veranstaltung. Ist das klar?«
Arafat und Hamoudi schauten mich fragend an. Ich kannte den Gesichtsausdruck der beiden nur zu gut. Er bedeutete Ärger. War mir egal – ich würde mich da raushalten.
Arafat gab Hamoudi ein Handzeichen, dass er sich um die Angelegenheit kümmern würde, und ging auf einen Security zu.
»Erstens sind wir nicht deine Freunde und zweitens sind wir hier, um eine Party zu feiern. Der Einzige, der hier was von Ärger erzählt, bist du. Was issn dit für ’ne Kacke?«
»Ich wollte ja nur auf Nummer sicher gehen«, antwortete der Security, nicht mehr ganz so vorlaut.
»Eine Frage! Hast du deinen Spruch auch bei den anderen Gästen gebracht oder nur bei uns?«, fragte Arafat.
Der Security guckte besorgt seine Kollegen an.
»Antworte mir gefälligst!«, forderte Arafat mit lauter Stimme und setzte seinen bösen Blick auf.
Dann kam ein befreundeter Bravo-Mitarbeiter dazu, um die Situation zu entschärfen, aber er machte es nur noch schlimmer.
»Bushido, die Securities handeln nur in unserem Auftrag. Sie hatten die Anweisung, euch noch einmal darauf hinzuweisen, friedlich zu sein«, sagte er.
Jetzt mischte ich mich doch ein.
»Alter, wir kennen uns schon so lange. Glaubst du im Ernst, ich würde auf deiner Party Ärger anfangen? Wir sind hier Gäste und entsprechend werden wir uns auch verhalten. Ganz ehrlich, dass du immer noch diese Vorurteile hast, enttäuscht mich doch ein bisschen«, sagte ich ihm direkt ins Gesicht.
»Aber Bushido, so war das doch gar nicht gemeint…«, wollte er sich rechtfertigen, als er plötzlich von Arafat unterbrochen wurde.
»Das ist jetzt zu spät!«, sagte er und zog mich weg. »Wenn ihr heute was von Bushido wollt, dann
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