Bushido
keine Scheiße und bleib einfach cool. Du bist es nämlich!«
Wow!
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass der meine Musik feiert. Ich gab ihm noch mal die Hand und bedankte mich für seine Worte.
»Danke, DJ Ötzi, danke.«
Das fand ich saucool. Er gab einfach einen Scheiß auf dieses ganze Klischeedenken – genau wie ich.
Ein paar Meter weiter, das gleiche Spiel mit Chris Roberts, so einem Volksmusik-Atzen. Er und seine Frau wollten unbedingt ein bisschen mit mir chillen, weil ihr Sohn ein absoluter Hardcore-Fan von mir war. Chris Roberts rappte mir sogar ein paar meiner Zeilen vor – er kannte fast alle meine Texte –, weil bei ihm zu Hause den ganzen Tag nur meine CDs liefen. Hehe.
Für die älteren Leute ist der Kontakt zu mir einfacher, weil sie immer ihre Kinder vorschieben können, nach dem Motto: »Kann ich mal bitte ein Autogramm für meinen Sohn haben?« Dann merke ich aber immer ganz schnell, dass der Papa eigentlich derjenige ist, der neugierig auf mich ist. Schon witzig.
Kurz bevor die Show anfing, zogen wir weiter auf die Tribüne. Dummerweise war nur noch eine Lounge frei und die war auch schon zur Hälfte besetzt. Als ich sah, wer dort saß, musste ich laut lachen: die Aggros! Aber von unserer Seite gab es keinen Stress. Warum sollten wir außerdem ausgerechnet auf der Bravo-Party damit anfangen? Das machten wir ganz woanders. Wir waren da, um einen Geburtstag zu feiern.
Dann kamen endlich Roxette auf die Bühne. Chakuza, Bizzy Montana und ich sprangen sofort auf und machten übelst Alarm. Wie kleine Jungs haben wir gewunken, geklatscht und geschrien – richtig geil. Als sie dann Joyride sangen, ging mir das Herz auf. Die Aggros checkten natürlich gar nichts, die saßen nur stumm in ihrer Ecke. Wir dagegen feierten und hatten unseren Spaß. Allein für diesen einen Moment hatte sich die Reise nach Hamburg schon gelohnt.
Los ging’s zur Aftershow-Party. Ich chillte mit Arafat und Hamoudi etwas abseits des Trubels und beobachtete die Leute. Küsschen hier, Küsschen da, Koksnase hier, Koksnase da. Nur Opfer, wohin man auch schaute. Nach einer halben Stunde wurde es mir zu blöd und ich machte die Flatter. Diese Partys waren ja eh immer gleich. Chakuza, Saad und Bizzy blieben noch und gaben sich übelst die Kante. Na ja, jeder, wie er mag.
Irgendwann liefen sie so zu dritt durch die Menge, an den Fantastischen Vier vorbei, und Bizzy bekam zufälligerweise mit, wie Thomas D. etwas über mich sagte. Das ließ sich ein Bizzy Montana natürlich nicht gefallen und baute sich, schon halb besoffen, vor ihm auf.
»Was redest du über Bushido?«, lallte Bizzy.
Thomas D. schaute leicht irritiert aus der Wäsche. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
»Weißt du was?«, pöbelte Bizzy weiter. »Halt einfach deine Klappe und rede nicht über Bushido, okay?«
Wenn Bizzy ein paar Bierchen zu viel getrunken hat, fackelte er nicht lange. Aber er hatte recht. Die Fantas bewiesen mal wieder, dass sie immer noch nicht in der Lage waren, unsere Musik, unsere Kultur, unseren Lifestyle auch nur ansatzweise anzunehmen. Sie hateten immer noch. Vor drei Jahren hätte ich noch gesagt: »Bizzy, beruhige dich, das sind eben die großen Fantastischen Vier. Die können auf uns scheißen.« Mittlerweile schrieben wir das Jahr 2006 und die Lage im Musikgeschäft hatte sich etwas geändert und sie hatten absolut kein Recht mehr, vor mir die arroganten Popstars zu spielen. Thomas D. kam aber später noch zu Bizzy, entschuldigte sich freundlich und lud ihn auf einen Whiskey an der Bar ein. Damit war die Angelegenheit gegessen.
Amerika: Das Land der unbegrenzten Opfer
Wenn Amis nach Deutschland kommen, dann machen sie auf dicke Hose. Das war schon immer so und wird sich wahrscheinlich auch nie ändern. Warum sollte es ausgerechnet in der Musik anders sein als in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Politik. Trotzdem gibt es nur wenige US-Rapper, die in Deutschland wirklich viele CDs verkaufen. Allein im Jahr 2006 gingen in Deutschland mehr Platten von mir über den Tresen als von Busta Rhymes, P-Diddy, Jay-Z oder Nas. Und ihre Konzerte waren auch meist leer. Hektisch riefen dann irgendwelche Tourmanager an und fragten, ob ich nicht im Vorprogramm auftreten könne. Als ich noch nicht so bekannt war, habe ich das auch gemacht. Immerhin waren diese Leute aus meiner damaligen Sicht alle Stars, die einen gewissen Status erreicht hatten, den ich mir noch erkämpfen wollte. Trotzdem waren Konzerte mit US-Rappern fast immer
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