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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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behindert, egal ob mit Erick Sermon im Kölner E-Werk, damals noch zusammen mit Sido und Fler, oder mit DMX und dem Wu-Tang Clan in der Berliner Columbiahalle. Es wurden ja eh immer alle ausgebuht außer mir. Bei solchen Konzerten bestand 90 Prozent des Publikums aus Fubu- und Southpole-Typen, die mit fünf Euro teuren Fake-Diamant-Ohrringen einen auf krassen Ghetto-Nigger machten. Die restlichen 10 Prozent waren kleine, dumme Mädchen, die sich von diesen Idioten haben vögeln lassen.

Wu-Tang Clan
    Im Juli 2004 sollten Azad und ich im Vorprogramm vom Wu-Tang Clan spielen. Ich freute mich sehr darauf, schließlich war ihr Debütalbum Enter the Wu-Tang (The 36 Chambers) von 1993 eine der Lieblingsplatten meiner Jugend. Nicht umsonst zählt es auch 15 Jahre später noch zu den wichtigsten Rap-Alben aller Zeiten. Ich war total gespannt, wie die Jungs so drauf waren, doch leider wurde ich, wie so oft, sträflich enttäuscht. Diese Amis machten übertrieben einen auf Superstar und pöbelten alle an, die auch nur in die Nähe ihres Backstage-Bereichs kamen. Mir wollten sie nicht einmal Hallo sagen. Hatten die schon mal was von Respekt gehört? Diese hängen gebliebenen New Yorker Typen wollten mir in meiner eigenen Stadt zeigen, dass sie die Chefs waren? Das konnten sie schön vergessen. Nicht mit mir. Diese Opfer werde ich schon noch therapieren, schwor ich mir und wartete auf meinen Auftritt.
    Zuerst spielte Lil’ Flip, dann kam Azad, dann ich. Ich rockte meinen Auftritt professionell herunter und wartete am Bühnenrand, bis der Wu-Tang Clan auf die Bühne kam. Ich gab mein Mikrofon extra nicht beim Soundtechniker ab, sondern versteckte es undercover in meiner Hose. Das Mikro brauchte ich noch für meine kleine Racheaktion. Dann liefen RZA, Masta Killa, GZA, Cappadonna und die anderen Clan-Mitglieder raus auf die Bühne und die Show begann. Außer Ol’ Dirty Bastard und Method Man waren alle gekommen. Sie spielten ihre Klassiker Reunited, Da Mystery of Chessboxing, Tearz, C.R.E.A.M., Can It Be All So Simple, was, ehrlich gesagt, schon ziemlich geil war. Trotzdem mussten sie gleich dran glauben. Irgendwann machte der DJ die Musik aus und Cappadonna hielt eine kleine Ansprache. Er gratulierte seinen Kumpels Inspectah Deck und RZA, die einen Tag zuvor Geburtstag hatten. Dann stimmte das Publikum Happy Birthday an. Das war der Moment, auf den ich gewartet hatte. Hehe.
    Publikum: »Happy Birthday to you…«
    Ich: »Huuurensohn!«
    Publikum: »Happy Birthday to you…«
    Ich: »Huuurensohn!«
    Publikum: »Happy Birthday, RZA und Inspectah. Happy Birthday to you.«
    Ich: »Huuuuuuurensohn.«
    Was für ein Spaß! Jeder konnte mich hören, aber niemand wusste, dass ich es war. Natürlich wunderten sich alle, vor allem die Leute aus dem Publikum, aber die Wu-Tangs wussten ja weder, was das zu be-deuten hatte, noch woher die Stimme kam. Dann fuhr ich zufrieden nach Hause. An jenem Abend lernte ich eine wichtige Lektion: Lass dich niemals, unter keinen Umständen, respektlos behandeln. Niemals.
    Egal, wie cool ein DMX auch war, ich wollte der Rapper aus Berlin sein, der diesen arroganten Amis eine Sache klar und deutlich vor Augen hielt: Du bist hier der Spast! In Berlin bist du Gast, also benimm dich entsprechend. Außerdem gibt es hier auf jeden Fall ein paar Leute, die cooler sind als du. Also, Klappe halten, du Opfer!
    Arafat und seine Brüder hatten damals, Mitte der 90er, auch Ice-T und seiner Band Bodycount auf die Fresse gehauen, als sie Faxen machten. Und diese Jungs waren richtig harte Brocken, so von Kopf bis Fuß tätowierte, 1,90 Meter große Hardcore-Bodybuilder-Atzen aus L.A. Die waren schon krass. Trotzdem kassierten sie von Berlinern Schläge, weil sie sich nicht zu benehmen wussten.
    Aber nicht nur die Amis waren behindert. Es gibt zum Beispiel einen Typen, der in der schwäbischen »Mega-Metropole« Stuttgart aufwuchs, nach Berlin zog, einen Song über einen bekannten Berliner Stadtteil machte und sich selbst übelst dafür gefeiert hat. Was sollte das denn sein, bitte schön? Als Nicht-Berliner hat man ganz einfach seine Schnauze zu halten, wenn es um unsere Stadt geht.
    Was glauben diese Leute eigentlich, wer sie sind? Meinen sie wirklich, das alles wäre nur ein Spiel? Keine andere Stadt in Deutschland hat ein solch hartes Image. Wir haben uns unseren asozialen Ruf über die Jahre hart erarbeitet und sind stolz darauf. Nicht ohne Grund trauten sich die ganzen Stuttgarter, Kölner, Münchner und Hamburger

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