Bushido
mein Handy. Ich schielte auf das Display. Unbekannter Teilnehmer.
»Hm?«, meldete ich mich. Wie immer, wenn die Rufnummer unterdrückt wird.
»Wuuzzup, this is Snoop«, kam es durch den Hörer genuschelt. »I’m calling from Denmark. Haya doin’, Bu-shi-do?«
Ich war zugegebenermaßen etwas irritiert. Wollte mich da jemand verarschen oder hatte ich gerade tatsächlich Snoop in der Leitung? Zum Glück erinnerte ich mich daran, dass Neffi mich vor ein paar Tagen gefragt hatte, ob er meine Handynummer an seinen amerikanischen Kollegen weitergeben dürfe. Ich stellte auf Lautsprecher, damit Kay mithören konnte.
»Ähhm«, stammelte ich zurück. »My English is not so good. I have to apologize.«
»Don’t you worry, nephew. It’s all good. It’s all good«, sagte Snoop langsam. Gaaaaanz langsam.
Ich kam mir ein bisschen vor wie bei Punk’d auf MTV, war aber trotzdem gespannt, was er von mir wollte.
»Yeah, yeah. I saw you on TV. I really like what you do«, rappte Snoop durchs Telefon. Was für ein lustiger Singsang, dachte ich. Entweder war Snoop stoned oder er feierte sich selbst, wenn er seine Stimme hörte. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem.
»Me and Diddy want you to play at our show«, fuhr er fort. »We wanna invite you to our party. What’cha sayin’, Bu-shi-do?«
Ich musste schmunzeln, da ich vor ein paar Stunden erst gelesen hatte, dass Snoop einen Tag zuvor von der schwedischen Polizei verhaftet worden war und über Nacht im Knast bleiben musste. Nach seinem Konzert in Stockholm war er mit einer blonden Schwedin im Gepäck total high durch einen Nachtclub getorkelt, bis die Bullen ihn in eine Ausnüchterungszelle geworfen hatten. Oh, Mann!
»Thank you very much for your invitation«, meinte ich. »I really appreciate your offer. You will play at the Columbiahalle, right? This is my home club. I live just around the corner. But there is one thing: My style is hardcore, rough, rugged, and raw. I don’t think your fans gonna like my style, you know what I mean?«
»Ohhh, we just party hardy and have a good time, riiiight?«, nuschelte Snoop. Ich glaubte nicht, dass er irgendwas von dem verstand, was
ich sagte.
»Okay, Snoop, let’s talk tomorrow«, antwortete ich und legte auf.
Kay und ich schauten uns etwas ungläubig an. Das war schon eine seltsame Situation: Ich chillte in meiner kleinen 3-Zimmer-Bude in Tempelhof und telefonierte mit Snoop Dogg. D-Bo kam aus dem Bad und ich rief ihn zu uns ins Wohnzimmer.
»Rate, wer mich gerade angerufen hat!«, meinte ich zu ihm.
»Keine Ahnung«, sagte er.
»Snoop!«
»Krass. Was wollte er?«
»Ich soll am Mittwoch mit ihm und Puffy in der Columbiahalle auftreten.«
»Und machst du’s?«
»Keine Ahnung, Alter. Die Sache ist ja die: Snoop und Diddy sollten ursprünglich in der Max-Schmeling-Halle auftreten, in die ja bis zu 10000 Zuschauer passen. Da der Vorverkauf aber so schlecht lief, bekommen die Veranstalter jetzt kalte Füße und wollen in die kleinere Columbiahalle ausweichen. Wahrscheinlich denken die sich: Lasst uns Bushido dazuholen, damit der Laden überhaupt voll wird.«
»Okay. Na dann, gute Nacht, Jungs«, verabschiedete er sich unbeeindruckt.
So war D-Bo eben. So waren wir alle.
Ich zockte weiter Warcraft und dachte in Ruhe über die Situation nach. Das war schon krass. Snoop, mein größtes Teenie-Idol, bat mich um Hilfe, weil er seine eigenen Konzerte nicht vollbekam. Hätte mir das vor zehn Jahren jemand erzählt, ich hätte ihn nicht nur ausgelacht, sondern wahrscheinlich auch verprügelt, weil ich gedacht hätte, er wolle sich über mich lustig machen. Schon witzig, wie sich die Welt in den Jahren verändert hatte.
Am nächsten Tag rief mich Snoops Manager an und bot mir eine Gage von 5000 Euro, falls ich auftreten würde. Ich fing laut an zu lachen, weil ich es wirklich für einen Scherz hielt. Als ich aber merkte, dass er es vollkommen ernst mit der Kohle meinte, lehnte ich dankend ab. Ich wechselte mit dem verstörten Manager noch ein paar nette Worte und legte auf. Damit war das Thema für mich erledigt. 5000 Euro! Sollten die sich mal schön selbst um ihr Scheißbusiness kümmern.
Einen Tag später, ich saß gerade mit Kay und einer Ollen beim Italiener, meldete sich Snoops Manager erneut.
»Hey Bushido, it’s me again, Peter«, meinte er übertrieben freundlich.
Was wollte der denn? Hatte ich mich etwa undeutlich ausgedrückt, als ich Nein sagte? Er versuchte eine Viertelstunde, mich zu
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