Bushido
Freundin macht oder nicht macht, interessiert mich nicht. Es geht hier nur um dich und mich. Jeder in diesem Raum ist alt genug, um für seine eigenen Taten geradezustehen.«
Ihr Blick ging zum Fenster raus. Sie konnte mir wohl nicht mehr in die Augen sehen. Dann zog sie den Joker mit ihrer Mutter. Auch sie würde nicht wollen, dass das Kind abgetrieben würde. Außerdem könnte sie seit Wochen keinen klaren Gedanken mehr fassen. So ein Schwachsinn.
»Wieso hast du mich dann angelogen?« Keine Reaktion.
»Aber für einen Deal mit der Bild-Zeitung hat es anscheinend noch gereicht!«
Sie antwortete nicht. Ich fühlte nur noch Hass und Ekel.
Wie durch ein Wunder konnte sie plötzlich wieder sprechen. Sie schlug mir vor, dem Ganzen doch ein schnelles Ende zu setzen.
»Und wie?«
Die Frage hätte ich mir auch sparen können. Sie wollte, na was wohl, Geld. Viel Geld.
Na klar. Das musste ja kommen. In was für einen Albtraum war ich da nur hineingeraten? Ich versuchte mich nicht aufzuregen. Ich erinnerte mich an Arafats Worte: »Bushido, egal, wie aussichtslos dir eine Situation vorkommen mag, es gibt immer einen Ausweg. Hauptsache, du behältst einen kühlen Kopf!«
Ich atmete tief durch.
»Pass auf«, versuchte ich es noch einmal. »Ich mache dir einen Vorschlag. Ich zahle dir auf gar keinen Fall Geld, aber du kannst zu mir nach Berlin kommen und mit in meine neue Villa einziehen. Die ist ja groß genug für uns alle. Und wenn dir deine Eltern Stress machen, kannst du da auf jeden Fall erst mal ein bisschen wohnen.«
Ich schaute zu ihr, aber blickte nur in ein leeres Gesicht. Das war wohl nicht die Art von Angebot, an dem sie interessiert war. »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte ich sie.
Ich kam mir vor, als würde ich mit einem Roboter reden.
Doch dann kam der Hammer.
Ihr Anwalt würde sich schon sehr bald mit mir in Verbindung
setzen.
»Wie bitte?«, brüllte ich sie an. »Kommst du mir jetzt auf diese Tour, ja?«
Sie gab mir keine Antwort, stand auf und verließ das Zimmer. Mehr hatte sie nicht zu sagen.
Die nächsten Tage waren der blanke Horror. Ich versuchte, so lange wie möglich zu schlafen, um ja nicht daran denken zu müssen. Schnell brachte ich noch einen Pflichttermin, eine Listening-Session meines kommenden Albums 7, hinter mich und verpisste mich nach Spanien. Ich war so verzweifelt, dass mich Kay und Nyze tatsächlich zu einem kleinen Urlaub in Barcelona überreden konnten. Ich buchte uns in ein 5-Sterne-Luxus-Hotel direkt am Meer ein und versuchte krampfhaft, meinen Kopf auszuschalten, was natürlich nicht funktionierte. Wie denn auch.
Eines Nachmittags, ich chillte gerade bei angenehmen 28 Grad am Hotelpool, als mein Handy klingelte. Ich erkannte sofort die Schweizer Vorwahl. Nicht mal mehr in seinem Urlaub hatte man Ruhe. Es war ihr Anwalt, der mir ein ziemlich eindeutiges und unmoralisches Angebot machte:
»Herr Ferchichi, entweder Sie und meine Mandantin bekommen das Kind und ziehen es gemeinsam groß oder meine Mandantin treibt das ungeborene Kind gegen die Zahlung einer einmaligen und nicht verhandelbaren Summe ab.«
Ich war baff. Abtreibung gegen Geld? Ich bin zwar ein harter Hund, aber als ich das hörte, musste ich schon schlucken.
»Dann sagen Sie mal Ihrer Mandantin, dass sie sich ihr Geld sonst wohin stecken kann«, brüllte ich so laut in mein Handy, dass es alle Urlauber am Pool hören konnten.
»Aber Sie selbst haben meiner Mandantin doch ein erstes Angebot unterbreitet«, versuchte es der Anwalt weiter.
»Ich habe einen Scheißdreck gemacht, verstehen Sie. Und jetzt verpissen Sie sich aus meinem Leben!«
Ich legte auf.
Am Pool war es mittlerweile mucksmäuschenstill. Alle schauten mich an.
Kay kam plötzlich mit seinem Urlaubs-Sangria-Sauf-Hut um die Ecke gerannt und ließ sich durch seinen Tank einen halben Liter Alkohol in den Mund laufen, doch selbst er konnte mich nicht aufheitern.
»Bruder, was ist los?« lallte Kay, der nachmittags um 15 Uhr schon maßlos besoffen war.
»Ach, gar nichts«, sagte ich und drehte mich um.
Von Urlaub konnte keine Rede mehr sein.
Zurück in Berlin. Ich hatte gerade ein Label-Meeting im ersguterjunge-Büro, als mich dieser Anwalt wieder anrief. D-Bo, Arafat, Mirko und Ben saßen um mich herum auf dem Sofa. Sofort stellte ich auf Lautsprecher, sodass alle mithören konnten. Das Angebot des An-walts klang wie ein schlechter Scherz. Wir konnten es kaum glauben. Gegen eine einmalige Zahlung von 120000 Euro würde das Kind
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