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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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du keine Platten mehr, wirst du gedroppt. Das muss man sich immer vor Augen halten. Eine Plattenfirma mag dich nur so lange, wie du ihr Konto füllst. Machst du Minus, bist du weg vom Fenster. Das geht ganz schnell. Die Zeit bei Universal war cool, ich möchte sie auch nicht missen, aber irgendwann braucht man einfach eine Veränderung im Leben. Für mich war diese Zeit jetzt gekommen.
    Nach dem Meeting verabschiedete ich mich von Heiner und verbrachte den restlichen Tag im Café. Wie immer. Beim Kartenspielen erzählte ich Ari nebenbei, dass mir Universal eine Million Euro angeboten hatte. Er nickte kurz und damit war das Thema abgehakt. Selbst D-Bo erzählte ich davon erst zwei Tage später, als wir im Auto auf dem Weg ins Solarium waren. Und das auch nur beiläufig. Ich hatte die Geschichte wirklich schon längst vergessen.

Bling-Bling bei TV Total
    Normalerweise gibt man keine Details aus seinen Verträgen preis, erst recht nicht, wenn es sich dabei um große Geldbeträge handelt. Trotzdem: Würde ich in Interviews erzählen, ich hätte einen Vorschuss von einer Million Euro abgelehnt, die Leute würden mich für einen Spinner halten. Vor allem aber würden sie mir nicht glauben. Als ich bei TV Total eingeladen war, fragte mich Stefan Raab, ob mein Armband echt wäre oder eine Fälschung. Ich erklärte ihm erst mal den Unterschied zwischen Diamanten und Brillanten und verriet ihm den Preis. Raab machte Augen, als hätte ich chinesisch geredet. Ich merkte es ihm an, dass er mir nicht glaubte. Für die meisten ist ja schon meine 6000-Euro-Breitling zu krass. Backstage traf ich meine alte Berliner Freundin Norah Tschirner, die nach mir auf das TV-Total-Sofa durfte. Ich lieh ihr für ihren Auftritt mein Armband aus. Mit dem Ergebnis, dass sie nicht mehr auf Stefans Fragen antwortete, sondern nur noch auf die Brillanten, die an ihrem Handgelenk baumelten, starrte. Norah war schon ein bisschen durch den Wind danach. Hehe. Wie war das noch? Diamonds are a girl’s best friend? Das kann ich nur bestätigen.
    Mir geht diese deutsche Neid-Gesellschaft zwar auf die Eier, aber irgendwie ist sie mir auch egal. Im Rap-Business ist Neid untereinander ja schon immer ein großer Faktor gewesen. Wenn Leute in Internetforen wie mzee.com schreiben, dass man beim MTV Europe Music Award auf jeden Fall für Silbermond voten müsse, nur damit ich nicht gewänne, frage ich mich schon, was das für einen Sinn haben soll. Der Grund kann ja wohl nur Neid sein. Genau das ist diese typisch deutsche Einstellung, von der ich mich schon immer distanziert habe. Vor Kurzem erzählte Nico Suave in einem Interview, dass er der erste deutsche Rapper sei, der eine Einladung zu TV Total abgelehnt und es im Nachhinein bereut habe, weil es mit seiner Karriere bergab ginge. Er stellte sich die Frage, ob alles anderes gelaufen wäre, hätte er sich nur für fünf Minuten in diesen Sessel gesetzt und seine CD in die Kamera gehalten.
    Wenn ich so etwas lese, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Deswegen auch das Experiment mit meiner Girlgroup Bisou, die ganzen Bravo-Cover und all die anderen Dinge, für die ich von der Hip-Hop-Szene ausgelacht worden bin. Ich denke eben: Wenn du cool bist, bist du cool. Das Problem, das diese Hip-Hop-Vögel schon immer hatten und immer haben werden, liegt nicht am Sell-out, sondern daran, dass sie nicht über ihren Schatten springen können. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen denen und mir liegt darin, dass unsere CDs bei Media Markt im gleichen Regal einsortiert werden. Sie sind Rapper, aber ich bin zudem noch Entertainer. Dessen bin ich mir absolut bewusst. Deshalb falle ich in der Öffentlichkeit auch nicht über diese Leute her, sondern gehe bescheiden meinen eigenen Weg. Ganz nach dem Motto: Leben und leben lassen. Während manche Leute mit ihren gemieteten 5er BMWs über den Ku’damm cruisen, chille ich mit meinen Kumpels in Ruhe in meiner Villa und bruzzle im Bademantel ein paar Frikadellen im Garten. Ich muss mir über nichts mehr Gedanken machen. Das nenne ich wahren Luxus.

Ein Kinostar im Gangster-Café
    Wie jedes Jahr hatte niemand von uns so richtig Lust, Silvester zu feiern. Wozu auch? Als ob am 1. Januar auf einmal alles besser wäre. Hatte unsere tolle Regierung nicht gerade wieder eine Steuererhöhung angekündigt? Wie auch immer, ich hatte sowieso schon seit einer ganzen Weile ein eigenartiges Gefühl, was das Jahr 2008 betraf, also konnte mir Silvester erst recht gestohlen bleiben.

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