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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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der Wohnung chillten. Damals nannten sich die zwei noch Royal TS. Auf dem ersten Album von King Orgasmus gibt es den Track Gangster Gangster, den ich produziert hatte und auf dem alle Berliner Rapper – außer Kool Savas – vertreten waren: Sido, Vokalmatador, Unterleib Dynamo, Calle, Messaka, Rhymin Simon, Taktloss, B-Tight, Bass Sultan Hengzt, Vork, Dent und Tequal.
    Halil fragte mich schließlich, ob ich mir vorstellen könnte, ein Mitglied von Aggro Berlin zu werden. Ich wusste es, ehrlich gesagt, nicht. Ich sagte ihm, dass ich keine Vorstellung von meiner Zukunft hätte und dass ich auch nicht wüsste, was genau die Aufgabe eines Labels wäre. Von all diesen Sachen hatte ich absolut keine Ahnung. Ich machte ja immer alles im Alleingang. King of Kingz entstand, von den Beats über die Texte bis hin zur Produktion, komplett in meinem Kopf. Außerdem war ich noch ein absoluter Amateur, der nicht einmal wusste, wie ein richtiger Auftritt abläuft. Da witterte Halil seine Chance und lud mich auf ein Konzert von Sido und B-Tight nach Coburg ein. Ich sollte mir einen Eindruck verschaffen, was ein Label so alles machte. Klar, warum nicht, dachte ich mir. Ansehen kostet ja nichts.

Die Sekte
    Da ich nichts zu verlieren hatte, fuhr ich mit Specter im Januar 2002 nach Coburg, und er nutzte die Autofahrt, um mir Honig ums Maul zu schmieren. Ich bekam die volle Therapie-Dosis. Als wir ankamen, kreiste in meinem Kopf nur noch ein Name: Aggro Berlin! Sido rockte die Show und ich war, das muss ich zugeben, ziemlich begeistert. Er war live ja schon immer ein guter Entertainer. Was mich aber besonders beeindruckte, war diese Professionalität, die diese Leute von Aggro Berlin an den Tag legten. Es gab für alle Rapper ein Hotelzimmer und sogar einen richtigen Tourmanager, der sich um alles kümmerte. Auf der Rückfahrt nach Berlin war mir im Prinzip schon klar, dass ich zu den Aggros wollte. Ich war auch von all meinen Kumpels der Einzige, der wirklich konsequent auf seinen Traum hinarbeitete. Dieses restliche Untergrund-Gesindel war undiszipliniert, ziellos und unorganisiert. Bei Aggro Berlin war das anders. Die kümmerten sich und machten mir schließlich ein Angebot.
    Zurück in Hannover erzählte ich D-Bo davon und wir redeten offen über die neue Situation. Ich hätte mit ihm auch die Sache in Hannover durchgezogen, aber er klopfte mir nur auf die Schulter und sagte: »Bushido, ganz ehrlich, geh wieder nach Berlin. Mach dein Ding mit den Aggros. Ich gehe zurück nach Northeim und wieder an die Uni.«
    Es war klar, dass wir uns erst einmal aus den Augen verlieren würden, deshalb schlossen wir am Tag unserer Trennung einen Pakt.
    »Falls ich jemals die Chance bekomme, dich nach Berlin zu holen, werde ich keine Sekunde zögern«, versprach ich D-Bo. Dann trennten sich unsere Wege.

Ich bin ein Aggro-Berliner
    Ich unterschrieb den Vertrag. Es war ein sehr schlechter Deal, was ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Woher auch? Ich hatte ja keinen Vergleich, deshalb war es für mich auch okay, zum Beispiel nur fünf Prozent der Einnahmen aus meinen Merchandise-Verkäufen zu bekommen. Mir kam das zwar schon etwas wenig vor, aber Aggro Berlin argumentierte so, sie hätten eben nicht viel Geld, würden aber dafür an mein Talent glauben. Spaiche sicherte mir bei der Vertragsunterzeichnung zu, wenn sich im Nachhinein herausstellen würde, dass einer der Vertragspunkte nicht korrekt wäre, man dies jederzeit ändern könnte. Sie meinten auch, dass der Vertrag nur eine Formalität wäre und man alles auch weiterhin wie unter Kumpels regeln könnte. Wie sich herausstellen sollte, war das nichts als heiße Luft. Ich bekam auch keinen Vorschuss, keinen einzigen Cent. Wenn ich mal 100 Euro brauchte, konnte ich ins Büro kommen und mir etwas Cash abholen, aber mehr war nicht drin.
    Mir war das alles am Anfang nicht so wichtig. Ich war froh, überhaupt einen richtigen Plattenvertrag bei Aggro Berlin zu haben. Das war zu der Zeit in Berlin das Größte, was man sich als Rapper vorstellen konnte. Und ich war verdammt stolz darauf. Flers und mein Motto lautete: »Wir sind Aggro Berlin – ihr seid wack und deswegen ficken wir euch!«
    Unsere radikale Einstellung brachte uns zwar den einen oder anderen blauen Fleck ein, aber uns war das egal. Es war Fight Club angesagt – lieber aufs Maul bekommen, als den Schwanz einziehen. Wenn bei einem unserer Konzerte jemand aus dem Publikum Ärger machte, sprangen wir sofort von der Bühne und

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