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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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prügelten uns. Nicht nur bei unseren Konzerten, auch bei Sido und B-Tight kamen wir aus dem Backstage nach vorne gerannt und warfen uns in die Menge. Einmal standen ein paar Türken in der ersten Reihe und riefen: »Aggro Berlin sind schwule Hurensöhne und Sido ist ’ne hässliche Schwuchtel!« Als Fler und ich das hörten, machten wir diese Wichser fertig. Sido und B-Tight standen daneben und schauten zu, wie wir ihre Ehre verteidigten. Ihr Kumpel Mesut, der mit 20 Messern und seinem berüchtigten Totschläger auf der Bühne stand, ließ sich diese ganzen Sprüche gefallen und bewegte sich keinen Zentimeter. Versager!
    Wir fühlten uns wie bei den Musketieren – einer für alle, alle für einen! Wenn jemand zu meinem Kumpel Hurensohn sagte, dann war das so, als ob er es zu mir sagte. Fler und ich hatten schon immer diese Sehnsucht, irgendwo dazuzugehören und Teil einer Crew zu sein. Deswegen waren wir auch so übertrieben fanatisch. Wir hatten ja sonst niemanden. Wir waren wohl die einzigen, die wirklich alles für Aggro Berlin getan hätten. Es war unser Leben.
    Innerhalb kürzester Zeit waren wir in aller Munde. Ganz Deutschland redete über uns. »Aggro Berlin? Das sind doch diese krassen Assi-Rapper aus Berlin!«, hieß es überall. Die Leute redeten aber nicht nur, sie hatten sogar richtig Angst vor uns. Unser Image war geboren. Wir machten keine Unterschiede zwischen Eko Fresh, Kool Savas, Samy Deluxe, irgendwelchen Veranstaltern oder uncoolen Musik-Redakteuren. Wir therapierten einfach alle. Es war uns egal, wir waren Aggro Berlin. Wir waren cool. Wie eine Heuschreckenplage fielen wir über Deutschland her. In Wahrheit gab es aber nur zwei echte Kampf-Heuschrecken – Fler und mich. Sido und die anderen liefen nur hinter uns her.
    Fler war überhaupt nur zu Aggro gekommen, weil Orgi und Hengzt ihre faulen Ärsche nicht hochbekamen. Ich wollte ja unbedingt mit ihnen ein BMW-Album aufnehmen, Berlins Most Wanted, und Aggro Berlin wäre sogar bereit gewesen, es zu veröffentlichen. Wochenlang lief ich den beiden hinterher.
    »Jungs, schreibt Texte, und dann treffen wir uns im Studio«, versuchte ich es fast jeden Tag, aber sie kamen einfach nicht aus dem Knick. Specter hätte uns sogar umsonst ein Logo gemalt. Orgi und Hengzt meldeten sich einfach nicht. Chance vertan. Ich konnte nicht ewig auf sie warten, also fragte ich Fler, ob er mit mir ein Album machen wollte. Nur weil ich, aus den genannten Gründen, keine BMW-CD aufnehmen konnte, entstand das legendäre Carlo-Cokxxx-Nutten-Album mit Fler. Er nannte sich Frank White, nach dem Drogenbaron aus dem legendären Film King of New York. Ich adaptierte den Namen Sonny Black aus meinem damaligen Lieblingsfilm Donnie Brasco. Sonny Black & Frank White – zwei Gauner auf dem Weg nach oben.

DJ Ilan
    Fler konnte rappen, ich konnte rappen und Beats machen, aber wie man das alles in einem professionellen Studio zusammenfügte, davon hatten wir keinen blassen Schimmer. Wir brauchten einen Toningenieur. Da kam DJ Ilan ins Spiel. Eines Tages wurde er von Halil angeschleppt, weil er vorher schon in einem Studio gearbeitet hatte und, wie auch sonst, ein guter Kumpel von ihm war. Ilan war mir nicht wirk-
lich sympathisch, aber da er sich mit dem ganzen Equipment auskannte, wurde er geduldet. Das Lustige an der ganzen Sache war, dass Ilan von Anfang an meine Musik richtig scheiße fand. Er war der Meinung, dass man solche asozialen Texte, von wegen Ich fick deine Mutter und Schwanz in den Mund, nicht rappen könnte. Er war da eher auf dem Freundeskreis-wir-haben-uns-alle-lieb-Trip. Er meinte, dass ich damit niemals Erfolg haben würde und zierte sich entsprechend ewig lange, unser Album abzumischen. Er wollte auch immer mitreden, meckerte an meinen Beats herum, bis es mir irgendwann zu viel wurde. Ich sagte zu ihm, dass er ja gehen könnte, aber Halil setzte sich immer wieder für ihn ein, sodass er am Ende doch blieb. Anfangs waren wir alles andere als Kumpels. Das ergab sich erst mit der Zeit. Später wurde er dann auch mein Tour-DJ, wenn wir Auftritte hatten. Richtige Freunde wurden wir aber nie. Als sich langsam die ersten kleinen Erfolge abzeichneten, hing Ilan immer krasser an meinem Sack. Er wusste ganz genau, dass er ohne mich niemals Erfolg haben würde.

Stress mit Sido
    Mit Sido hatte ich während meiner Aggro-Berlin-Zeit nie viel zu tun. Wir waren ein paar Mal gemeinsam ecstasiv feiern, während der Loveparade 2002 im Electric Kingdom, aber sonst gingen wir

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