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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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uns lieber aus dem Weg. Das hatte seine Gründe. Jeder von uns hatte bei Aggro Berlin seine bestimmten Besuchstage. Montag und Dienstag gehörten Sido und B-Tight, Mittwoch war neutral und Donnerstag und Freitag waren für Fler und mich reserviert. So kamen wir uns im Studio nicht in die Quere und vermieden jeden unnötigen Stress. Wir folgten einfach den Gesetzen der Natur. In einer Herde gibt es ja auch niemals zwei Anführer, zwei Alphatiere. Wir konnten uns nicht leiden, aber für die Öffentlichkeit spielten wir immer schön Friede, Freude, Eierkuchen. Bei Aggro war nach außen hin immer alles cool.
    Der erste große Stress mit Sido kam Mitte 2002 im Rahmen der An-sage-1-Tour. Sido war der Ansicht, ich sollte in seinem Vorprogramm spielen. Da ich logischerweise nicht ganz seiner Meinung war, berief Aggro Berlin ein Meeting ein. Ich saß mit meinen Jungs auf der rechten, Sido und seine Crew auf der linken Seite des Tisches. Es ging nicht nur um das Line-up, sondern auch darum, wie die Gage der Tour verteilt werden sollte.
    Ich eröffnete das Gespräch mit einem fairen Angebot.
    »Lass uns fifty-fifty machen«, meinte ich zu Sido. »Jeder bekommt die Hälfte und es gibt keinen Streit. Du teilst mit B-Tight und DJ Werd, ich teile mit Fler und Ilan.«
    Ich blickte in ein verwundertes Gesicht. Sido war damit jedenfalls nicht einverstanden.
    »Fifty-fifty ist doch cool. Warum soll das nicht gehen?«
    Als Vorgruppe stünde mir einfach weniger Geld als ihm zu, meinte er.
    »Bist du behindert, du ... ?«
    Sido grinste mich nur an und sagte, das sei völlig normal, wenn man als Vorgruppe auftreten würde.
    »Jetzt pass mal auf, du ... . Nie im Leben bin ich deine Vorgruppe, damit das mal klar ist.«
    Doch Sido lachte nur.
    Dann wurde es laut. Alle standen vom Tisch auf und maulten sich gegenseitig an. Auf einmal schlug Fler mit beiden Fäusten und all seiner Kraft auf den Tisch.
    Wir seien doch alle eine Familie, Aggro Berlin nämlich, und sollten doch endlich aufhören, uns wegen irgendwelcher Kleinigkeiten zu streiten, rief Fler in die Runde.
    Sido und Mesut fassten das irgendwie als persönliche Beleidigung auf und Mesut, der sowieso schon immer einen Hass auf Fler hatte, ging einen Schritt auf ihn zu und forderte ihn auf, sich besser zu benehmen, wenn er nicht was auf die Fresse haben wolle.
    Wie er das meine, wollte Fler wissen.
    Er solle ganz einfach die Schnauze halten, er hätte ihn schon verstanden, kam es von Mesut.
    Ich schaute zu Fler und war gespannt, was jetzt passieren würde.
    Wenn er ein Mann sei, solle er rüberkommen, entgegnete Fler, der Mesut keine Sekunde aus den Augen ließ.
    Das war eine deutliche Ansage. Alle im Konferenzraum schauten sich aufgeregt an, und Mesut holte seinen Totschläger aus der Tasche. Sofort stellte ich mich zwischen die beiden und schaute ihm tief in die Augen.
    »Wenn du Fler schlagen willst, musst du erst an mir vorbei! Und ich schwöre bei meiner Mutter, wenn du mich auch nur berührst, wirst du es bitter bereuen!«
    Wir harrten einen kurzen Augenblick aus, bis sich Sido aus dem Hintergrund einmischte. Fler solle doch herkommen! Ich musste mir das Lachen verkneifen.
    »Sido, was bist du denn für ein kleines Mädchen? Wenn du mir was sagen willst, dann trete vor wie ein Mann, damit ich dir in die Augen sehen kann!«
    Dann stellte sich auch noch B-Tight daneben und verschränkte demonstrativ die Arme. Was für ein Affentheater!
    Specter fand die ganze Aktion richtig schlimm und verließ den Raum. Er war der Kreative von den drei Aggros und dementsprechend immer sehr sensibel, wenn es mal etwas härter zur Sache ging. Halil saß in der Ecke und hielt sich raus. Spaiche dagegen ging als Einziger dazwischen und versuchte, die Situation zu entschärfen.
    »Wir machen euch sowieso fertig«, sagte ich zu Sido. »Egal, was passiert, Fler und ich hauen euch einfach auf die Fresse. Das wisst ihr doch ganz genau.«
    Sido schaute weg. Ich stellte mich vor Mesut.
    »Du rappst doch immer davon, wie hart du bist, nennst dich selbst Messer-Mesut, na los, zeig was du drauf hast, wenn du dich traust. Du hast doch hier den Totschläger, schlag doch zu!«
    Nichts passierte.
    Dann wurden Fler und ich aus dem Büro geschmissen. Uns war das egal. Wir schlugen ein, demonstrierten vor den Eierköpfen unsere Einheit und zogen ab. Zwei Stunden später rief mich Spaiche auf dem Handy an. Ich solle doch noch mal ins Büro kommen.
    »Wieso? Ihr habt uns doch eben rausgeschmissen!«
    Anscheinend gab es

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