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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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absolute Hammer. Nach ein paar Wochen war unser 030-Tape fertig und landete direkt in der Schublade. Es wurde nie veröffentlicht. Ich meine, wo hätten wir es auch hinbringen können? Wir hatten ja noch nicht einmal ein Cover dafür. Ich überspielte das Tape ein paar Mal und verschenkte es in meinem Freundeskreis. So wurde es immer unter der Hand weiter kopiert und verteilt. Heute ist eines dieser Tapes viele hundert Euro wert.
    Ein halbes Jahr später, im Frühjahr 99, folgte mein erstes eigenes Demo, das ich genau so nannte: Demotape. Es hatte sich aber nichts geändert, außer dass ich dieses Mal immerhin ein richtiges Cover hatte. Wir saßen zu dritt in meinem Zimmer und überlegten, wie wir das Tape verkaufen könnten – was man sich in seinem jugendlichen Wahnsinn eben zusammenspinnt –, aber uns fiel nichts ein. Auch dieses Tape wurde nie veröffentlicht. Es gab vielleicht 50 bis 100 Kopien, die aber noch nicht einmal im Downstairs Recordstore verkauft wurden, einem Hip-Hop-Laden, der dafür bekannt war, Untergrund-Tapes zu vertreiben. Mir war das gar nicht so unrecht, denn als die Tracks fertig waren, fand ich sie auch schon wieder so scheiße, dass ich gar nicht wollte, dass man sie veröffentlichte. Trotzdem schaffte es eine Kopie meines Demotapes irgendwie ins 350 Kilometer entfernte Northeim, einem Kaff in Niedersachsen, zu einem gewissen Danny Bokelmann.

D-Bo
    Ich bekam eine E-Mail mit einer Interviewanfrage. Meine erste überhaupt. Absender: Danny Bokelmann. Er arbeitete zu der Zeit für das Internetportal rapz.de und wollte mit mir über den »neuen Berliner Hip-Hop« reden. MC Bogy, Frauenarzt, MC Basstard, Taktloss & Kool Savas aka Westberlin Maskulin und all die anderen fingen gerade an, auch außerhalb Berlins ein paar Wellen zu schlagen, und dieser Danny interessierte sich anscheinend dafür. Cool, dachte ich. Endlich mal einer aus dem Westen, der checkt, dass in Berlin gerade die Post abgeht.
    Von den drei deutschen Hip-Hop-Magazinen »Backspin«, »Wicked« und »Juice« wurden wir konsequent ignoriert. Über Berliner Hip-Hop wurde nicht nur nicht geredet, für diese Magazine existierte er im Prinzip gar nicht. Diese Leute akzeptierten uns nie als einen Teil ihrer Szene. Für sie waren wir schlichtweg kein »realer« Hip-Hop. »Echter« Rap kam aus Städten wie Hamburg, Stuttgart, Heidelberg, München, Köln und Frankfurt. Berlin war bis dato nicht eingezeichnet auf der deutschen Hip-Hop-Landkarte.
    Im Nachhinein ist es schon sehr interessant zu beobachten, dass wir, die Ausgestoßenen, innerhalb von nur fünf Jahren eine ganze Szene nicht nur gefickt, sondern komplett übernommen haben. Das ist schon außergewöhnlich. Deutscher Hip-Hop kommt ja heute nur noch aus Berlin. Wir fanden es damals gar nicht so schlimm, dass wir nicht akzeptiert wurden, weil wir mit der Philosophie dieser Szene sowieso nichts am Hut hatten. Wir glaubten ja selbst nie daran, jemals unsere Namen in der »Juice« zu lesen. Das war einfach eine andere Welt. Natürlich hätten wir das damals niemals zugegeben, aber wir fanden diese Magazine schon richtig gut. Wir glaubten, wer auf dem Cover der »Juice« war, der hatte es geschafft. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass wir uns selbst gar nicht so cool fanden, auf die Idee zu kommen, ein Anrecht darauf zu haben, in diesen Magazinen stattzufinden. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass mich die Leute in Westdeutschland cool finden könnten. Hätte damals jemand behauptet, ich würde eines Tages der erfolgreichste Rapper Deutschlands werden, ich hätte ihm die Fresse poliert. Heute kommen in Hamburg mehr Leute zu meinen Konzerten als zu Samy Deluxe. Schon witzig.
    Danny und ich tauschten unsere ICQ-Nummern aus und chatteten die ganze Nacht – wie zwei behinderte Schwulis. Irgendwann kam heraus, dass er auch rappte und sich D-Bo nannte. Ich musste immer an diesen gelben Vogel aus der Sesamstraße denken, bis mir einfiel, dass der ja Bibo heißt. Na ja, am nächsten Morgen lud ich ihn nach Berlin ein, wir chillten ein paar Tage zusammen und wurden auf An-hieb beste Freunde. D-Bo war ein netter Typ, der nicht viel dummes Zeug quatschte und mit dem man entspannt abhängen konnte.
    Zusammen mit einem Kumpel aus Osnabrück hatte er im Jahr 2000 die Idee, einen Untergrund-Vertrieb für deutschen Hip-Hop zu gründen. Wenn man nicht in Berlin wohnte, wo man die Tapes bei Downstairs kaufen konnte, kam man ja nur sehr schwer an diese Art von

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