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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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waren so viele Rosen, dass wir sie in die Badewanne legen mussten. Sie hatte nichts davon gewusst, dass ich nach Hause kam. Sie dachte, wie alle anderen, dass ich Österreich nicht verlassen dürfte. Und auf einmal stand ich vor ihrer Tür, unrasiert, mit meinen schäbigen Klamotten und einem Strauß Rosen in der Hand. Meine Mama wäre fast ohnmächtig geworden. Sie brauchte erst einmal eine Weile, um wirklich zu realisieren, dass ihr Junge tatsächlich vor ihr stand. Dann brach es wie ein Wasserfall aus ihr heraus.
    Als sich meine Mutter wieder beruhigt hatte, ging ich rüber in meine Wohnung, um zu duschen und mich umzuziehen. Im Flur hing ein komisches Herzlich-willkommen-Schild und der ganze Boden war voller Lametta. Meine Kumpels wollten mich damit überraschen. Na ja, superkreativ waren sie ja noch nie. Wir chillten also auf dem Sofa, als plötzlich die Tür aufging und wie in einem schlechten Kitschfilm eine Nutte vor mir stand.
    »Unser Willkommensgeschenk, Bushido. Wir dachten, du willst vielleicht nach der langen Zeit ein bisschen vögeln.«
    Ich saß da, mit meinem Bart, und bekam sofort einen Abtörn.
    »Vielen Dank, Atzen, aber ich will lieber eine Olle bumsen, die ich auch kenne. Amüsiert ihr euch doch mit ihr.«
    Ich sprang schnell unter die Dusche und fuhr weiter ins Café. Als ich ankam, blieben alle sitzen, weil mich niemand erkannte. Ich sah auch aus wie ein echter Taliban. Erst lachten mich alle wegen des Bartes aus, aber dann war natürlich große Freude angesagt. Nasser meinte aus Spaß: »Bushido, du brauchst erst gar nicht glauben, dass du jetzt cool bist, nur weil du mal ein paar Tage im Knast warst. Guck mal da«, sagte er und zeigte auf unsere Kumpels, »der war vier Jahre, der war sieben Jahre, der war fünf Jahre…«
    Es war mir fast peinlich, dass ich »nur« etwas mehr als zwei Wochen im Knast gesessen hatte. Dann bekam ich endlich wieder meine ge-liebte Weintrauben-Wasserpfeife. Scheiße, wie mir das gefehlt hatte.
    Am nächsten Morgen fuhr ich in den Friseursalon meines Kumpels Adieb. Als ich zur Tür hereinkam und er mich sah, fiel ihm fast seine Schere aus der Hand. Er musterte mich und fluchte irgendwas auf irakisch vor sich hin. Seine ersten Worte waren nicht: »Schön, dass du wieder da bist«, oder »Bruder, lass dich umarmen«, sondern »Bushido, was ist los mit dir? Wie siehst du denn aus?«.
    »Äh, ich komme gerade aus dem Gefängnis«, entschuldigte ich mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
    »Egal. So kann man doch nicht herumlaufen. Hinsetzen!«
    Die nächsten Tage blieb ich fast immer in meiner Wohnung. Ab und zu fuhr ich ins Café, aber sonst versuchte ich, die Öffentlichkeit zu meiden. Ich chillte auf meinem Sofa, als Ari anrief und mich schließlich doch überreden konnte, mit zur K1-Fightnight in die »Arena« nach Treptow zu fahren. Wir waren eine große Gruppe: Eko Fresh, Kay One, Ari und seine Brüder, Iso, Boxer, alle eben. Wir saßen auf unseren Plätzen, als plötzlich Melbeatz vorbeikam und Eko anpöbelte. Das war die Zeit, als der gerade Stress mit Kool Savas hatte. Außerdem wollte sie wissen, ob ich jetzt einen auf Gangster machen würde. Aris Hinweis, sie sollte gefälligst verschwinden, brachte sie nur zum Lachen. Mutig war sie. Das musste man ihr lassen. Ari, der normalerweise keine Frauen schlägt, drehte sich um und gab ihr eine Schelle, sodass sie einen Satz nach hinten machte. Das konnte ja noch heiter werden.
    Als die Securities das sahen, kamen sie an, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Es passierte, was passieren musste. Sie bekamen direkt auch noch auf die Fresse. Auf einmal gab es eine riesige Massenschlägerei. Ich wollte gerade aufstehen und mitmachen, als Ari mir befahl, sitzen zu bleiben. In solchen Momenten vergesse ich einfach, dass ich ein Star bin und mich nicht einfach so prügeln kann. Vor allem nicht in der Öffentlichkeit. Und schon gar nicht, wo ich eigentlich nicht in Berlin sein durfte.
    Als ein Fotograf einer Berliner Boulevard-Zeitung Bilder von mir schoss, schnappte sich ihn Ari und zog ihn in eine ruhige Ecke.
    »Zeig mal deinen Foto-Pass!«, befahl er.
    Als Ari den Namen des Fotografen laut vorlas, schaute er ihm tief in die Augen. »Pass mal auf, du rasender Reporter. Ich weiß jetzt, wie du heißt. Falls ich nur ein Bild von Bushido in deiner Zeitung finde, reiße ich dir den Kopf ab. Verstanden?«
    Der Fotograf nickte ängstlich.
    »Und jetzt lösch deine Bilder! Nur um auf Nummer sicher zu gehen,

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