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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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ich hab kein Fenster.
Ich wurde kein Anwalt, kein Arzt und kein Banker,
aber Mama, ich hab kein Fenster.

Mama, für dich schreib ich hier drinnen einen Vers,
Mama, denn sie haben deinen Jungen eingesperrt.
Guck, draußen verfolgt dich mein Lebenstraum,
aber hier drinnen bist du nur im Trainingsraum.
Ich lese kaum, denn man hat mir meinen Willen geraubt,
ich will nur hier raus, einfach wieder chillen zu Haus, yeah.
Meine Freunde sind bestimmt auf ’ner Party heut,
Was ich damals machte, hab ich hier drin jeden Tag bereut.
Rache in Berlin, ich hustle in der Street,
ich kann mir aussuchen, ob ich hier im Knast bin oder flieh.
Guck mal, Mama, hier drin ist es dreckig,
    von außen bin ich hart, doch mein Inneres verletzlich.
Ich will raus, rappen, ich will zu Haus essen,
ich will so vieles tun, am liebsten würd ich ausbrechen.
Zurück in diese Zeit, als für mich noch kein Trend war,
aber Mama, ich hab kein Fenster.
Mama, sag mir bitte, wo ist meine Jugend hin?
Bitte, komm nicht mehr her, auch wenn du mich besuchen willst.
Es ist Mittwoch, heute hab ich Küchendienst,
im Gefängnis sitzen, glaub mir, so was müssen Gs.
Ich will nicht mehr hier bleiben, aber ich hab keine Wahl.
Jeden Tag einen Strich mit weißer Kreide malen.
Manche gehen drauf, vielleicht bin ich morgen dran,
hier gibt’s ’nen Typen, der jeden Scheiß besorgen kann.
Meine Jungs vermissen mich und trauern,
ich werde noch verrückt zwischen diesen Mauern.
Guck mal, Mama, keiner rettet mich von hier,
Ich will reden, aber diese Wände sprechen nicht mit mir.
Dieses Leben ist ein ewiger Kampf,
ich stehe wie ein Mann, hier im Käfig gefangen, yeah.
Manchmal seh ich alle, manchmal ist auch kein Mensch da,
aber Mama, ich hab kein Fenster.

Der Brief an Mama
    Nachdem mich Heiner am Montag besucht hatte, kam D-Bo am Dienstag. Die Besuchszeit betrug nur 30 Minuten pro Woche, und man konnte wählen zwischen einmal 30 oder zweimal 15 Minuten. Als ich D-Bo sah, kam ich mir vor wie in einem Hollywoodfilm. Wir waren durch eine Glaswand getrennt und mussten durch Telefonhörer miteinander sprechen. Richtig behindert. Ich merkte sofort, dass D-Bo nicht wusste, was er sagen sollte. Das war schon okay. Mir war wichtiger, dass er überhaupt gekommen war.
    »Alter«, meinte ich zu ihm. »Tu mir einen Gefallen und sag meiner Mutter erst mal nichts davon. Ich möchte es ihr selbst erzählen, wenn alles vorbei ist.«
    »Wie meinst du das?«, fragte D-Bo.
    »Sag ihr einfach nichts davon.«
    »Äh, ganz Deutschland weiß, dass du im Knast bist. Du stehst in allen Zeitungen, alle Fernsehsender berichten über dich. Du bist überall.«
    Ich konnte das erst gar nicht glauben, aber als D-Bo keine Miene verzog, wusste ich, dass er es ernst meinte.
    »Oh, Trauer!«
    Auf die Idee wäre ich niemals gekommen, aber klar, was für eine schöne Schlagzeile: Gangster-Rapper im Knast! Na, super.
    »Okay, dann ruf bitte meine Mutter an und sag ihr, dass es mir gut geht, dass sie sich keine Sorgen machen muss, dass an den ganzen Anschuldigungen nichts dran ist und ich unschuldig bin.«
    »Hab ich schon längst gemacht, mein Lieber.«
    Dann waren die 15 Minuten auch schon um. Ich schrieb meiner Mama einen sehr persönlichen Brief aus dem Knast. Das hatte ich vorher noch nie gemacht. Selbst heute liest sie ihn sich ab und zu noch durch. Schon krass.
    Von meinen Kumpels bekam ich auch Briefe. Billy schrieb mir, D-Bo und natürlich meine Mama. Das war schon cool. Eko Fresh glaubte am Anfang nicht, dass ich wirklich im Knast wäre. Er dachte, dass es sich nur um einen PR-Gag handeln würde, weil ja mein Album Staatsfeind Nr. 1 bald erscheinen sollte. Eine Woche versuchte er vergeblich mich anzurufen, bis D-Bo ihm die Geschichte erzählte, dann schrieb auch er mir. Seine Briefe waren so mies geschrieben, dass es schon wieder lustig war. Im Knast ist es ja so, dass die Wärter jede Post öffnen, bevor sie an die Häftlinge weitergereicht wird. Erst nachdem sie alles gelesen und für unbedenklich erklärt haben, werden die Briefe in die Zelle gebracht. Bei mir gab es da keine Ausnahme. Wenn ihnen etwas nicht passt, geht der Brief einfach zurück an den Absender, oder, wie bei Eko, streichen sie einfach bestimmte Wörter mit dem Edding durch. Die betrieben eine richtige Zensur. Eko schrieb so Sätze wie: »Wenn du wieder aus dem Knast kommst, ficken wir erst mal Deutschland, die Schweiz und ganz Österreich!« Wobei das Wort Österreich von den Wärtern durchgestrichen wurde. Als ob ich mir das nicht

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