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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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regulär mit dem Bus auf die Heimreise. Was passierte? Auf halber Strecke verunglückte der Bus und die Hälfte der Insassen war auf der Stelle tot. Meine türkische Oma hatte alles vorhergesehen.

Dschinns – die bösen Geister
    Die Eltern meines Stiefvaters waren so extrem gläubig, wie übrigens die meisten Türken ihrer Generation, dass sie sich nichts sehnlicher wünschten, als dass ihr Sohn Vorbeter in der Moschee würde. Da mein Stiefvater aber überhaupt keinen Bock darauf hatte, lud meine Oma jede Woche irgendwelche Vertreter der Moschee in ihr Haus ein, in der Hoffnung, ihn doch noch umstimmen zu können. Ganz nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Doch keine Chance! Immer wenn mein Stiefvater einen Prediger von Weitem sah, flüchtete er durch die Hintertür und ließ sich stundenlang nicht mehr blicken. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich mich irgendwann mit den Hodschas unterhalten musste. Zuerst dachte ich, was für ein Abtörn, aber dann stellte ich fest, dass diese Typen echt die krassesten Geschichtenerzähler der Welt waren. Eines Tages erzählte der Hodscha die Geschichte eines Bauern, die sich tatsächlich in dem Dorf meiner türkischen Familie abgespielt hatte, in genau dem Dorf, in dem ich gerade meinen Urlaub verbrachte. Ich saß mit großen Ohren auf dem Wohnzimmer-Sofa und lauschte gespannt. Auch heute, 15 Jahre später, be-komme ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.
    Der Mann, der sogar über sieben Ecken mit meinem Stiefvater verwandt war, wohnte mit seiner Frau und seinen Kindern auf einem kleinen Bauernhof etwas außerhalb des Dorfes. Jeden Morgen spannte er sein Pferd vor den Wagen und fuhr den weiten Weg in die Stadt, um auf dem Markt seine Waren anzubieten. Abends, wenn er alles verkauft hatte, kehrte er glücklich mit seinem leeren Wagen wieder zurück auf den Hof. So ging das jeden Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Doch eines Abends, als der Bauer sich wieder auf dem Heimweg befand, sah er eine herrenlose Ziege am Wegesrand stehen. Er hielt an, schaute sich um, konnte aber weit und breit keine Menschenseele er-
blicken. Was also sollte er tun? Er zögerte noch kurz, doch dann packte er die Ziege auf die Ladefläche seines Wagens und nahm sie mit.
    Auf seinem Hof angekommen, brachte er die Ziege in den Stall zu den anderen Tieren, spannte den Wagen ab, gab seinem Pferd noch etwas Heu, ging ins Haus, begrüßte seine Familie und machte sich keine weiteren Gedanken. Dafür war er, wie jeden Abend, viel zu erschöpft. Seine Frau reichte ihm, auch wie jeden Abend, einen Teller Suppe. Doch als sie sich gerade zu ihm an den Küchentisch setzen wollte, wurde ihr aus heiterem Himmel schwarz vor Augen und sie brach ohnmächtig zusammen. Der Mann sprang auf, holte einen Lappen mit kaltem Wasser und wrang ihn vorsichtig über der Stirn seiner Frau aus.
    »Was hast du denn?«, fragte er besorgt.
    Als sie langsam wieder zu sich kam, blickte er in ihre angsterfüllten Augen.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich fühle es!«, hauchte sie.
    »Aber es ist doch alles wie immer«, grübelte der Mann, sich keiner Schuld bewusst. »Ich bin in die Stadt gefahren, habe meine Waren verkauft, bin zurück, und hier stehe ich. Moment, warte mal«, stockte er plötzlich, »heute hat sich tatsächlich etwas Ungewöhnliches zugetragen. Ich fand eine herrenlose Ziege am Wegesrand und nahm sie mit in unseren Stall.«
    Seine Frau, die kaum noch Lebensenergie in sich spürte, winselte mit letzter Kraft: »Bitte geh und bring diese Ziege wieder weg. Ich will sie nicht in unserem Haus haben. Bring sie genau dorthin, wo du sie gefunden hast. Mach schnell!«
    »Aber wieso? Das ist doch nur eine Ziege!«, wunderte er sich über seine Frau.
    »Bitte, wenn du mich und deine Kinder liebst, bring sie weg. Sofort!«
    Der Mann tat, was seine Frau ihm befohlen hatte. Er schnappte sich die Ziege, fuhr mit seinem Wagen wieder genau an die Stelle, an der er sie eine Stunde zuvor aufgelesen hatte, und ließ sie frei. Als er sich wieder auf den Heimweg machen wollte, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Er erschrak fast zu Tode, drehte sich blitzartig um und traute seinen Augen nicht. Die Ziege hatte sich aufgerichtet und sprach zu ihm: »Deine Habgier wurde dir zum Verhängnis!«
    Dann verwandelte sich die Ziege in einen Dschinn, einen bösen Geist, und verschwand in die Dunkelheit der Nacht.
    Was war passiert? Der Dschinn hatte die Schwäche des Mannes erkannt, sie für seine bösen

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