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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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abartigen Zeremonien abzuhalten. Das war richtig ekelhaft: Die hatten dort einen Altar errichtet und suhlten sich in frisch ausgehobenen Gräbern, die für die Bestattungen ja immer schon zwei, drei Tage vorher gegraben wurden. Einmal haben wir die sogar beim Vögeln erwischt. Richtig eklig. Die hatten auch so komische Gewänder an, wie in einem Horrorfilm eben. Zusammen mit den Türken warteten wir, bis sich diese Hurensöhne versammelt hatten, dann gingen wir mit Baseballkeulen auf sie los und gaben ihnen richtig was aufs Maul. Oh, krass, wie ich diese abartigen Kuttenträger gehasst habe.
    Eines Abends sagte Ibrahim, den wir nur Ibo nannten, dass sie wieder zum Friedhof gehen würden, um einen dieser Kuttenträger zu suchen, der seinem kleinen Bruder in der Schule Angst eingejagt hätte. Meine Jungs und ich waren dabei. Wir gingen zu Ibo in die Wohnung, rüsteten uns mit Schlagstöcken, Totschlägern und Messern aus und zogen los in Richtung Friedhof. Wir waren zu fünft und hatten Waffen. Was sollte uns schon passieren? Kurz vor Mitternacht standen wir vor dem Friedhofstor. Es war stockduster, die meisten Friedhofslaternen waren von den Satanisten schon ausgetreten worden. Nur der Vollmond sorgte für ein schwaches Licht. Man konnte trotzdem keine zehn Meter weit sehen. Richtig Optik. Wirklich. Irgendwo am Ende erkannten wir die Umrisse des Turmes, also gingen wir langsam drauflos.
    Der Friedhof war in unheimlichen Nebel gehüllt, was die Sache für uns nicht gerade angenehmer machte. Mir ging so krass die Pumpe, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Und diese Vollidioten neben mir kamen auch noch auf die Idee – um ihre Angst zu kaschieren –, irgendwelche behinderten Horrorgeschichten zu erzählen. Mir lief richtig hardcore das Arschwasser, aber okay, da musste ich durch. Wir marschierten kreuz und quer über den Friedhof, trampelten über Gräber drüber – nicht aus Absicht, aber man konnte ja so gut wie nichts erkennen –, bis wir vor dem Turm standen. Es war erstaunlich ruhig. Kein Mucks war zu hören. Also gut, tief durchatmen und rein in die gute Stube. Wobei, tief durchatmen war gar nicht so einfach, da es auch vor dem Turm schon richtig krass nach toten Tieren stank.
    Wir hatten sie wohl knapp verpasst. Trotzdem gingen wir rein. Man konnte ja nie wissen, ob nicht doch noch ein kleiner Kuttenträger drinnen chillte und sich die Arme aufritzte oder so. Hussein ging mit der Taschenlampe vor, die anderen, ich inklusive, hinterher. Ich kam mir ein bisschen so vor wie Brad Pitt in Sieben. Es war einfach scheißgruselig. Der Lichtstrahl leuchtete auf den Altar, von dem noch Blut auf den Boden tropfte. An den Wänden waren, ebenfalls mit Blut, so merkwürdige satanische Zeichen geschmiert worden. Ich wunderte mich, woher dieser Gestank kam, denn ich konnte nirgendwo Tierkadaver entdecken. Ich bekam recht schnell die Antwort auf meine Frage. Auf dem Boden lagen fünf oder sechs tote Katzen, denen man die Kehle durchgeschnitten hatte. Diese Bastarde! Als ich die Kätzchen da so liegen sah, schwor ich mir, diese kranken Wichser windelweich zu prügeln. Ich musste fast kotzen, so eklig war der Anblick. Mir wurde speiübel. Nur noch raus hier, dachte ich. An die frische Luft, und so schnell wie möglich weg von diesem Teufelsort.
    Wir hatten den Friedhof schon so gut wie verlassen, als etwas geschah, was ich gar nicht wirklich beschreiben kann. Der Himmel über uns brach auf, so, als ob sich die Welt für einen kurzen Moment verschieben würde. Ganz komisch. Im Islam gibt es einen siebten Himmel, der als Synonym für die Unendlichkeit steht. Haben wir den in jener Nacht gesehen?
    Langsam liefen wir weiter. Die anderen gingen vor uns, Ibos kleiner Bruder und ich vier, fünf Meter dahinter. Keiner traute sich, etwas zu sagen. Wir waren total angespannt. Man konnte dieses Knistern in der Luft regelrecht spüren. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was? Nach einigen Minuten erreichten wir einen Spielplatz, auf dem sich ein kleines Fußballfeld befand, das von einem Metallkäfig umzäunt war. Die Seite, von der aus wir auf den Käfig zuliefen, war aber komplett mit Efeu zugewachsen, weshalb wir keine freie Sicht auf das Innere hatten. Langsam schlichen wir seitlich am Käfig entlang, denn, obwohl wir kein Wort miteinander sprachen, wollten wir alle unbedingt wissen, was dort auf dem Fußballplatz vor sich ging. Irgendwas oder irgendwer war dort. Was dann passierte, hört sich im Nachhinein wahrscheinlich ziemlich

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