Bußestunde
aus?«
»Schwarze Gesichtsmaske, tief hängende Jeans, Turnschuhe.«
»Jacke?«
»Grün, glaube ich.«
»Und was sagen Sie?«, ruft Lena Lindberg in den Laden. »Trug er eine grüne Jacke?«
»Ich glaube, ja«, antwortet der Zeuge, der mit dem Rücken an das Regal mit den Komödien gedrückt dasteht.
»Ja«, sagt die Zeugin neben ihm. »Militärgrün mit Kapuze.«
»Schuhe?«, fragt Lena unbeirrt weiter.
»Sie waren weiß«, sagt der Mann, und der Inhaber des Ladens nickt schwach. Die Frau schüttelt unsicher den Kopf.
»Wann ging der Alarm ein?«, fragt Lena schnell.
Es dauert eine Weile, bis die Polizisten begreifen, dass sie mit ihnen spricht. Sie muss die Frage ein zweites Mal stellen, bedeutend lauter, bevor der Polizist, der vorher schon gesprochen hat, antwortet: »Vor ein paar Minuten, wir waren im Humlegården.«
»Raus!«, ruft sie. »Raus und jagt ihn! Auf dem Karlavägen ist er nicht herausgekommen, also ist er entweder die Tyskbagargatan hinunter oder zum Valhallavägen hochgelaufen. Valhallavägen ist am wahrscheinlichsten. Ich kümmere mich hier.«
Die drei Streifenpolizisten betrachten einander skeptisch, bevor sie reagieren. Sie sind es offenbar nicht gewohnt, zur rechten Zeit zu kommen. Dass sie noch eine Chance haben, den Täter zu schnappen.
Als sie sich endlich nach draußen bewegen, ruft Lena Lindberg ihnen nach: »Militärgrüne Jacke mit Kapuze, hängende Jeans, weiße Turnschuhe, möglicherweise eine schwarze Mütze auf dem Kopf. Macht Tempo jetzt!«
Als die Tür im Begriff ist, sich hinter ihnen zu schließen, macht die Zeugin ein paar Schritte in die Richtung, greift zum Türgriff und will auch hinaus.
»Aber hallo!«, ruft Lena. »Sie bleiben alle hier.«
»Ich dachte …«, sagt die Frau vage und stellt sich wieder vor das Regal mit den Komödien.
»Kommen Sie her, Sie beide«, befiehlt Lena und dirigiert mit einem gewissen handfesten Nachdruck den Zeugen und die Zeugin fluchtsicher in ihr Blickfeld hinter die am Boden liegende Frau. Sie beugt sich über sie und fühlt ihr den Puls. Er wirkt stabil. Aber die Frau scheint schwer mitgenommen zu sein. Und sie ist noch immer bewusstlos. Lena prüft, ob sie gleichmäßig atmet, und bringt sie in die stabile Seitenlage. Dann ruft sie mit dem Handy in der Zentrale an und fragt nach, ob der Krankenwagen wirklich unterwegs sei. Er ist es.
Sie hebt einen warnenden Zeigefinger in Richtung der beiden Zeugen und wendet sich dem Ladeninhaber zu: »Was ist passiert?«
Der Ladeninhaber, der sich inzwischen an das forcierte Tempo gewöhnt zu haben scheint, sagt forsch: »Die drei hier waren im Laden, als er hereingestürmt kam, die Frau, die er niedergeschlagen hat, wollte gerade bezahlen, die anderen standen an den Regalen. Er stürmte herein und rief: ›Alles Geld her, aber fix!‹«
»Hatte er eine Waffe?«
»Er fuchtelte mit etwas herum, das wie eine Pistole aussah. Ich hab ihm meine ganze Tageskasse gegeben, mindestens fünftausend Kronen. Nicht ›ein paar Hunderter‹, wie der andere Polizist gesagt hat.«
»Und Sie haben ihm das Geld einfach gegeben, ohne Umstände?«
»Ja. Das Beste ist, sie so schnell wie möglich loszuwerden. Sie kommen vom Humlegården herauf, da sammeln sie sich. Alle behaupten, im Humlegården gäbe es keine Drogensüchtigen, aber es gibt sie, das kann ich Ihnen sagen.«
»Alle?«
»Die Polizei. Die Gesellschaft. Stockholms Kommune. Sie.«
»Und warum hat er dann diese Frau niedergeschlagen?«
»Das weiß ich nicht«, sagt der Ladeninhaber. »Es war völlig unnötig. Sie hat gar nichts gemacht.«
»Sie stand wahrscheinlich zu dicht dabei«, sagt der Zeuge, ein stilechter Östermalm-Herr in gehobenem Alter.
»Hat er sie mit dem, was eventuell eine Pistole war, geschlagen?«, fragt Lena Lindberg mit einem schrägen Blick auf den Mann, der offenbar ein unerträglicher Besserwisser ist.
»Ich glaube schon«, antwortet der Ladeninhaber. »So habe ich es wahrgenommen.«
»Ich hatte das Gefühl, dass es irgendeinen Kontakt zwischen ihnen gab«, erklärt der Zeuge. »Als ob er sie erkannt hätte oder sie ihn.«
»Oder er hasst Frauen«, sagt die Zeugin, und erst jetzt sieht Lena Lindberg, wie unglaublich schmal sie ist. Sie ist in ihrem Alter, um die dreißig, aber auffällig schlank wie ein Model.
»Wie sah der Ablauf genau aus, Ihrer Ansicht nach?«, fragt Lena und nickt dem Zeugen zu.
Der kratzt sich einen Moment am Kopf und sagt schließlich: »Er bekam das Geld anstandslos, das stimmt. Uns
Weitere Kostenlose Bücher