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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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»Ganz ruhig!«, sagte ich. »Keine unbedachten Handlungen.« Der Kerl schaute wie eine Lok, sein Kumpel mischte sich ein, erregte Worte flogen hin und her. »Verdammte Machos!«, zischte Susanne, »Die spinnt doch!«, lautete die Antwort. Ich kam mit dem Schlichten kaum nach.
    Vom Eingang her fluteten weitere Studenten in den Saal. Ich erhaschte einen Blick auf die konsterniert dasitzenden Butenschöns. »Das geht zu weit«, flüsterte der Rektor, schweißüberströmt. »Ich hole die Polizei!«
    »Das tut er immer«, hetzte Susanne. »Beamtenseele!«
    »Reiß dich zusammen!«, herrschte ich sie halblaut an, gleichzeitig Übergriffe der beiden Türsteher abwehrend. »Du hattest deinen Auftritt, er war grandios, aber jetzt ist es vorbei.« Ich wandte mich an den Rektor. »Wir brauchen keine Polizei. Sie wird mit ihren Kommilitonen den Saal räumen. Danach können Sie die Feier zu Ende bringen.«
    Der Mann beachtete mich nicht; sah mir wohl den Studienabbrecher an. Er sprach von Hausfriedensbruch und Tralala und schwitzte dabei aus allen Poren. Im Hintergrund wurde gegrölt. Frau Butenschön zerrte ihren Mann aus dem Stuhl und schob ihn aus der Gefahrenzone. Susanne trat einem ihrer Bedränger gegen das Schienbein, woraufhin sie nun doch eine gewischt bekam.
    »Verdammt, das reicht!«, rief ich. »Was willst du denn noch außer Schlagzeilen? Nimm deine Leute und zieh Leine!«
    »Wer fragt denn dich?«, funkelte sie mich an und riss sich los. Sie stellte sich in den Mittelgang, vor ihre entgegenströmenden Kommilitonen, und forderte sie auf umzukehren. Besonders erfolgreich war sie nicht, was aber auch an den beiden rabiaten Türstehern lag, die sie partout in die Mangel nehmen wollten. Das wiederum missfiel den Studenten, unter denen einige Kampfsportlerstatur hatten. Es gab also weitere Debatten, Drohungen, Einschüchterungen. Besucher mischten sich ein, der Rektor tippelte von einem Wichtigtuer zum anderen, um sich für den Vorfall zu entschuldigen, während das Geburtstagskind und seine Frau das Weite suchten. Ich sah zu den Kameraleuten hinüber. Sie filmten unverdrossen. Klar, für sie war das hier ein Sechser im Lotto. Für Susanne dagegen würde die Sache ein Nachspiel haben, und sie konnte nur darauf hoffen, dass die Handgreiflichkeiten der smarten Jungs dokumentiert worden waren.
    Irgendwie ging mich das Ganze nichts mehr an. Dem Beispiel der Butenschöns folgend, zwängte ich mich hinter die seitlichen Bankreihen und ging zu meinem Platz zurück. Einige Gäste waren bereits auf dem Weg nach draußen. Die Studenten pfiffen und skandierten. Während ein Teil von ihnen den Rückzug antrat, kamen andere erst herein. Marc antwortete auf mein Zeichen, dass ich von dem Trubel genug hatte, mit einem Nicken und folgte mir. Über eine der beiden Seitentüren erreichten wir den Vorraum.
    Auch hier war das Gedränge groß. Gutgelaunte Studenten gaben empört flüchtenden Besuchern spöttische Kommentare mit auf den Weg, zwischen ihnen lief schimpfend der Hausmeister umher. »Also, ich bleibe«, sagte Covet. »Muss unbedingt noch ein paar O-Töne einholen.« Ich hielt nach den Butenschöns Ausschau, konnte sie aber nicht entdecken. Stattdessen stand plötzlich Dörte Malewski vor mir.
    »Wie Sie es geschafft haben, an eine Einladung zu kommen, müssen Sie mir verraten«, sagte ich.
    »Mit Hartnäckigkeit«, antwortete sie. An ihren Ohren schwangen noch größere Ringe als vor drei Tagen, auch ihr Kleid war ein anderes. Nur auf den giftgrünen Schal hatte sie nicht verzichten wollen. »Und Sie, Herr Koller?«
    »Mit Charme. Eine meiner größten Tugenden.«
    »Meine nicht.« Und schon ließ sie mich stehen wie einen Schuljungen, um einem fluchtbereiten Grüppchen in den Weg zu treten. »Na«, rief sie, »wie hat Ihnen die Feier gefallen, Herr Butenschön? Was halten Sie von den heutigen Studenten?«
    Der alte Mann starrte sie schweigend an. Er saß in einem Rollstuhl, der wohl im Vorraum der Aula auf ihn gewartet hatte und nun von seinem langhaarigen Urenkel geschoben wurde. Auch der Knabe brachte kein Wort über die Lippen, als sich die grellbunte Gestalt vor ihm aufbaute. Dafür reagierte Frau Butenschön.
    »Verschwinden Sie, Frau Malewski!«, giftete sie, passend zum Schal ihrer Widersacherin. »Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie uns in Ruhe lassen sollen!«
    »Keine Sorge, ich bin so gut wie weg. Vorher aber würde mich interessieren, was Ihr Mann von den Forderungen der Studenten hält. Inhaltlich müsste

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