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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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gestern«, sagte sie schließlich, »fandest du nicht?«
    »Vielleicht ist er neidisch.«
    »Quatsch, doch nicht Fatty! Hoffentlich kein Stress mit Eva.«
    Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Kannst du eigentlich Knödel kochen?«
    »Knödel? Zur Not schon. Wie kommst du denn darauf?«
    »Nur so. Mit einem leckeren Sauerbraten und Rotkohl   …   Ich hätte Lust darauf.«
    Achselzuckend vervollständigte sie den Einkaufszettel. »Wenn du meinst. Mal sehen, wo ich einen Sauerbraten herbekomme. Gegen frisches Gemüse hätte ich übrigens auch nichts. Kommst du nicht mal zum Markt oder in die Felder? Du hast doch Zeit.«
    »Zeit, ich? Gerade habe ich einen Auftrag angenommen beziehungsweise werde ihn entgegennehmen, da kann ich mich nicht auch noch um deine Silberzwiebeln kümmern!«
    »Broccoli und Spinat«, lächelte sie schmal. »Keine Silberzwiebeln. Und Kürbisse, die vor allem. Zum Herbst gehört eine Kürbissuppe, oberstes Gesetz. Du wirst doch mal eine Ermittlungspause einlegen können, besser als ich mit meinem Achtstundentag.«
    »Was heißt hier Achtstundentag?«, knurrte ich. »Jetzt bist du schließlich auch da.«
    »Nur um dich zu sehen, Max. Ohne böse Absicht, aus reiner Verbundenheit.«
    Ja, rede du nur! Von wegen ohne böse Absicht. Wie ich mir schon dachte: Sie wollte mich kontrollieren, überwachen, mir einen Schubs geben, falls ich auf dem Sofa herumlungerte, oder mir ein gescheites Mittagessen zubereiten, sollte ich es mal wieder vergessen haben. Frisches Gemüse, Max! Vitamine! Nichts gegen Kürbisse, ich bin Heidelbergs größter Kürbissuppenkoch, mal mit Cayennepfeffer und Knoblauch, mal mit Kreuzkümmel und Zimt, aber herumkommandieren lasse ich mich nicht.
    »Also besorgst du die Kürbisse«, schloss sie, »während ich mich um Sauerbraten und Knödel kümmere. Sehr schön, wie wir das wieder hingekriegt haben. Wir könnten Fatty und Eva zum Essen einladen, schließlich haben wir unsere Irland-Fotos immer noch nicht gezeigt.«
    »Wenn du meinst.« Ich säbelte mir eine Scheibe Brot ab. Klar konnte man Urlaubsfotos vom letzten Jahr zeigen. Man konnte es aber auch lassen. Auf unseren Bildern war viel Grün zu sehen und noch mehr Grau: Wiesen, Berge, Wasser, Regen. Wie der irische Herbst wirklich war, behielten die Bilder für sich. Warum wir gefahren waren, auch. Es war schließlich der spontanste, überstürzteste Urlaub, den wir je angetreten hatten. Gleich nach der Ankunft in Dublin schickten wir Karten los, in denen aber auch bloß stand, wo wir uns befanden und wann wir wahrscheinlich wieder zurück sein würden. Alles Weitere musste warten. Dass es ein besonderer Urlaub gewesen war, merkten Fatty, Eva, Marc, und wer sich sonst noch für uns interessierte, mit Verzögerung. Als wir plötzlich nach einer gemeinsamen Wohnung suchten. Als ich die Idee mit dem Buch hatte. Covet glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Sein Freund Max und ein Buch, so richtig mit Seiten und ganzen Sätzen? Ja, sagte ich, die Iren hätten ihre Fiddle und ihr Guinness und jede Menge Spaß dabei, da könnte man doch auch ein paar von den Schoten, die ich in den letzten Jahren so erlebt hatte, unters Volk schmeißen. Zwecks Abendlektüre bei einer Flasche. Sagte ich. Covet erklärte mich für verrückt, dann goss er sich einen Whisky ein   –   zur Feier des Tages natürlich einen irischen   –   und begann, über die Sache nachzudenken. Eine Woche später fühlte er bei den ersten Verlagen vor.
    Wie kam ich jetzt darauf? Ach so, durch die Fotos. Nicht nur Marc begrüßte die Veränderungen in unserem Leben, auch Eva und Fatty waren begeistert. Er habe es immer gewusst, meinte Fatty, Christine und ich, wir seien so etwas wie ein Traumpaar und füreinander bestimmt, und wenn ich ein wenig seriöser daherkäme, täte das meinem Ruf und meiner Arbeit nur gut. Letzteres meinte er offenbar sogar ernst. Eva formulierte es anders, vom Inhalt her aber ganz ähnlich: Vielleicht gelinge es Christine, die ja ab und zu auch gerne einen trinke, mich zum Sitzpinkeln zu bewegen. Über diesen Satz lachte sich meine Ex noch wochenlang schlapp, schließlich kannte sie mich und wusste, dass nur eine Maßnahme aus mir einen Sitzpinkler machte: wenn man es mir strengstens verbot.
    Was sie natürlich nicht tat. Solche Manöver durchschaute ich mit links.
    »Was jetzt?«, fragte sie. »Fotos zeigen, ja oder nein?
    »So toll sind sie auch wieder nicht. Am Ende langweilen sich Fatty und Eva noch. Ist ja nur Landschaft

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