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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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beträfen. Und dieser Russe wollte einen richtigen Batzen Geld dafür.«
    »Wie viel?«
    »Eine fünfstellige Summe. Der Koschak hatte selbst ein wenig recherchiert und erfahren, dass es eine Lücke im Lebenslauf Butenschöns gibt. Die Echtheit der Dokumente zu beurteilen, traute er sich aber nicht zu. Also hörte er sich um, wer gerade mit dem Thema beschäftigt war.«
    »Und so kam er auf Ihre Frau?«
    »Auf Evelyn, ja. Die steckte diesbezüglich schon in der Endphase ihrer Arbeit   –   eigentlich. Aber als sie hörte, dass da möglicherweise neue Dokumente aufgetaucht waren, verschob sie ihren Abgabetermin sofort.«
    »In Absprache mit ihren Prüfern.«
    »Natürlich, das musste ja sein. Jetzt war die Frage, wer bezahlt den Russen? Der Koschak wollte den Stern oder den Spiegel mit ins Boot holen, aber erstens bissen die nicht so recht an, und zweitens bestand Evelyn darauf, dass kein Wort in der Presse auftauchen dürfte, bevor sie das Material aufgearbeitet hätte. Und dann die Unsicherheit, ob die Unterlagen das Geld überhaupt wert waren!« Er kratzte sich im Nacken. »Ich wäre nie und nimmer auf so ein vages Angebot eingegangen. Aber Evelyn sah die einmalige Chance, etwas Besonderes aus ihrer Promotion zu machen. Außerdem fühlte sie sich wissenschaftlich dazu verpflichtet. Sie meinte, wenn die Presse neue Erkenntnisse über Butenschön publik machte, ohne dass in ihrer Arbeit ein Sterbenswörtchen darüber stünde, könnte sie das Ding gleich zum Altpapier tun.«
    »Nachvollziehbar.«
    »Ja, sicher. Keine Frage.« Er nickte ohne aufzusehen, und irgendwie kam dieses Nicken einer Verneinung gleich, einem stillen Protest.
    »Wie ist nun der Stand bei dem Dokumentendeal?«
    »Wenn Sie mich fragen: undurchschaubar. Der Kontakt zu dem Russen läuft ausschließlich über Koschak. Erst kamen nur ein paar Kopien und Beschreibungen, später, als Evelyn hinzugezogen wurde, auch Originale. Fünf bis zehn Seiten, glaube ich. Evelyn hat sie geprüft und meint nun, sie könnten durchaus zu den verschollenen Butenschön-Akten gehören. Sicher ist sie sich natürlich nicht. Das Geld haben sie und Koschak jedenfalls irgendwie zusammengekratzt. Alles Weitere müssen Sie Evelyn fragen. In den letzten Wochen hat sie diesbezüglich   …   Naja, sie war eher zugeknöpft, wenn ich sie darauf ansprach. Sie haben sie ja erlebt.«
    Klar, ich hatte sie erlebt. Und hätte meinen Kopf darauf verwettet, dass Knödelchen Evelyn seit Geburt so zugeknöpft war. Wenn es nicht einmal dem netten Michael gelungen war, sie aufzuknöpfen!
    »Je mehr Informationen man mir zur Verfügung stellt, desto besser für meine Ermittlungen«, sagte ich. »Eine ganz einfache Rechnung. Ich kann Ihre Frau nicht zwingen, sich mit mir zu unterhalten, aber es wäre …«
    »Meine Rede, Herr Koller! Da rennen Sie lauter offene Türen bei mir ein. Sie wird mit Ihnen sprechen, keine Sorge. Diesbezüglich war der Anschlag bestimmt ein heilsamer Schock für sie.«
    »Gut. Kommen wir nun zu denjenigen, denen die Promotion Ihrer Frau ein Dorn im Auge sein könnte. An wen denken Sie?«
    Er machte ein erstauntes Gesicht. »An den alten Butenschön, reicht das nicht? An wen denn noch?«
    »Ich frage ja bloß. Sie glauben also, das Urgestein deutscher Naturwissenschaft hat möglicherweise eine Leiche im Keller und will daher jede Nachforschung unterbinden oder zumindest sabotieren.«
    »Naja, Leiche im Keller …«
    »Ich meine die sprichwörtliche Leiche, nicht die leibhaftige.«
    »Ja, schon. So könnte ich mir das tatsächlich vorstellen. Auch wenn der Mann längst emeritiert ist, hat er eine Menge zu verlieren. Derzeit steht ja das halbe Land Schlange, um ihm zum Hundertsten zu gratulieren. Und weil sie ihm schon alle Auszeichnungen und Verdienstkreuze verliehen haben, erfinden sie wahrscheinlich noch welche, exklusiv für ihn.«
    »Um eine bestimmte Wissenschaftlerin von ihrem aktuellen Forschungsvorhaben abzubringen, wirkt so ein kleiner Brandanschlag aber fast ein bisschen beliebig, finden Sie nicht auch?«
    »Genau darum geht es ja!«, rief Deininger. »Eben deshalb ist Butenschön fein raus. Für die Öffentlichkeit haben da bloß ein paar jugendliche Randalierer über die Stränge geschlagen, aber die Person, die eingeschüchtert werden soll, weiß genau, dass sie gemeint ist. Die Polizei wird die Sache umgehend zu den Akten legen, und Evelyn muss sehen, wo sie bleibt. So sieht es aus, Herr Koller!«
    »So sieht es aus«, nickte ich und schob das

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