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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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…   Jeder Psychologe kann Ihnen das erklären. Morgen wird sie einverstanden sein.«
    Ich zuckte die Achseln. Das Nein dieser Frau würde auch morgen ein Nein sein.
    »Und selbst wenn nicht«, fuhr Deininger kämpferisch fort, »ich will Sie auf jeden Fall engagieren, Herr Koller. Sie können womöglich mehr ausrichten als die Polizei.«
    »Woran arbeitet Ihre Frau?«
    »An einer Dissertation über einen bekannten Heidelberger Wissenschaftler. Albert Butenschön, Sie werden schon von ihm gehört haben.«
    »Nö.«
    »Der Nobelpreisträger. Er steht dauernd …«
    »Herr Deininger, ich kenne den Mann nicht.«
    »Schon klar. Jedenfalls schreibt Evelyn über ihn. Und im Laufe ihrer Recherchen ist sie da auf ein paar heikle Dinge gestoßen. Absolut neue Erkenntnisse.«
    »Und deshalb schmeißt er ihr einen Brandsatz ins Büro, meinen Sie?«
    »Doch nicht er selbst! Der Mann ist uralt. Was genau dahintersteckt, kann ich nicht sagen. Das muss Ihnen Evelyn erläutern.«
    »Will sie ja nicht.«
    »Oh, ich kriege sie schon rum, keine Sorge.«
    Ich musterte ihn skeptisch. Die trockene Evelyn und der behäbige Michael, was für ein Paar! Aber vielleicht bekam er sie wirklich rum. Was wusste ich schon, auf welche Weise Entscheidungen im Hause Deininger getroffen wurden. Für heute Abend hatte ich jedenfalls genug. Ich wollte zurück zu Christine und Marc, meine Premierenlesung bei ein paar Bierchen Revue passieren lassen.
    »Also gut«, sagte ich. »Vertagen wir das Ganze auf morgen. Beraten Sie sich in aller Ruhe mit Ihrer Frau, ob sie nicht doch bereit wäre, mich hinzuzuziehen. Wenn ja, sprechen wir gemeinsam über die Sache, und dann nehme ich den Auftrag an oder lasse es. Einverstanden?«
    Er nickte düster. »Hoffentlich ist Evelyn da nicht in eine gefährliche Sache hineingeschlittert.«
    »Keine Angst, Herr Deininger.« Väterlich klopfte ich ihm auf seine weiche, runde Schulter. »Gefährliche Sachen übernehme ich nicht.«

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

2

    »Was heißt hier, du übernimmst keine gefährlichen Aufträge mehr?«, protestierte Fatty. »Als stünde von vornherein fest, wie gefährlich etwas sein wird! Nein, wenn etwas interessant klingt, übernimmst du. Wenn nicht, lässt du es.«
    »Schicke Devise«, nickte Eva, seine Freundin. »Bloß Christine dürfte da anderer Meinung sein.«
    »Oh, in diesem Fall habe ich keine Meinung«, wehrte meine Ex-Frau ab. »Männer brauchen schließlich ihren Auslauf. Da hat sich unsereins nicht einzumischen.«
    »Man nennt es Neugier«, sagte ich, »nicht Auslauf. Und wenn ich nicht so neugierig wäre, säßen wir jetzt nicht hier. Korrekt?«
    »Korrekt!«, rief Fatty und wandte sich an die Buchhändlerin, die trotz der späten Stunde noch auf ein Glas Wein mitgekommen war. »Was meinen Sie? Ein Buch, in dem echte Ermittlungsarbeit beschrieben wird, das muss doch ein Bestseller werden! Und vorgetragen hat er absolut professionell, unser Max, nicht wahr? Alleine die Stimme! Wie ein Gangster.«
    »Für die erste Lesung war es ganz ordentlich«, nickte die Frau. »Ich meine, Sie werden schon noch lernen, wie man das Ganze etwas lebendiger gestaltet und das richtige Tempo wählt. Man hört, woher Sie stammen, so rein von der Aussprache her, das finde ich eigentlich ganz schön. Und dass Sie beim Reden die Endungen verschlucken, lässt sich durch Training rasch abstellen. Ich schreibe Ihnen mal die Adresse einer guten Sprecherzieherin auf. Sie werden sehen, das bringt was. Auch fürs eigene Selbstbewusstsein.«
    Ich setzte mein Glas ab. »Wieso denn Selbstbewusstsein? Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass es mir daran mangelt.«
    »Ganz bestimmt nicht«, bestätigte Christine.
    »Man kann nie wissen. Es geht ja auch um das Durchhaltevermögen. Dass man die Stimme nicht ruiniert, wenn man auf Tournee geht und täglich Lesungen hat.«
    »Ich auf Tournee? Jetzt mal langsam!«
    »Wieso denn nicht? Die Leute lechzen nach authentischen Geschichten. Zumal Ihr Freund mit dem französischen Namen, Couplet, oder wie er …«
    »Covet. Marc Covet.«
    »Genau der. Also, formulieren kann der Kerl, das hätte ich ihm als Journalist gar nicht zugetraut.« Sie genehmigte sich einen Schluck. »Nur übertreiben soll er es nicht. Hier ein Schlenker, da eine Abschweifung  –  da tut man schnell zu viel des Guten.« Sie blinzelte verschwörerisch. »Unter uns: Kann es sein, dass Monsieur Covet ein klein wenig selbstverliebt

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