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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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so gerade ich ihn noch halten konnte, »passen Sie auf, Herr Deininger, ich komme. Und dann gucke ich mir dieses Schnakennest mal an, Ihr grandioses Superkaff.« Weg mit der Hand, sie bekam schon einen Krampf. Deininger schlug mir lachend auf die Schulter. Die leeren Flaschen auf dem Tisch klirrten. Ich wankte zum Tresen und ließ mir eine neue Ladung Getränke bringen. Für wen auch immer, zur Not für mich alleine.
    So ähnlich endete es dann ja auch. Herbert erzählte mir später, sie hätten mich beim Verlassen des Englischen Jägers alleine an einem Tisch gefunden, beide Arme um ein Tablett mit halbleeren Bierflaschen gelegt. War anscheinend nicht so einfach, mich da loszueisen. Mit Hilfe der Bedienung schafften sie es, und als sie mich ins Freie geschleppt hatten, begann ich auf allen Vieren Richtung Neckar zu krabbeln.
    Coppick und Hansen müssen sich köstlich amüsiert haben.

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

18

    Der nächste Morgen war so furchtbar, wie ein Morgen nur sein kann. Betonschädel, Flattermagen, Puddingbeine. In beiden Ohren das Echo von Dackelgebell. Nie wieder würde ich Coppick und Hansen kraulen können, ohne an Deininger zu denken. Warum konnte der Kerl nicht Tauben züchten oder Meerschweinchen? Tauben gab es nicht im Englischen Jäger, und Meerschweinchen waren selbst einem Tischfußball-Kurt zu doof. Obwohl: Wer weiß schon, was Hektoliter von Orangensaft über die Jahre mit einem menschlichen Organismus anstellen?
    Nicht ablenken, Max! Der Tag liegt vor dir, es gibt jede Menge zu tun. Dann mal los. Ich stemmte mich hoch, blieb minutenlang auf der Bettkante sitzen, fiel zurück in die Kissen, richtete mich wieder auf, saß. Durchatmen. Den Blick justieren. Halbherzige Versuche aufzustehen, Kapitulation. Nicht einmal lauwarmer Kaffee war diesmal in Reichweite: Christines stiller Protest gegen die Eskapaden ihres versoffenen Weggefährten. Einer meiner zahlreichen schlechten Träume dieser Nacht ging mir nicht aus dem Sinn: Ich war nach Hause gekommen und aus Versehen auf meine Ex drauf geplumpst. Das klang so blöd, es konnte direkt wahr sein.
    Na, und wenn schon! Christine brauchte sich nicht zu beschweren. Hätte sie Deininger gestern Abend nicht die Adresse meiner Stammkneipe genannt, wäre ich nur halb so besoffen nach Hause gekommen. Oder dreiviertel. Das war ein Unterschied, und zwar ein entscheidender: Er betraf die Anzahl der letzten Frustbierchen nach Mitternacht, und die bestimmten, wohin und worauf ich beim Zubettgehen plumpste. Fiel ich quer übers Bett, hatte der Partner keine Chance. Der Ex-Partner auch nicht.
    Stöhnend legte ich mich wieder hin, um ein weiteres Stündchen zu dösen.
    Die Türklingel weckte mich. Noch immer hatte ich mich nicht daran gewöhnt, dass sie so anders klang als in meiner früheren Wohnung. Schriller, nerviger, spießiger. Spießiger? Vielleicht. Jedenfalls stand ich, kaum war sie verhallt, neben dem Bett und rieb mir die Augen. Auf einem Stuhl bei der Tür lag meine Hose. Schwankend bewegte ich mich darauf zu. Klarer Fall von Kuhhessigkeit. Oder das Gegenteil, das mit dem Fass. Ich schaute auf die Uhr. Neun Uhr durch, da konnte man das Geklingel nicht einmal als Belästigung bezeichnen. Die Hose über der Schulter, ging ich zur Wohnungstür und drückte den Knopf der Sprechanlage.
    »Polizei!«, schallte es mir entgegen. »Öffnen Sie sofort!«
    Meine Alpträume hörten also nicht auf. Was wollte Kommissar Greiner von mir, der schärfste Hund der Heidelberger Polizei? Oder der zweitschärfste, wenn man seinen Kumpel Sorgwitz mit einbezog.
    »Bringen Sie mir einen Kaffee?«
    »Nein, aber einen Haftbefehl.«
    Ich betätigte den Türöffner. Greiner und Sorgwitz leisteten sich öfter mal ein Späßchen, vorzugsweise am frühen Morgen. Und vorzugsweise in meiner Anwesenheit, auch wenn sie da am Ende nie etwas zu lachen hatten. Diesmal also ein Haftbefehl. Vielleicht war wenigstens die Begründung, die sie sich ausgedacht hatten, ein bisschen lustig.
    Während ich in die Küche schlurfte, um einen Kaffee aufzusetzen, hörte ich ihre Schritte durch das Treppenhaus hallen. Sportliche Schritte, die zwei Stufen auf einmal nahmen. Greiner und Sorgwitz waren bestimmt die Vorturner der Polizeisportgruppe Heidelberg, denen bei der alljährlichen Weihnachtsfeier eine Ehrennadel ans Revers gepinnt wurde. Für die erfolgreiche Teilnahme am hiesigen Halbmarathon oder die Höchstpunktzahl im

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