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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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lange kein Grund …«
    »Sie haben da zwei hübsche Ohren«, fiel mir Fischer ins Wort. »Und manchmal sollte man sie Ihnen so richtig lang ziehen, Herr Koller. Erst das eine, dann das andere. Ich werde mal mit Ihrer Frau reden.«
    »Sie sind der Erste, der meine Ohren hübsch findet, Herr Fischer. Vielleicht hätte ich besser mit Ihnen zusammenziehen sollen.«
    »Verdammt, Sie Knalltüte!«, brüllte er los und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich meine es ernst! Dass Sie einfach nicht erwachsen werden wollen, kotzt mich an! Immer diese Spielchen und Reibereien und Großmäuligkeit! Sie bringen die komplette Polizei der Stadt gegen sich auf und merken es nicht einmal.«
    »Nichts für ungut, aber seit wann handelt es sich bei den Herren Greiner und Sorgwitz um die komplette Polizei der Stadt? Hat der Rotstift des Ministeriums derart zugeschlagen?«
    Grimmig reichte mir Fischer einen Briefumschlag. Greiner rieb sich die Hände und zwinkerte seinem Kollegen zu. Ich öffnete gespannt.
    Der Inhalt bestand aus einem DIN-A4-Blatt mit einem Foto darauf. Schwarz-weiß und schlecht kopiert, trotzdem aussagekräftig. Da war ein Zweiradfahrer, der dem Betrachter in voller Fahrt seine Zunge zeigte. Das Rad gehörte mir, und im Hintergrund sah man Handschuhsheimer Wohnhäuser.
    »Oh«, sagte ich. Mehr nicht.
    »Ja, oh!«, belferte Fischer gegen das Gefeixe seiner beiden Jungs an. »42 Stundenkilometer! Wahrscheinlich sind Sie noch stolz darauf, Ihre Rostlaube so auf Touren gebracht zu haben. Schade, dass es Sie nicht an der nächsten Ecke zerbröselt hat. Da hätte ich mal Ihre Miene sehen wollen!«
    »42 km/h?«, vergewisserte ich mich vorsichtig.
    »42!«
    »Ich   …   ich war in Eile, Herr Fischer. Mein Beruf lebt von Pünktlichkeit. Und bei hohem Tempo hängt mir immer die Zunge aus dem Mund. Überhaupt, was haben Sie mit Verkehrspolizisten zu tun? Sind Sie nicht für Gewaltverbrechen zuständig?«
    »Allerdings bin ich das. Und manchmal neige ich dazu, den Begriff Gewaltverbrechen sehr weit auszulegen. Mir ist egal, was Leute wie Sie über die Polizei denken. Nur verarschen lasse ich mich ungern.«
    »Genau!«, entfuhr es Greiner.
    »Na gut, ich bekenne meine Sünden, gehe in mich und bereue. Wie teuer wird der Spaß denn?«
    »Sie kapieren überhaupt nichts, Herr Koller! Es geht nicht um Ihre Geschwindigkeit, sondern um Ihre Respektlosigkeit. Und um Feigheit. Sie waren sich wohl sicher, dass Sie keiner erkennt, was? Aber damit ist es vorbei, seit Sie zu den Prominenten gehören. Die Kollegen waren so sauer über Ihre Aktion, dass sie das Foto an alle Abteilungen gefaxt haben, mit der Bitte um Rückmeldung. Und wissen Sie, was? Jede zweite hat sofort geantwortet: Ist das nicht der Schnüffler, der neuerdings in Büchern macht? Herzlichen Glückwunsch, Herr Autor!«
    »Danke«, murmelte ich.
    »Was die Herren Greiner und Sorgwitz sagten, erspare ich Ihnen. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Sie sprachen mir aus dem Herzen.«
    Verlegen kratzte ich mich am Kopf. Von Fischers Herz wusste ich nur, dass es nicht besonders gesund war. Wenn nun auch noch die Wut über einen flegelhaften Privatflic aus ihm sprach, musste der Kardiologe ran. Und der zog am Ende meinen Lieblingskommissar aus dem Verkehr!
    »Vielleicht könnte sich die Heidelberger Polizei dazu durchringen, das Ganze von der humorigen Seite her zu betrachten«, schlug ich vor.
    »Ich glaube nicht, dass auch nur ein Mensch in dieser Stadt, geschweige denn ein Polizist, Ihren Humor versteht.«
    »Na, dann«, ich zuckte die Achseln, »packe ich halt meine Zahnbürste ein.« Greiner und Sorgwitz hörten gar nicht mehr auf zu grinsen.
    Kommissar Fischer seufzte. »Die Welt ist schlecht, und Typen wie Sie machen sie nicht besser. Manchmal denke ich   …   aber lassen wir das. Wen interessiert schon, was ich denke?« Er schnappte sich meinen Becher, roch kurz daran und stellte ihn stirnrunzelnd zurück. »Woran arbeiten Sie gerade, Koller? Irgendein Auftrag in Sicht? Sagen Sie bitte nicht, Sie hätten Ihre Finger in diesem Edelnuttenskandal.«
    »Um Gottes willen!«
    »Also wenigstens das nicht. Was sonst? Eine größere Geschichte?«
    »Ganz klein.« Ich hielt Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »So klein.«
    »Verstehe. So klein, dass Sie sich den Schädel dabei eingerannt haben.« Er zeigte auf meine Stirn.
    »Es war eine Frankfurter Tür. Die Türen in Hessen scheinen mir breiter zu sein, während bei uns die Treppenstufen höher sind, wie

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