Butenschön
eins von Adrians Manuskripten weiterreichen? Mit wärmster Empfehlung? Das wäre ein Riesending für den Jungen!«
»Ich? Herr Fischer, Sie sehen das völlig falsch! Ich habe nur zu einem Verlag Kontakt, und das auch bloß indirekt. Mein Freund Covet regelt das für mich.«
»Aber Sie haben den Namen! Ich kann Ihnen alle möglichen Texte geben. Adrian hat sogar einen Krimi geschrieben, einen historischen, wenn man es genau nimmt, Gedichte noch und nöcher, und ein Theaterstück wird sich auch finden.«
»Autobiografien sollen stark im Kommen sein. Ihr Adrian hat bestimmt …«
»Hören Sie auf, sich lustig zu machen!«, grollte er. »Da gibt es nichts zu lachen. Wenn Sie wüssten, wie mir meine Frau in den Ohren liegt! Seit Jahr und Tag jammert sie mir von ihrem armen verkannten Neffen vor, dem ich unbedingt unter die Arme greifen müsste.«
»Aber, Herr Fischer! Nun stellen Sie sich mal vor, der Junge bekommt einen Verlagsvertrag. Oder auch nur eine positive Rückmeldung. Der dreht doch völlig durch, schmeißt sein Studium und träumt vom Büchner-Preis! Wollen Sie das?«
Fischer fuhr sich erschöpft mit seinem Taschentuch über die Stirn. »Was ich will, spielt in diesem Fall keine Rolle. Überhaupt keine! Es geht um meine Frau. Die hält Adrian für zu labil, um das Examen zu schaffen. Es sei denn, er bekommt eine Bestätigung. Zum Beispiel durch die Möglichkeit, ein Buch zu veröffentlichen.«
»Das ist Unsinn, und das wissen Sie.«
»Erzählen Sie das mal meiner Frau! Wenn ich ohne Ergebnis nach Hause komme, wird sie persönlich bei Ihnen vorstellig, jede Wette. Man hat ja nicht umsonst einen Autor unter seinen Bekannten. Und wie Sie meine Frau abwimmeln, möchte ich sehen.«
»Puh.« Nachdenklich betrachtete ich mein Fahndungsfoto. Das wurde ja immer besser! Frau Fischer war eine Seele von Mensch. Ich kannte ihren Händedruck, ihre mütterlichen Rundungen und ihren Sauerbraten. Ja, sie war ein Seelchen, aber zum Gegner wollte ich sie nicht haben. »Was stellen Sie sich denn vor?«, fragte ich. »Dass ich ein gutes Wort für Ihren Neffen einlege?«
»Das Beste wäre wohl eine Art Gutachten. So etwas wie eine Empfehlung durch …«
»Ein Persilschein?«
»Unsinn! Ein Empfehlungsschreiben, das er seinen Manuskripten beilegt. Und bei Ihrem Hausverlag könnten Sie mal mit dem Lektor sprechen. Mensch, Koller, das ist doch nicht zu viel verlangt!«
»Und wann soll ich seine Bücher lesen?«
»Wer sagt, dass Sie das müssen? Sie haben vielleicht romantische Vorstellungen! Wenn es Fragen zum Inhalt gibt, hilft Ihnen meine Frau gerne weiter. Aber nötig ist das nicht.«
Ich trank meinen Kaffee aus und stellte den Becher hart auf den Tisch zurück. »Gut. Ich werde mit Marc Covet so ein Schreiben zusammenbasteln. Dazu muss man formulieren können, und das kann nur er. Es gibt aber eine Bedingung, Herr Fischer.«
Der Kommissar kniff die Augen zusammen.
»Ich brauche Informationen über einen aktuellen Fall.«
»Informationen?«
»Bloß ein paar Details zum Stand der Ermittlungen. Sie können sich doch Akteneinsicht verschaffen?«
»Bitte? Schlagen Sie sich das aus dem Kopf!«
»Es geht um den Brandanschlag auf ein Büro im Technologiepark letzten Montag.«
»Ach, das! Da sind Sie momentan dran?« Er winkte ab. »Sie haben recht, das ist wirklich kein Aufreger. Sollten Sie sich ein Erfolgshonorar erhoffen, muss ich Sie enttäuschen. Die Täter wird man nicht ermitteln, es sei denn, sie sind so blöd und schlagen noch einmal zu.«
» Die Täter?«
»Mein Gott, irgendwelche Randalierer halt. Der Fall ist so nebensächlich, da kann ich Ihnen auch gleich die Akte zeigen.«
»Bestens. Wann?«
»Kommen Sie morgen zu mir nach Hause. Ich leihe mir den Vorgang übers Wochenende aus. Und Sie bringen das Gutachten für meinen Neffen mit.«
»Mal sehen, ob es so schnell geht. Sie ahnen ja nicht, was für eine Arbeit dieses Schreiben ist!«
Grimmigen Blicks erhob er sich. »Ich zähle auf Sie, Koller!«
Er war wirklich mein Lieblingskommissar, der gute Herr Fischer.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
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Besitz soll ja ansteckend sein, heißt es. Und hier hatten wir mal wieder den schönsten Beweis.
Auch wenn Rechtsanwalt Dr. Brouwer nur in der Handschuhsheimer Landstraße residierte, wollte er hinter seinem Mandanten Butenschön und dessen schnieker Südstadtresidenz keinesfalls zurückstehen, zumindest nicht am Arbeitsplatz. Er gönnte
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