Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
könnten die beiden Brüder wirklich nicht sein. Robert fühlt sich am wohlsten in der Natur, in den Weinbergen bei seiner Arbeit. Wieder einmal frage ich mich, was ihn zu dieser Frau geführt haben mag. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Dennoch glaube ich, dass eine weniger anspruchsvolle, exaltierte Frau für ihn stressfreier wäre. Aber das ist ja nicht mein Problem. Susann mustert mich von oben bis unten und sagt spitz: »Na, meine Liebe, auch beim Modehaus Singer gewesen?«
Ich weiß genau, dass sie auf Anhieb erkennt, dass mein Seidenblüschen von Zara ist, schließlich geht sie oft genug shoppen. Deshalb lächle ich nur, für weitere Gespräche haben wir auch gar keine Zeit mehr, weil die Show beginnt und wir unsere Plätze einnehmen müssen. Das Licht geht aus, die Strahler auf dem Catwalk leuchten auf, und die mitreißende Musik lässt einen ebenso wie die wirklich gelungenen Tanzeinlagen fast vergessen, dass eigentlich die Mode das Hauptthema des heutigen Abends ist. Verstohlen blicke ich zur Seite und sehe, dass Leon keineswegs entgangen ist, wie schön die Models sind. Mein Gott, sind die schlank. Essen die denn gar nichts? Und die Mode ist einfach traumhaft. In solchen Momenten hätte ich schon gern etwas mehr Geld, das muss ich offen zugeben. So etwas werde ich mir wohl nie leisten können, es sei denn, ich werde doch noch ›Frau Römfeld‹. Bei dem Gedanken muss ich grinsen. Im Nu ist der erste Teil vorüber und es gibt einen Sektempfang. Hübsche junge Hostessen reichen auf Silbertabletts Prosecco, der mir richtig guttut. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich noch gar nichts gegessen habe, doch angesichts der vielen dünnen Mädchen um mich herum vergeht mir ohnehin der Appetit. Katharina mit ihren schmalen Lippen sieht zu uns herüber.
»Leon, hast du Maja eigentlich schon Anouk vorgestellt?«, fragt sie süßlich. Leon macht ein verlegenes Gesicht, was so gar nicht zu seiner selbstsicheren Miene passt.
»Ääääh, nein, wir hatten leider noch keine Gelegenheit. Maja, das ist Anouk LeBlanc, unsere neue Marketing-Mitarbeiterin. Anouk, c’est Maja, une amie de la famille«, sagt er zu ihr, und ich platze fast vor Wut.
Wie bitte? Eine Freundin der Familie soll ich sein? Warum spricht Leon Französisch? Und was soll, bitte schön, die ›neue Marketing-Mitarbeiterin‹? Seit wann brauchen die Römfelds denn so was bzw. so eine? Ich dachte immer, Leon würde diesen Part mit übernehmen, schließlich hat er ja Betriebswirtschaft studiert. Er sieht meinen ratlosen Blick und erklärt: »Anouk hat schon in einigen der besten Weingüter Frankreichs gearbeitet und wird uns dabei unterstützen, das Weingut Römfeld in Deutschland und ganz Europa noch bekannter zu machen.«
Aha. Ob das wirklich vonnöten ist? Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur eifersüchtig. Denn Anouk ist nicht nur bildhübsch und hat eine tolle Figur, sie verfügt auch über diesen unglaublich verführerischen französischen Akzent. Also damit kann sie sicher auch eingefleischte Anti-Alkoholiker vom Weintrinken überzeugen.
»Und, Maja, wie läuft es bei dir so in der Arbeit?«, fragt Susann anstandshalber und schaut abwechselnd Anouk und mich an, als würde sie uns vergleichen. Sie wartet die Antwort aber nicht ab, sondern dreht uns den Rücken zu und erzählt Katharina von ihrer neuen Putzfrau, die absolut unzuverlässig sei. Den zweiten Teil der Show bekomme ich nur noch am Rande mit. Andauernd muss ich an Anouk denken. Bestimmt will sie sich einen der Römfeld-Männer angeln. Und Robert wird es wohl nicht sein, der ist ja gut versorgt. Als die Show unter frenetischem Beifall zu Ende geht, tauchen die hübschen Hostessen wieder auf, diesmal mit Tabletts voller Gläser mit Weiß- und Rotwein des Weinguts Römfeld. Da sehr viele einflussreiche Geschäftsleute heute zugegen sind, wird dieser Abend genutzt, um Werbung zu betreiben. Für das Modehaus Singer war es sicher ein voller Erfolg, denn alle Frauen versprechen, in den nächsten Tagen »vorbeizuschauen«, um die edlen Teile zu erwerben. Also wird mir sicher das eine oder andere Stück irgendwann wiederbegegnen. Auch Leon lässt vor Frau Singer verlauten, sich demnächst mit mir in ihrem Modegeschäft sehen zu lassen. Davon wusste ich bislang ja gar nichts. Na, wir werden sehen. Anouk gibt ihr Bestes, die anwesenden Männer mit ihrem französischen Charme zu betören, indem sie blumig die Weine anpreist, selbst aber nur wenig davon nippt. Ganz im Gegensatz zu
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