Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
Vom Netzwerk:
diesem schönen Wetter vielleicht sogar auf unserem Balkon einnehmen können. Doch zu Hause stelle ich fest, dass zwar die pinke Shoppertasche im Flur liegt, aber Nini offenbar ausgeflogen ist. Lange kann sie nicht weg sein, denn in ihrem Zimmer kann ich noch ihr Parfum ›Petite Chérie‹ riechen. Auf unserem kleinen Bistro-Küchentisch liegt eine Botschaft:
    ›Hi, Mami, bin mit ein paar Leuten am See, ist so ein schöner Abend heute. Keine Angst, wird nicht spät. Küsschen, Nini.‹
    Ich bin enttäuscht. Soll ich die Spaghetti alleine essen? Kurz entschlossen rufe ich Leon auf dem Handy an, aber es läuft nur die Mailbox. Im Büro des Weinguts ist natürlich auch niemand mehr, und bei ihm zu Hause meldet sich nur das Dienstmädchen und erklärt, Herr Römfeld sei leider außer Haus. Na wunderbar. Also doch alleine essen? Darauf habe ich irgendwie keine Lust. Ich mache mir ein Käsebrot und setze mich damit auf den Balkon. Der Abend ist so schön und die Stadt noch voller Menschen. Irgendwie hält es auch mich jetzt nicht daheim. Ich ziehe mir kurz die Lippen nach und die Turnschuhe an und bin, bevor ich es mir anders überlegen kann, aus der Tür und sitze auf meinem Rad. Gemütlich radle ich am See entlang und bin in kurzer Zeit in Nußdorf. Ohne darüber nachzudenken, habe ich diese Richtung eingeschlagen und finde mich schon bald in der Seestraße wieder. Die nette, ältere Dame ist mal wieder in ihrem Garten zugange, und als sie mich sieht, winkt sie kurz herüber. Ich steige ab und rufe ihr ein freundliches »Guten Abend!« zu, bevor ich das Rad langsam die Straße entlangschiebe. Die ›Butterblume‹ sieht im Abendlicht noch schöner aus als gestern, und der Garten wirkt so friedlich. Ich lehne mein Fahrrad an den Zaun und bemerke den Volvo von gestern, an dem diesmal ein großer Anhänger, mit Zweigen und Buschwerk beladen, angekoppelt ist. Also ist der freche Gärtner von gestern auch schon wieder da. Na, so ist’s recht. Soll nur alles schön ordentlich machen hier. Umso besser können wir das Objekt verkaufen. Wobei das ohnehin nicht das Problem sein dürfte, bei der Lage. Der See sieht heute so ganz anders aus als gestern. War er gestern noch grau und das Wasser rau, so ist er heute eine einzige spiegelglatte Fläche, in der sich das rosa Abendlicht wiederfindet. Staunend setze ich mich auf die Stufen, die zur Terrasse führen, und genieße diese himmlische Ruhe und die Abendsonne. Von dieser Terrasse habe ich heute Nacht geträumt, und dieser Traum ist mir auf einmal wieder so nah. Doch ich komme nicht dazu, weiter daran zu denken, denn eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: »Na, Sie haben sich wohl echt verliebt?«
    Der freche Gärtner. Wie kommt er dazu, mich so zu erschrecken.
    »Ähhh, wie bitte? Nein, ich habe hier wohl gestern mein Notizbuch verloren«, sage ich verlegen und tue so, als hätte ich gestern tatsächlich irgendwas vergessen, indem ich mich suchend umschaue, doch er grinst mich nur an.
    »Ach so, ich dachte schon, Sie wollten sich Ihre neue Immobilie noch einmal genauer ansehen«, sagt er und steckt sich eine Zigarette an. Er soll lieber schauen, dass er fertig wird mit seiner Arbeit, sonst kann er das Grünzeug heute nicht mehr abladen. Und morgen ist Samstag, da wird in der Mülldeponie sicher nicht gearbeitet, oder? Na, mir kann es ja egal sein.
    »Was für ein schöner Abend, finden Sie nicht auch?«, fragt er mich.
    »Man kann kaum glauben, dass es gestern noch so kalt und hässlich war. Aber so ist das hier am Bodensee, das Wetter ändert sich von einem Tag auf den anderen«, klärt er mich auf, als sei ich von Gott weiß woher.
    »Ja, richtig schön heute«, antworte ich einsilbig und blicke mich immer noch suchend um.
    »Also, ich habe den ganzen Tag hier im Garten gearbeitet, aber mir ist kein Notizbuch aufgefallen. Waren Sie denn auch im Haus?«
    Nun, das wäre jetzt natürlich die Gelegenheit, mal einen Blick nach drinnen zu werfen, aber ich denke nicht, dass dieser Gartenbau-Dösi einen Schlüssel dafür besitzt.
    »Aber ich kann mich gerne noch ein bisschen für Sie umsehen, ich hab hier noch länger zu tun«, sagt er und grinst schon wieder so unwiderstehlich.
    »Wenn ich etwas finde, soll ich es Ihnen dann zuschicken? Oder kommen Sie in den nächsten Tagen wieder mal vorbei?«, fragt er.
    »Ja, das kann durchaus sein. Also, falls Sie mein Notizbuch finden sollten«, antworte ich, obwohl ich weiß, dass das wirklich unwahrscheinlich ist, »dann legen Sie es

Weitere Kostenlose Bücher